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Aus: Ausgabe vom 12.07.2024, Seite 16 / Sport
Fußball

Eine Handvoll Glück

Zum Showdown der Copa América
Von André Dahlmeyer
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Da lacht der Argentinier: 2:0 gegen Kanada

Argentinien und Kolumbien haben das Finale der 48. Copa América in den USA erreicht. Dass der von den beiden Lionels (Scaloni, Messi) angeführte Weltmeister und Titelverteidiger das schaffen würde, lag auf der Hand. Seit der von Jair Messias Bolsonaro gekauften Halbfinalniederlage bei der Copa América 2019 in Brasilien gegen die Gastgeber haben die Silberländer lediglich zwei Länderspiele verloren: das WM-Auftaktmatch gegen Saudi-Arabien (1:2) und das WM-Quali-Spiel gegen Bielsas Uruguay (0:2), letzteres sang- und klanglos. Dass Kolumbien im Finale steht, ist ebenfalls keine Überraschung. Seit der Argentinier Néstor Lorenzo vor rund zwei Jahren das vakante Traineramt übernahm, konnte niemand die Cafeteros besiegen. In den Eliminatorias, der WM-Quali Südamerikas, sind sie als einzige Auswahl unbesiegt. In der Tropenhitze Barranquillas lieferten sie den Urus einen harten Fight, gewannen dort sogar erstmals gegen Brasilien.

Die argentinische Albiceleste kassierte in der Gruppenphase als einzige Auswahl keinen Gegentreffer, erst in der Nachspielzeit des Viertelfinals gegen Ecuador war es so weit: Elfmeterkiller Dibu Martínez rettete sein Team bei der anschließenden Lotterie vom Punkt einmal mehr mit zwei Weltklasseparaden. Im Halbfinale wartete wie zum Auftakt erneut Kanada, die Überraschungself des Turniers, die es dorthin mit nur zwei lausigen Toren geschafft hatte. Gespielt wurde im Footballtempel Metlife Stadium von East Rutherford im Bundesstaat New Jersey. Für den Neubau des Stadions hatten die beiden NFL-Franchises New York Giants und New York Jets vor einigen Jahren schlappe 1,6 Milliarden US-Dollar aus ihren Portokassen zusammengeschmissen.

Lionel Messi und seine Freunde hielten Wort und schenkten den 45 Millionen sich unter einer anarcho-autokratischen Fastmonarchie windenden Argentiniern eine Handvoll flüchtige Glücksmomente. Für ein paar mickrige Tage ist der Arme nicht mehr in erster Linie kollateraler Menschenmüll, er wird (un-)sichtbar im himmelblau-weißen Meer. Eineinhalb Jahre ist es her, als sieben Millionen Arme aus ihren Zinkblechhütten des Conurbano kamen, hinein in die Hauptstadt der Reichen, und so alle Versuche der republikanischen Stadtregierung der autonomen Stadt Buenos Aires, die Weltmeistertitelfeierlichkeiten zu sabotieren, im Keim erstickten. Nun also das vierte Finale in Folge. 2021 wurde im Maracanã Amerikameister Brasilien entthront, 2022 in Wembley gegen Europameister Italien der Conmebol-Uefa Cup of Champions (»Finalissima«) eingetütet und in Lusail Weltmeister Frankreich entthront.

Kanada erwies sich als der erwartet unangenehme Gegner. Die Holzfäller stellten die mittleren Steppenregionen komplett zu und linsten auf Konter. Nach dem folgerichtigen Führungstreffer durch den Citizen Julián Álvarez (tunnelte Tormann Maxime Crépeau) nach kongenialem Pass von Rodrigo De Paul war der Widerstand jedoch rasch gebrochen. Die Argentinier ließen zu viele Chancen aus. Kurz nach dem Wechsel korrigierte Messi das mit seinem ersten Copa-Treffer zum 2:0. So blieb es.

Das Kolumbien von Néstor Lorenzo besiegte im zweiten Halbfinale Marcelo Bielsas Uruguay nach einem Treffer von Jefferson Lerma (Crystal Palace) in der 39. Minute mit 1:0. Kolumbien spielte eine Halbzeit in Unterzahl, die Charrúas waren machtlos, auch weil Rodrigo Bentancur (Tottenham Hotspur) früh verletzt vom Platz musste. Lorenzo, der 1990 im WM-Finale gegen die BRD in Rom sein letztes Länderspiel bestritt, hatte Bielsa besiegt. Über zwei Dekaden agierte er als Assistenztrainer von Jóse Pékerman, dem Nachfolger Bielsas und spirituellen Vaters des WM-Triumpfes von Katar.

Das Endspiel wird Montag morgen um zwei Uhr (MEZ) im Hard Rock Stadium von Miami Gardens, Florida ausgetragen. Kolumbien ist leicht favorisiert.

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