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Aus: Ausgabe vom 10.07.2024, Seite 10 / Feuilleton
Kunsthandwerk

Beutelkunst

Von Michael Saager
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Der Blick auf den Beutel erspart den Weg

Und hier, liebe jW-Leser, etwas Erbauliches aus unserer neuen Melderubrik »Braucht kein Mensch, tut aber gut in harten Zeiten wie diesen«. Londons berühmte Tower Bridge oder der prähistorische Steinkreis Stonehenge, Sie wissen schon – muss man mal gesehen haben. Oder auch nicht: Eine Künstlerin in Großbritannien bemalt gebrauchte Teebeutel mit den tollen Wahrzeichen ihres Landes. »Ich liebe die Idee, etwas zu nehmen, was man normalerweise wegwerfen würde, und daraus ein Kunstwerk zu machen und ihm ein neues Leben zu geben«, sagte Caroline West (49) der britischen Nachrichtenagentur PA.

Das können wir nur unterstützen, schließlich liegt uns die Umwelt beinahe so sehr am Herzen wie, hm, sagen wir, der Sozialismus chinesischer Prägung. West weiß so einiges: »Ich glaube, dass wir alle die ganze Zeit so beschäftigt sind und es uns schwerfällt, sich die Zeit zu nehmen, langsamer zu machen und die Schönheit der alltäglichen Dinge zu sehen, die wir oft für selbstverständlich halten.« Bisher hat die fleißige Künstlerin etwa 70 Teebeutel bemalt. Die Beutelchen werden dafür nach dem Teekochen getrocknet, das könne einige Jahre dauern. Pardon, Tage. Dann werden sie aufgeschnitten, ausgeleert und sorgfältig gebügelt.

In Großbritannien, aufgepasst liebe jW-Leser, wird gern schwarzer Tee mit Milch getrunken, ob zum Frühstück oder am Nachmittag. Besonders herzerwärmend: Die Teebeutel für ihre Miniaturen bekommt West von ihrer Mutter. Sie selbst trinke nur Kräutertee. Aber Kunst muss schließlich was riskieren: Sie habe deshalb auch damit experimentiert. »Mein Mann trinkt Früchtetee, das gibt einen wirklich schönen rosafarbenen Ton, und ich trinke Kamille, was einen gelblichen Ton ergibt«, sagte West. Jetzt möchten Sie, liebe Leser, bestimmt wissen, wie die spannende Geschichte weiter geht. Leider ist unser Platz zu Ende.

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