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Aus: Ausgabe vom 09.07.2024, Seite 15 / Natur & Wissenschaft
Evolution

Da steht kein T-Rex in der Flur

Der Aufstieg der Weinranken verdankt sich dem Aussterben der Dinosaurier
Von Daniel Bratanovic
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Omas Kellervermächtnis kann da nicht mithalten. Denn das, was Archäologen da kürzlich in der Nähe von Sevilla in einem römischen Mausoleum entdeckt haben, war ein etwas älterer Tropfen. Die chemische Analyse ergab, dass es sich bei der in einer Urne gefundenen rötlichen Flüssigkeit um einen uralten Weißwein handeln musste, mit einem Alter von mehr als 2.000 Jahren sogar um den ältesten (nicht getrunkenen oder vergossenen) Wein der Welt.

Diese rund 2.000 Jahre sind indes nicht einmal ein Wimpernschlag gemessen am Alter der Ahnen der Weinrebe, deren evolutionärer Aufstieg dem Aussterben der Dinosaurier zu danken sein dürfte. Diese These haben jetzt Wissenschaftler vom Field Museum of Natural History in Chicago in der Fachzeitschrift Nature Plants formuliert, nachdem sie zuvor bis zu 60 Millionen Jahre alte Traubenkerne aus Mittel- und Südamerika untersucht hatten. Danach zeigen die Funde eine rasche Verbreitung der Ahnen der Weinrebengewächse kurz nach der Extinktion der Sauropoden. Die tropischen Gebiete Mittel- und Südamerikas schienen dabei ein regelrechter Brutkasten bei der Evolution der Weinrebenartigen gewesen zu sein. So stammen die direkten Verwandten der modernen Weinrebe Vitis vinifera nicht aus Europa, die Gattung Vitis habe ihre Urheimat vielmehr in Mittelamerika, schreiben die Wissenschaftler.

Evolutionären Schub und Verbreitung verdankten die Vorfahren der edlen Weinrebe katastrophenartigen Veränderungen im Ökosystem am Ende der Kreidezeit. Futtermangel hatte die Zahl der Dinosaurier drastisch dezimiert. Zuvor hatten die Echsen durch ihr Fressverhalten die damaligen Wälder licht und offen gehalten. Mit ihrem Verschwinden allerdings wurden sie dichter und dunkler und boten ideale Bedingungen für Rankenpflanzen, wie eben die Weinartigen. Gleichzeitig vermehrten sich rasant Früchte fressende Vögel und Säugetiere, die die Samen der Weinpflanzen verbreiteten. Riesenechsen weg, Wein da. Darauf einen ­Moscatel aus Andalucía.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (8. Juli 2024 um 23:06 Uhr)
    Muss man also folgern, dass Vitis vinifera eine invasive Art ist? Wie kam sie nach Andalucía? Zur Zeit der Extinktion der Sauropoden war Amerika ja schon von Europa getrennt. Haben Denisova-Menschen den Wein über die vereiste Beringstrasse und die erste Weinstraße verschleppt?

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