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Aus: Ausgabe vom 19.07.2024, Seite 16 / Sport
Beim Fananwalt

Heiße Luft

Von René Lau
Der Fananwalt_Logo ONLINE.jpg

Die Europameisterschaft ist vorbei; Zeit, Bilanz zu ziehen. Mir geht es dabei weniger um das Sportliche, sondern um das, was um das Turnier herum passiert ist. Angesichts des Repressionsapparats, mit dem die deutsche Polizei Europa empfangen hat, mussten wir fast glauben, jeder noch so gealterte Hooligan und junge motivierte Ultra hätte in diesem Sommer nicht anderes zu tun gehabt, als mit Gleichgesinnten in das Land zwischen Ostsee und Alpen einzufallen und keinen Stein auf dem anderen zu lassen. Vorbereitet war sie ja, die deutsche Polizei. Was haben wir nicht alles in den vergangenen Monaten erlebt: Einmarsch mit Pfefferspray in Fanblöcke, stundenlanges Festhalten von reisenden Fans, Drohnen über Stadien und Fanmärschen oder sinnlose Betretungsverbote und Gefährderansprachen. Von Innenministern in Talkshows, die Horrorszenarien an die Wand malten, ganz zu schweigen.

Und was ist in den vergangenen vier Wochen passiert? Kleinkram, wie er bei Großveranstaltungen immer passiert, aber nichts Ernsthaftes. Nach Angabe des Bundesinnenministeriums gab es zwischen dem 7. und dem 27. Juni 2024 lediglich 86 Einreiseverweigerungen gegen Fans. Was die Gründe für die Maßnahmen waren und auf welcher Erkenntnisgrundlage diese erfolgten, dazu erfuhr man vom Ministerium nichts. Auch sonst gab es kaum nennenswerte Auseinandersetzungen, weder zwischen den Fans noch mit Team Blau. Der Aufwand, der im Vorfeld des Turniers durch die deutschen Behörden betrieben wurde, war nicht einmal ansatzweise angebracht oder verhältnismäßig.

Das Verhältnis zwischen Fans und Polizei in der bevorstehenden Saison kann nur vernünftig sein, wenn die Polizei erheblich abrüstet, auch verbal. Denn kein Fußballfan, Fanprojektler oder Fananwalt will noch einmal eine solche Saison wie die vorherige erleben.

Für die Beamten gilt: Weniger ist mehr.

»Sport frei!« vom Fananwalt.

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