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Aus: Ausgabe vom 10.07.2024, Seite 16 / Sport

Hart, aber fair

Von André Dahlmeyer
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Riss die Zügel an sich: Alexis Mac Allister (Houston, 8.7.2024)

Einen wunderschönen guten Morgen! Auch bei der Copa América in den USA stehen die Halbfinalisten fest, drei Viertelfinals wurden vom Punkt entschieden. Zum Auftakt durfte die Scanoleta von Titelverteidiger Argentinien in Houston, Texas gegen Ecuador leiden. Während Ecuador zum Turnierauftakt verdient gegen Venezuela verlor und sich mit einer finalen Nullnumer gegen México weiterzitterte, hatten die Silberländer alle Gruppenspiele zu Null gewonnen. Glanzvolles gab es freilich nicht zu sehen, dafür den genesenen Kapitän Lionel Messi, der gegen Peru pausieren musste.

Ecuador erwies sich während der gesamten 90 Minuten als ebenbürtiger Gegner. Zwar kontrollierte die Albiceleste den Ball, versäumte es jedoch, mit Nadelstichen Schaden anzurichten. Ecuador hatte weniger Ballbesitz, behandelte den Ball aber mit chirurgischer Präzision. Rasch rettete Tormann Dibu Martínez in einem Eins-gegen-Eins vor Moisés Caicedo, den die komplette Verteidigung des Weltmeisters nur noch von hinten gesehen hatte. Argentinien wirkte wie Apollo 13, funkte unverständliche Signale. Im zentralen Mittelfeld wurde nicht gegrätscht, die Verteidiger streunten unkoordiniert umher, Kapitän Messi kickte wie zu Beginn bei Barça, an die rechte Bande geklebt, beinahe wirkungslos. In den ersten 20 Minuten dominierte Ecuador deutlich, die Gauchesken schielten heimlich zu den Seilen eines imaginären Boxrings, wie Vieh wurden sie herumgetrieben. Als das Debakel unabwendbar schien, war es das linke Bein von Dibu Martínez, das einen Treffer von Jeremy Sarmiento vereitelte. Die argentinischen Helden irrten über den Platz wie Falschgeld, zum Glück ließen sich die Fans nicht lumpen und boten ein Mordsspektakel auf den Rängen, das ansteckte und das Feuer neu entfachte.

Alexis Mac Allister vom FC Liverpool riss im Zentrum die Zügel an sich, nach 35 Minuten wurde der Weltmeister belohnt: Ecke Messi, Mac Allister leitet am ersten Pfosten mit dem Kopf weiter, Lisandro Martínez (ManU) köpft das Runde am langen Pfosten unhaltbar ins Tor. Auch danach sah man keine Albiceleste im Frack, es dominierte der Blaumann. Zeitspiel, den Gegner durch Kurzpassspiel einschläfern, fair, aber hart tretende Beine – die Silberländer ließen nichts aus, um den vermeintlichen Feind auf Distanz zu halten.

In der Nachspielzeit wurde dieses Effizienzgedöns bestraft, der in Belgien kickende Kevin Rodríguez sprang höher als Nico Otamendi und erzielte den Ausgleich für den Tricolor. Erster Gegentreffer für Argentinien bei dieser Copa. Im sich direkt anschließenden Penaltytreten wollte Messi es brasilianisch respektive à la Riquelme machen, schlenzte den Ball in die Mitte des Tores – leider auf die Latte. Es schlug die Stunde von Dibu Martínez, der gleich die ersten beiden Strafstöße Ecuadors in überirdischer Manier parierte, der Mann hat selbst Rudi Kargus den Rang abgelaufen – historisch. Apollo 13 war wieder auf der Erde gelandet. Nach dem Match feuerte der ecuatorianische Fußballverband (FEF) den spanischen Trainer Félix Sánchez Bas. Wenn Sie dies hier lesen, ist das erste Halbfinale zwischen Argentinien und Kanada gelaufen, heute Nacht 2.00 MEZ kicken Uruguay und Kolumbien. Versäumen Sie die Freitagausgabe nicht!

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