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Aus: Ausgabe vom 15.07.2024, Seite 16 / Sport
Radsport

Gefahr der Ansteckung

Ziemlich spannend – die zweite Woche der Tour de France
Von Holger Römers
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15. Etappe: Adam Yates (l.) und sein Kapitän Tadej Pogačar (14.7.2024)

Ganz gleich, wie die zweite Woche der Tour de France am Sonntag (nach Redaktionsschluss) auf einer schweren Pyrenäenetappe enden mag – sie hat vorher reichlich Spannung und manche taktische Überraschung geboten. Die aufregende Dramaturgie fand am Sonnabend ihren vorläufigen Höhepunkt, als Adam Yates (UAE Team Emirates) der Konkurrenz Rätsel aufgab, indem er am Schlussanstieg aus der Favoritengruppe davonfuhr. Anschließend sagte der 31jährige Brite im TV-Interview, dass die Attacke spontan von seinem Kapitän Tadej Pogačar angeregt worden sei. Der 25jährige Slowene ging viereinhalb Kilometer vorm Zielort Pla d’Adet seinerseits in die Offensive und konnte dann immerhin einige Meter von der Führungsarbeit des Edelhelfers profitieren, bevor er solo zum zweiten Etappensieg eilte.

Dass die Mannschaft des Gesamtführenden an den drei zu bewältigenden Pyrenäenbergen die Geschwindigkeit hochgehalten hatte, schien zunächst seinem Hauptkonkurrenten in die Karten zu spielen. Denn Jonas Vingegaard (Team Visma – Lease a Bike) gilt als ein Fahrertyp, dem hartes, gleichmäßiges Tempo behagt. Doch es zeichnete sich schnell ab, dass der Sieger der beiden Vorjahre den Angriff nicht würde parieren können. Inklusive Zeitbonifikationen belief sich der Rückstand im Ziel auf 43 Sekunden, die sich in der Gesamtwertung auf 1:57 addierten, weshalb es für den 27jährige Dänen nur ein schwacher Trost sein dürfte, dass er im Klassement Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step) auf jenen dritten Rang verdrängte, der auch dessen Etappenergebnis entsprach.

Zwischenzeitlich hatten die Aussichten auf einen dritten Toursieg in Folge sehr gut gestanden, denn Vingegaard hatte bei seinem Etappenerfolg am Mittwoch das Kunststück fertig ge denn der Däne ist in der Regel weniger explosiv und weniger endschnell als der Slowene, der in seiner Profikarriere noch keinen einzigen Zweiersprint verloren hatte. Nicht zu erwarten gewesen war allerdings, dass Pogačar sich überhaupt noch hat einholen lassen, nachdem er am schwersten Berg des Tages attackiert und bald alle Verfolger abgeschüttelt hatte. Zwar erschien eine Solofahrt riskant, da die 31 Kilometer bis zum Ziel noch zwei weitere Anstiege sowie zweieinhalb Abfahrten enthielten, doch an der vorletzten Bergkuppe lockten (ausnahmsweise) Zeitgutschriften. Deren Maximum strich Pogačar tatsächlich ein – nachdem er wenige Meter zuvor den zäh aufholenden Vingegaard hatte aufschließen lassen. Dieses Stück improvisierter psychologischer Kriegführung konnte freilich die Willenskraft des Dänen nicht brechen, die angesichts seiner gerade erst überwundenen schweren Unfallverletzungen um so beeindruckender wirkte.

Vielleicht wählte man beim UAE Team Emirates deshalb die taktische Option, einen in den Top 10 plazierten Edelhelfer am Freitag sofort eine große, starke Ausreißergruppe infiltrieren zu lassen, deren etwaiger Vorsprung Yates im Erfolgsfall womöglich zum Podiusmkandidaten hätte werden lassen. Zwar endete die Etappe schließlich doch im erwarteten Massensprint, den Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) gewann. Zuvor hatte Team Visma – Lease a Bike sich aber schon nach 27 Kilometern dazu hinreißen lassen, bei starkem Seitenwind eine sogenannte Windstaffel zu bilden. Obwohl Pogačar und Evenepoel im Schlepptau blieben, versuchte die Mannschaft noch einige Kilometer lang, kollektiv zu den Ausreißern aufzuschließen – was sowohl Vingegaard als auch den letztlich Tageszweiter werdenden Wout van Aert einige Kraft gekostet haben dürfte.

Der Belgier war bereits am Tag zuvor im Sprint Zweiter hinter Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) geworden, der weiterhin das Grüne Trikot trägt. Obwohl der 26jährige Belgier Philipsen wiederum schon am Dienstag einen Massensprint gewonnen hatte, ist der Vorsprung des zwei Jahre jüngeren Eritreers in der Punktewertung kaum knapper geworden.

Während der vorübergehende Gesamtvierte Primož Roglič (Red Bull – BORA – Hansgrohe) das Rennen aufgab, nachdem er an zwei aufeinanderfolgenden Tagen seine notorische Sturzanfälligkeit gezeigt hatte, mussten indes mehrere Fahrer wegen Covid aussteigen. Das galt am Sonnabend für Evenepoels Helfer Louis Vervaeke und hatte tags zuvor schon für den Gesamtneunten Juan Ayuso gegolten. Der Kapitän des 21jährigen Spaniers dürfte inzwischen froh sein, dass er sich vor einem Monat das Virus (erneut) eingefangen hatte: Die Gefahr, dass Pogačar durch eine nochmalige Ansteckung an seinem dritten Toursieg gehindert werden könnte, sollte jedenfalls minimal sein.

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