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Aus: Ausgabe vom 15.07.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Missverstandene Punker

Zu jW vom 5.7.: »Punks gegen Palästina«

Punk wird oft automatisch als links und progressiv missverstanden. Dabei ist es nur eine von vielen Musikrichtungen mit zugehörigem Lifestyle, inklusive (oft kostenintensivem) Dresscode. Prominente Vertreter des Punks haben sich häufig als reaktionär entpuppt: Wie etwa Todesstrafen-Freund Johnny Ramone oder Trump-Wähler Johnny Rotten. Von der deutschen Westentaschenausgabe Campino, der heute gern für die NATO zum Bund ginge, ganz zu schweigen.

Hans Wiepert, Berlin

Windmühlen im Osten

Zu jW vom 11.7.: »Feldjäger des Tages: Bodo Ramelow«

Bodo hat noch nicht erkannt, dass es nicht der Krieg der 250.000 Ukrainer und der 200.000 Russen ist, die in den Westen geflohen sind, sondern der Krieg der NATO, der EU, der multinationalen Konzerne und der Oligarchen der ganzen Welt, die auf eine Neuordnung dieser hinarbeiten, und dafür soll Mann/Frau auf dem Schlachtfeld sterben? Wenn Bodo sich jetzt aber meldet, um freiwillig den Don Quijote in Olivgrün an der Front gegen Osten zu machen, melde ich mich als sein Sancho Panza.

Peter Balluff, Vöhl

Bodos Kanonenfutter

Zu jW vom 11.7.: »Feldjäger des Tages: Bodo Ramelow«

Wegen diesem %$&$ … bin ich vor einem Jahr aus der Partei Die Linke ausgetreten. Wie glaubwürdig kann eine sogenannte »progressive«, linke »Friedenspartei« sein, die sich einen Ministerpräsidenten leistet, welcher Kriegsflüchtlinge zurück an die Front schicken will??!! (Für die allgemeine Wehrpflicht und Waffenlieferungen in Kriegsgebiete hat er sich ja schon früher ausgesprochen.) Wo bleibt der Widerspruch aus dem (ja ohnehin ähnlich denkenden) linken Parteivorstand? Darauf kann man lange warten, ist ja nicht Sahra Wagenknecht. Doppelmoral eben. Gleichzeitig brachte Die Linke mit Carola Rackete eine Spitzenkandidatin ins Europaparlament, welche Flüchtlinge aus dem Mittelmeer rettet und für offene Grenzen wirbt. Will Bodo diese dann auch als neues Kanonenfutter nach Kiew, oder in andere Kriegsgebiete schicken?! Wie wäre es mit einer Deutschen Fremdenlegion? Bodo kann Flüchtlingen ja das Bleiberecht versprechen, wenn die in der Ukraine für die »Freiheit des Westens« oder andere geopolitische Interessen verschleiernde Phrasen den Heldentod sterben. Wie tief kann diese Partei noch sinken? Und mit solchen Aussagen will Die Linke in Thüringen in den Wahlkampf einsteigen? Lol. Immerhin geht man den Weg der »disruptiven Erneuerung« (zur zweiten grünen transatlantischen Kriegspartei) konsequent weiter. Auf Bodo ist Verlass. Der letzte macht dann das Licht aus.

Kai Merkel, Wuppertal

»Schaut mau aus«

Zu jW vom 10.7.: »Weiter Kohle mit Kohle«

Die Technologie als solche, blauen Wasserstoff mittels CCS herzustellen, ist (auch hierzulande) schon vorhanden. Erprobt ist CCS weltweit, und gescheitert sind 90 Prozent aller Projekte. Die nicht gescheiterten Projekte leiden allerdings auch unter massiven Problemen und kaufen teilweise Emmissionszertifikate, um die nicht erreichten Abscheidungs- und Endlagerungsziele zu kompensieren. Insofern sollte man von einem gescheiterten und nicht von einem umstrittenen Verfahren sprechen. Der grüne Mainstream redet nicht gern über Wirkungsgrade, über irreversible (thermodynamische) Prozesse auch nicht, aber vom Markt, der alles regelt. Beim Wasserstoff – welcher Farbe auch immer – schaut’s da halt mau aus. 60 Prozent Wirkungsgrad bei der Elektrolyse, Verluste beim Transport und der Speicherung? 50 Prozent Wirkungsgrad bei der Verwandlung von Wasserstoff in Strom. Sprich: Um eine Kilowattstunde Strom aus Wasserstoff zu erzeugen, braucht man 3,3 Kilowattstunden Strom (mindestens). Na ja, die Experten gehen von einem steigenden Wirkungsgrad in der Zukunft aus, die Hoffnung stirbt zuletzt. (…)

»Wicked Witch«

Zu jW vom 11.7.: »Reiche und Kanonen«

»Ding-Dong! The Witch Is weg«. Vielleicht muss man Menschen, die Margaret Thatcher ähnlich sind und Reiche immer reicher machen wie Annalena Baerbock und die Viererbande (CDU/CSU, SPD, Grüne, FDP), nicht das Schlimmste wünschen. Das Lied, das die britischen Charts stürmte, lautet: »Ding-Dong! The Witch Is Dead« (ursprünglich aus dem Musicalfilm »Der Zauberer von Oz« von 1939, jW). Es ist nicht übel, die Gedanken fliegen zu lassen und die KI mit widerständigen Informationen zu füttern. (…) Beim letzten Krieg gegen die Sowjetunion war der Tod wahrhaftig ein Meister aus Deutschland. Die Kriegsprofite deutscher Aktienunternehmen hatten enorme Steigerungsraten. »Lange Jahre konnte sich jemand wie der Soziologe Stuart Hall die Popularität Thatchers nur mit einem masochistischen Zug der Briten erklären.« (Spiegel). Eben auf diesen masochistischen Zug, für Deutsche angewandt, mögen die Grünen setzen. Als in den 80er Jahren US-amerikanische Marschflugkörper des Typs »Tomahawk« in England stationiert werden sollten, befeuerte das die Börse. Als aber Tausende Frauen den britischen Militärstützpunkt Greenham Common belagerten und die fast zwei Jahrzehnte dauernde Mobilisierung des weiblichen Widerstands gegen Atomkrieg begann, die mit dem Abzug der Marschflugkörper (gegen Thatchers Willen) endete, platzten Anlegerträume. Im Gegensatz zur Vielzahl verblendeter deutscher Mittelstandsfrauen, die dem Wehrdienst und letztlich Fronteinsatz an der Ostfront ihrer Kinder entgegenfiebern, siegte der Widerstand britischer Frauen gegen Krieg, Ressourcenverschwendung und Umweltvernichtung. Pop kann Spaß machen. Die Songs sind im Netz zu finden, und der Film »Wir sind Frauen, wir sind stark! Das Friedenscamp von Greenham« ist es bei Arte.

Peter Groß, Bodenseekreis

Wie glaubwürdig kann eine »progressive«, linke »Friedenspartei« sein, die sich einen Ministerpräsidenten leistet, welcher Kriegsflüchtlinge zurück an die Front schicken will??!!

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

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