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Aus: Ausgabe vom 20.07.2024, Seite 6 / Ausland
Attentat auf Trump

Mehr Fragen als Antworten

Attentat auf Trump: Secret Service gerät unter Druck, Verschwörungserzählungen kursieren
Von Alex Favalli
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Gezeichnet und ohne Faust: Dieses Bild vom getroffenen Trump sieht man seltener (13.7.2024)

Fragen zum Attentat auf Donald Trump mehren sich und erhöhen den Druck auf den US-Geheimdienst Secret Service. Am Donnerstag veröffentlichte die New York Times die neuesten Erkenntnisse aus den Ermittlungen, nach welchen die örtlichen Einsatzkräfte den Schützen – »ein junger Mann, der sich merkwürdig verhielt« – bereits eine Stunde vor dem Attentat am Sonnabend als verdächtig eingestuft haben sollen. 20 Minuten vor dem ersten Schuss sollen die Scharfschützen des Geheimdienstes den 20jährigen Thomas Matthew Crooks auf einem Dach gesehen haben. Warum die Veranstaltung ununterbrochen weiterlief, bleibt unbeantwortet. Crooks soll die Aufmerksamkeit der Behörden zuvor mit einem Rucksack und einem Entfernungsmessgerät erregt haben, so der republikanische Senator John Barrasso auf X.

Das FBI hat trotz der 200 Befragungen, die im Rahmen der Ermittlungen bisher durchgeführt wurden, noch nicht herausgefunden, was den Schützen motiviert haben könnte, und sie haben auch keine Beweise gefunden, die seine politische oder ideologische Einstellung offenbaren. Aber die gesicherten Informationen reichten offensichtlich, um am Mittwoch den US-Kongress darüber zu unterrichten. Demnach soll Crooks am Tag der Wahlkampfveranstaltung im Internet nach Fotos des Kundgebungsorts gesucht haben, ebenso über ­Allegheny Arms and Gun Works, ein Waffengeschäft in Bethel Park, Pennsylvania, wo er wohnte. Den Gesetzgebern wurde auch mitgeteilt, dass er den Ort der Kundgebung mindestens einmal vor dem Anschlag besucht hat. Außerdem soll Crooks im April im Internet nach Informationen über eine schwere depressive Störung sowie den Aufenthaltsort Trumps am Tag der Kundgebung, aber auch Präsident Joseph Biden und die Democratic National Convention gesucht haben. Der Parteitag der Demokraten soll Mitte August in Chicago, Illinois, stattfinden.

In seinem Haus, wo er mit seinen Eltern und seiner Schwester wohnte, beschlagnahmten die Ermittler über ein Dutzend Waffen, einen Sprengsatz, ein zweites Mobiltelefon, einen Laptop, eine Festplatte und USB-Sticks. Medienberichten zufolge soll der Vater des Schützen vor dem Attentat die Polizei angerufen haben, weil »er sich Sorgen um seinen Sohn machte«. Der Anruf ist einer von mehreren Warnhinweisen, über die Strafverfolgungsbehörden informiert wurden, bevor die Schüsse auf Trump fielen.

Der für die Sicherheit bei der Veranstaltung zuständige Secret Service sieht sich nun mit zunehmenden Fragen konfrontiert. Einige Gesetzgeber fordern den Rücktritt von Behördenchefin Kimberly Cheatle, die im Gespräch mit den Politikern einräumte, dass ihre Behörde Fehler gemacht und dass es Versäumnisse gegeben habe. In einem Interview mit CNN sagte sie am Dienstag, der Secret Service sei »allein verantwortlich« für die Umsetzung und Durchführung der Sicherheitsvorkehrungen auf dem Kundgebungsgelände und werde demnächst alle erforderlichen Änderungen vornehmen.

Während und nach den Briefings meldeten sich Abgeordnete zu Wort, um sich über die unzureichenden Informationen zu beschweren. Senator Ronald Johnson, ein Republikaner aus Wisconsin, nannte das Briefing »unglaublich uninformativ«. Der Senator von Utah, Michael Lee, ebenfalls Republikaner, schrieb während des Briefings auf X, dass die Beamten »uns mit Details überschwemmen, die nicht sehr hilfreich sind«. Gleichzeitig kursierten im Laufe der Woche in den sozialen Netzwerken hauptsächlich zwei unbewiesene Theorien: Für einige Anhänger von Trump deutet das Versagen des Secret Service bei der Verhinderung des versuchten Attentats auf eine Verschwörung hin, die von Biden orchestriert sei. Für die andere Seite passen die Details der Schießerei jedoch nicht zusammen. Sie fragen sich, ob Trump, der am Donnerstag die Nominierung als Präsidentschaftskandidat seiner Partei angenommen hat, die ganze Sache inszeniert hat. »Ein Bildschirm, zwei Filme«, fasste der Republikaner Ron Bassilian die Reaktionen auf die Schießerei zusammen. Am Montag sollen die Kongressabgeordneten die Gelegenheit haben, alle offenen Fragen an Cheatle direkt zu richten.

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