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Aus: Ausgabe vom 12.07.2024, Seite 16 / Sport
Beim Fananwalt

Keine Verbrecher

Von René Lau
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Wie oft waren es Fußballfans, die auf Missstände bei Verbänden hingewiesen haben. Fans waren es, die über Hintergründe von Finanzinvestoren aufklärten, die Einschränkungen von Bürger- oder Freiheitsrechten kritisierten. Nicht selten wurden erst durch solche Aktionen Probleme kenntlich, die mancher Politiker lieber verdeckt gehalten hätte. Ein Beispiel: die Chatkontrolle, anhand der ein europaweiter Frontalangriff aufs Briefgeheimnis erfolgen soll.

Manchmal kommen die Dinge auch zufällig raus. Oder nebenbei. Kürzlich gab es im Fernsehen des Bayerischen Rundfunks einen Beitrag über Fans bei der EM. Eine Polizeibeamtin erläuterte, auf welchen Wegen die Fanmassen aus der Innenstadt zum Stadion gelangen und wie sie dabei von Polizei überwacht werden. Bitte? Woher weiß die Polizei, wer eine Eintrittskarte hat und wie er sich durch die Stadt bewegt? Die Auflösung: Beim Kauf der Eintrittskarten waren Fans auf eine App der UEFA angewiesen. Sie registrierte nicht bloß die Personal-, sondern auch die Bewegungsdaten des Ticketinhabers in Echtzeit und übermittelte sie an die deutsche Polizei. Kaum anzunehmen, dass alle Fans wussten, dass man sie dergestalt auf Schritt und Tritt überwachen würde.

Was hatten Fußballfans, Fan­anwälte und Fanhilfen vor der EM vor Einschränkungen von Bürgerrechten gewarnt! Politiker und Polizei haben den Kopf geschüttelt, lieber auf das gemeinsame Erleben, ein neues Sommermärchen verwiesen. Alles Quatsch. Statt dessen schränken die Ermittlungsbehörden unter dem Deckmantel der EM munter weiter Bürgerrechte ein, um Fußballfans zu überwachen.

Damit muss endlich Schluss sein. Fußballfans sind keine Verbrecher.

»Sport frei!« vom Fananwalt.

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