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Aus: Ausgabe vom 12.07.2024, Seite 16 / Sport
Fußball-EM

Plötzlich vorne, plötzlich hinten

Das waren die Halbfinalspiele der Fußball-EM
Von Gabriele Damtew
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So geht es: Spanien drin, Frankreich raus

Die Menschen lieben den Mythos des Helden, mag er scheitern oder siegen. Nicht immer in dieser Reihenfolge, aber bevorzugt. Die tragischen Geschichten sind oft die besser erzählbaren, solche, die nachhallen und berühren. Im Fußball ist das anders. Der Sieg zählt, und der Verlierer ist schnell vergessen. Große Ausnahme bleibt das Halbfinale der WM 2014 in Brasilien: das berühmt-berüchtigte »Sete a um« (7:1) zwischen Deutschland und Brasilien, das bei bloßer Erwähnung nach immerhin zehn Jahren noch für feuchte Augen bei brasilianischen Freunden sorgt (so böse bin ich nicht, dass ich sie ständig darauf anspräche). Bei den meisten Deutschen, die ich kenne, weckt die für Brasilianer traumatische Niederlage eher ein peinliches Gefühl, man war ja schließlich zu Gast.

Die Spanier gaben sich im Viertelfinale der jetzigen Europameisterschaft beim 2:1 trotz der Vorteile in Ballbehandlung, Schnelligkeit und Mut wesentlich rücksichtsvoller mit den deutschen Gastgebern, die sich diesmal allerdings nicht blamierten.

Wie es der Zufall wollte, hatten auch die Halbfinals am Dienstag und Mittwoch in München bzw. Dortmund das gleiche Resultat – 2:1. Ein Ergebnis, das Leute tippen, die gern auf Nummer sicher gehen, das aber auch zeigt, wie umkämpft und eng ein Match sein kann.

Ehrlich gesagt schien die Sache im ersten Semi nach der frühen Führung der Franzosen gegen die Spanier geritzt: Feine Flanke vom maskenlosen Kylian Mbappé auf den Kopf von Randal Kolo Muani, einfacher ging es nicht. Die Fähigkeiten von Les Bleus im Verteidigen sind bekannt. Doch Spanien hat einen neuen Halbgott, Lamine Yamal. Der noch 16jährige (am Samstag hat er Geburtstag) zeigte sein Talent, indem er aus fast 30 Metern den Ball an den linken oberen Innenpfosten zirkelte, von wo er direkt ins Glück prallte. Kein Zufall. Immerhin wurde er als Baby für eine UNICEF-Charity-Aktion vom damals 20jährigen Lionel Messi gebadet, wobei dessen Superkräfte zweifellos auf den Säugling übergingen. (Hoffentlich hat Messi keine Stelle vergessen, siehe Achill und Siegfried. Und ja, liebe Freunde der Nostalgie, damals trug Barcelona den Namen des Kinderhilfswerks auf dem Trikot.) Jedenfalls war das Eis der französischen Defensive gebrochen und der immer gefährlich-giftig agierende Dani Olmo erledigte im Alleingang den Rest für den Finaleinzug.

Und wieder kommt es zu einer ähnlichen Situation im zweiten Halbfinale zwischen England und unseren orangen Nachbarn. Die Niederlande gehen überraschend schnell in Führung. Perfekte Stellung zum Ball und Tor von Xavi Simons (auch gerade erst 21 Jahre), der nicht nur einen heroischen Vornamen trägt, sondern auch den Mut hat, aus knapp 20 Metern mit Wumms direkt in den oberen linken Winkel abzuziehen. Der englische Patient wachte durch diese Schockbewegung aus seinem bisherigen komatösen Zustand auf und spielte das, was er eigentlich sehr gut kann: Football. Und was erfolgreich geübt wurde: Kane verwandelt einen Strafstoß unhaltbar zum Anschluss. Danach sind die Oranjes wieder besser, dominieren in der Schlusshälfte gar den Pitch. Bis der vielgescholtenen Coach Gareth Southgate ein glückliches Wechselhändchen zeigt. Joker Cole Palmer spielt auf Joker Ollie Watkins, der den Ball in buchstäblich letzter Minute im unteren linken Eck versenkt.

Zumindest können die fast 80.000 niederländischen Fans in Dortmund ihr Leid teilen.

Die Engländer haben Oberwasser. »Berlin! Berlin! Wir fahren nach Berlin!« Nicht, dass sie das auf Deutsch singen könnten. Aber ein paar Tage bleiben ja noch bis zum Finale. Dann geht die Heldensaga weiter, zumindest für ein Team.

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