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Entschlossen gegen die Gewalt in Gaza

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Solidarität macht unbesiegbar: Protest gegen den Gazakrieg an der New Yorker Eliteuni Columbia (12.10.2023)

Studierende der Columbia University haben die Situation politisch analysiert. Sie haben mit Anstand, Klasse und Klassenbewusstsein gehandelt, als viele von ihnen, die wegen Straftaten (im Zusammenhang mit ihrer Palästina-Solidarität; jW) angeklagt waren, sich weigerten, auf einen juristischen Deal einzugehen. Denn der Deal sollte nicht auch für die Kommilitonen der University of the City of New York (CUNY) gelten. Columbia ist die Eliteuniversität in New York und CUNY eher eine Hochschule der Arbeiterklasse. Dass die Studierenden und Radikalen der Columbia diese Position vertreten, ist zutiefst edel und menschlich, ebenso wie ihre Arbeit, gegen die Gewalt in Gaza zu protestieren, die wir als Völkermord bezeichnen. Mit dieser prinzipiellen Position reagiert ihr als Menschen, die mit den leidenden Menschen im besetzten Palästina fühlen und ihr Leid teilen. Macht also weiter mit dem, was ihr tut! Ihr steht auf der richtigen Seite der Geschichte.

Es war wunderbar, mit den Studenten in den Solicamps zu sprechen. Dabei hatte ich ein Gefühl, das ich schon sehr lange nicht mehr kannte. Ich fühlte mich in die 1960er Jahre zurückversetzt, als gegen den Vietnamkrieg protestiert wurde, den imperialistischen Krieg der USA gegen ein Land der »dritten Welt«. Heute ist die Situation eine andere, aber sie ist sehr ähnlich, weil es sich um Siedlerkolonialismus gegen ein gefangenes Volk handelt. Gaza ist ein Freiluftgefängnis, was besonders deutlich wird, wenn wir mit ansehen müssen, wie die Menschen den F-18-Kampfjets, den Bomben und anderen Waffen des Imperiums nicht entkommen können. Sie werden gegen ein unbewaffnetes Volk eingesetzt. Es gibt keine Kampfjets in Gaza, die von Palästinensern geflogen werden. Das ist imperiales Machtgebaren. In dieser Hinsicht ist die Situation also ähnlich, und ich hatte ein wunderbares Gefühl, als ich sah, wie sich Studenten gegen diese Art von kolonialer Gewalt der Siedler aussprachen. Das ist eine wunderbare Sache, die mir Mut macht.

In der Auseinandersetzung mit dem normalen Auf und Ab von Bewegungen geht es darum, sich ideologisch zu schulen und sich der Taktik des Staates zu widersetzen. Erinnern wir uns an »Occupy Wall Street«. Oft wird vergessen, dass die Protestcamps dieser Bewegung (im November 2011, jW) in den frühen Morgenstunden angegriffen wurden, als alle schliefen und die Medien ihre Kameras ausgeschaltet hatten. Die Polizei verprügelte die Aktivisten, schüchterte sie ein und vertrieb sie. Und warum? Weil sie gegen ein Machtzentrum des US-Kapitals demonstriert hatten – die Wall Street! Und wer arbeitet für die Wall Street? Die Cops. Das Mittel gegen Einschüchterung und Spaltung ist Einheit – miteinander reden, einander zuhören und daran arbeiten, die Einheit der Aktion fortzusetzen.

Überall auf der Welt schauen die Menschen genau auf eure Bewegung, denn sie ist ein Moment der Freiheit inmitten der Unterdrückung. Seid also laut und entschlossen! Stärkt die Freundschaften zu euren Genossen, Brüdern und Schwestern! Und kämpft weiter, denn ihr tut etwas unglaublich Edles für ein Volk, das es nicht selbst tun kann.

Viele von euch sind aktiv als Bürgerjournalisten, und ihr habt durch eure Medien Zugang zu Tausenden und Abertausenden Menschen. Verlasst euch nicht auf die Konzernmedien, ihr habt eure eigenen! Ihr müsst eure Fähigkeit nutzen, andere zu erreichen und zu berühren und ihnen aus eurem täglichen Leben, eurer täglichen Arbeit erzählen, damit die Menschen außerhalb der Unikreise davon erfahren und eure Arbeit unterstützen. Denn was ihr tut, ist wunderbar, egal, an welcher Uni ihr aktiv seid. Es wird schwierig und hart sein. Es wird eine Herausforderung sein, manchmal kann es auch erschreckend sein. Aber was ihr tut, ist wunderbar. Zweifelt nie daran!

Übersetzung: Jürgen Heiser

Auszug aus Antworten von Mumia Abu-Jamal auf Fragen fünf studentischer Palästina-Aktivisten im Rahmen ihres am 3. Juli 2024 veranstalteten Webinars »Das Volk gegen den Staat«. Durch Vermittlung der US-Kampagne »Bring Mumia Home« konnte er während der vom Knast obligatorisch auf 15 Minuten begrenzten Telefonzeit mit den Aktivisten sprechen. (jh)

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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