3000 Abos für die Pressefreiheit!
Gegründet 1947 Freitag, 2. August 2024, Nr. 178
Die junge Welt wird von 2869 GenossInnen herausgegeben
3000 Abos für die Pressefreiheit! 3000 Abos für die Pressefreiheit!
3000 Abos für die Pressefreiheit!
Aus: Ausgabe vom 12.07.2024, Seite 6 / Ausland
Asien und Pazifik

China im Visier

Japan und Philippinen schließen historischen Pakt zur militärischen Zusammenarbeit. China warnt vor neuem kalten Krieg
Von Igor Kusar, Tokio
6.JPG
Der besiegelnde Händedruck am Montag in Manila

»Das Reciprocal Access Agreement (RAA) ist der bisherige Höhepunkt unserer Partnerschaft«, kommentierte Enrique Manalo, Außenminister der Philippinen, das Anfang der Woche geschlossene neue Militärabkommen mit Japan. Es soll den Truppen beider Länder erlauben, an gemeinsamen Manövern auf dem Territorium des Vertragspartners teilzunehmen. Auch eine Stationierung von Soldaten auf dem Gebiet des anderen ist möglich. Man könnte diesen Vertrag über den »gegenseitigen militärischen Zugang« auch historisch nennen, denn es ist das erste Mal, dass Japan nach dem Zweiten Weltkrieg einen solchen Pakt mit einem asiatischen Staat eingeht.

Die Reaktion aus China kam denn auch prompt: »Japan, der ehemalige Aggressor, ist dabei, seine militärische Präsenz auf den Philippinen zu verstärken, wo es im Zweiten Weltkrieg einmarschiert ist«, ließen sich chinesische Beobachter zitieren. Und weiter: »Die asiatisch-pazifische Region braucht keine militärischen Blöcke, die Konfrontationen oder einen kalten Krieg auslösen könnten.«

Auch auf den Philippinen gibt es Widerstand gegen das Abkommen. Eine Organisation, die für Gerechtigkeit für philippinische Sexsklavinnen in japanischen Kriegsbordellen während des Zweiten Weltkrieg kämpft, kritisierte das RAA scharf. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua zitierte eine Mitarbeiterin mit den Worten: »Der neue Pakt ist ein Hohn auf die Gerechtigkeit und unseren Kampf. Japan gibt Milliarden seines nationalen Budgets für zerstörerisches Kriegsmaterial aus. Das zeigt uns, dass es nicht willens ist, seine Kriegsverbrechen wiedergutzumachen.«

Die Gruppe der Teilnehmer, die der Unterzeichnung des Abkommens am Montag in Manila beiwohnten, war hochkarätig. Signiert wurde der Pakt von Japans Außenministerin Kamikawa Yōko und dem philippinischen Verteidigungsminister Gilberto Teodoro. Anwesend war auch dessen Chef, Präsident Ferdinand Marcos junior. Das Abkommen muss nun noch von den Parlamenten der beiden Staaten ratifiziert werden.

Verantwortlich für die rapide Annäherung der beiden Pazifikanreiner ist der Machtwechsel in Manila im Juni 2022. Anders als sein Vorgänger Rodrigo Duterte, der eine Annäherung an China verfolgte, fühlt sich Marcos von den chinesischen Gebietsansprüchen im Südchinesischen Meer bedroht. Er suchte den Schulterschluss mit den USA, die vergangenes Jahr vier zusätzliche Stützpunkte auf den Philippinen zugesprochen bekamen. Seither findet außerdem eine militärische Zusammenarbeit bei Aufrüstung und Ausbildung statt.

Da konnte Japan nicht abseits stehen, zumal es der zweitgrößte Handelspartner der Philippinen ist. Reger diplomatischer Reiseverkehr zwischen den beiden Staaten war die Folge – mit dem trilateralen Spitzentreffen im April in Washington als Höhepunkt und dem stärker werdenden China im Visier. Die USA sind sehr daran interessiert, ihre beiden Verbündeten zu trilateralen Militärübungen einzuladen. Bei Manövern der japanischen, australischen und US-Marine etwa waren die Philippinen bisher nur Beobachter. Für die USA wären die beiden Inselstaaten in einem Konflikt um Taiwan von größter strategischer Bedeutung.

Und Japan, der treue US-Vasall, spielt mit. Mit welcher Ernsthaftigkeit es die Expansion seiner Sicherheitsbeziehungen seit neuestem vorantreibt, zeigt die Tatsache, dass die Verhandlungen für das RAA bloß einige Monate dauerten. Im Falle von Australien und Großbritannien, die mit Japan das gleiche Abkommen haben, vergingen Jahre, bis der Pakt stand. Natürlich ist das Südchinesische Meer auch Teil der japanischen Sicherheitskalkulation, da es im Ostchinesischen Meer in Gebietsstreitigkeiten mit China verwickelt ist. Außerdem ist das Südchinesische Meer für Japan als Transportroute überlebenswichtig.

Gefragt, ob die Philippinen beabsichtigen, in Zukunft einen gegenseitigen Verteidigungsvertrag mit Japan zu schließen – ähnlich dem mit den USA –, antwortete Außenminister Manalo, es hänge von den Entwicklungen in den kommenden Monaten ab. Die Schlinge um China zieht sich immer enger.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren. Denn nicht allen lernen die junge Welt kennen, da durch die Beobachtung die Werbung eingeschränkt wird.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Ähnliche:

  • Provokation vor Chinas Küste: Die USS »Ronald Reagan« im Philipp...
    10.05.2023

    Trittsteine der NATO

    Serie. Teil 9: China, die erste Inselkette und der Pazifik
  • Ein vietnamesischer Soldat auf der Spratly-Insel Thuyen Chai. Im...
    11.01.2022

    Mehrfach beansprucht

    Inseln und Rohstoffe. Die Territorialkonflikte in Ostasien könnten sich leicht zur militärischen Auseinandersetzung ausweiten
  • In Pearl Harbor auf Hawaii, 1898 annektiert und seit 1959 50. Bu...
    07.12.2016

    Falsch kalkuliert

    Mit dem Angriff auf Pearl Harbor vor 75 Jahren eskalierte Japan die Konflikte mit den Vereinigten Staaten im asiatischen Raum. Ziel der Attacke war die Ausschaltung der US-Pazifikflotte. Eine langfristige Schwächung der USA ­erreichte das Kaiserreich damit aber nicht