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Aus: Ausgabe vom 16.07.2024, Seite 10 / Feuilleton
Ballett

Gehen und Kommen

John Neumeier nahm mit einer fast sechsstündigen Gala Abschied vom Hamburg-Ballett
Von Gisela Sonnenburg
Nijinsky Gala 2024 28 © Kiran West.jpg
Für dich soll’s bunte Blätter regnen: Abschiedsgala für John Neumeier (Hamburg, 14.7.2024)

Wenn der Stardirigent Kent Nagano einen Extraflug von Tokio nach Hamburg nimmt, tut er das, um John Neumeier zu gratulieren. 51 prall erfolgsgefüllte Jahre verbrachte der Tanztitan Neumeier als Chef und Chefchoreograph vom Hamburg-Ballett.

Mit der 49. Ausgabe der »Nijinsky-Gala« verabschiedete er sich am vergangenen Sonntag aus diesem Amt. Keine tänzerischen Gassenhauer oder übliche Galahighlights wurden da gezeigt, sondern ausschließlich sensible, tiefsinnige Werke des Meisters, die mal humoristische, mal kämpferische Elemente aufweisen.

Neumeiers Ballettschule sorgte mit »Yondering« für einen stimmungsvollen Beginn. Ein Höhepunkt war dann der 1999 entstandene Paartanz »Lento«, den Olga Smirnowa als Stargast und Jacopo Bellussi vom Hamburg-Ballett wie einen delikaten Beziehungsclinch zelebrierten. Dieser mündete darin, dass sich Smirnowa kerzengerade, aber kopfüber an Bellussis Körper entlangschmiegte.

Aus der »Möwe« und aus »Ghost Light« gab es weitere moderne Pas de deux zu erleben. Das Bundesjugendballett punktete mit dem surrealen »In the Blue Garden« zu Klängen von Ravel.

Den grandiosen Schluss gestalteten die kindhaft-geschmeidige Alina Cojocaru als Gast, Edvin Revazov als ihr Partner und das top trainierte Ensemble mit dem letzten Satz der »Dritten Sinfonie von Gustav Mahler«. Neumeier, der mit bewährtem Charme auch moderiert hatte, kam selbst dazu und übernahm mit 85 Jahren für die letzten Minuten den männlichen Hauptpart.

Ein Blumenmeer auf der Bühne und nicht enden wollende Ovationen im Publikum, Konfettiregen und Jubelrufe in jeder Tonlage gaben John Neumeier das Geleit. Sein Nachfolger Demis Volpi steht schon parat. Auf gelegentliche Gastarbeiten des international begehrten Genies in Hamburg darf man aber hoffen.

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