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Aus: Ausgabe vom 20.07.2024, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Für das Kapital

Zu jW vom 16.7.: »Signale der Annäherung«

Ein staatstragender Artikel, der Kurden und Jesiden bzw. die Verbrechen an ihnen, aber auch die revolutionäre Chance der kurdischen Selbstverwaltung nicht anspricht. Die Besetzung Syriens durch den NATO-Staat Türkei als »Problem« zu bezeichnen, ist ein Euphemismus. Die Türkei macht in Syrien und Nordirak – ebenso wie Israel in den Palästinensergebieten – das, was auch Russland und die Ukraine tun: Krieg zum Wohle des Kapitalismus.

Marian Rose, per E-Mail

Perspektive der Verfolgten

Zu jW vom 16.7.: »Signale der Annäherung«

Zu befürchten ist, dass ein Abkommen zwischen den zwei autoritären Regimen für die kurdische Bevölkerung in der Region – auch außerhalb Syriens – mehr Gewalt und Unterdrückung bedeuten könnte; abgesehen von den kurdischen Verrätern und Vasallen des Barzani-Clans im Nordirak. Die Kurdinnen und Kurden in Syrien haben, wie zuvor die im Irak, auf die USA gesetzt. M. E. ein Fehler, aber nachvollziehbar, da weder Russland noch die Türkei, geschweige denn Iran und Irak ein unabhängiges Kurdistan erlauben.

Die Errungenschaften der »Revolution« in Rojava, die auch eine starke Rolle der Frauen einschließt, sollten unbedingt erhalten und ausgebaut werden. Da Irak an den Verhandlungen teilnimmt, sollten auch die Vertreibung von und der Genozid an Jesidinnen und Jesiden mit einbezogen werden. Die Verbrechen in Sindschar sind jedoch aus der Öffentlichkeit verschwunden. Genauso wie diejenigen an Rohingyas in Myanmar. Von ungefähr 350.000 Jesidinnen und Jesiden wurden mehr als 30.000 von Islamisten ermordet oder entführt; viele Mädchen und Frauen als Sexsklavinnen genommen und danach weiterverkauft! Noch heute fehlt jegliche Spur von 3.000 Jesidinnen und Jesiden. Ungefähr 100.000 sind nach Europa und in andere Staaten geflüchtet, circa 170.000 leben in Flüchtlingslagern in Nachbarstaaten, und knapp 50.000 sind nach Sindschar zurückgekehrt, wo sie unter prekären Bedingungen leben. Es ist wünschenswert, dass Karin Leukefeld auch mal aus der Perspektive dieser Verfolgten und Unterdrückten schreiben würde.

Martin Mandl, Paris

»Heute erst recht nicht«

Zu jW vom 16.7.: »Signale der Annäherung«

Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre gab es einen Spruch: Lohnfragen sind Machtfragen. Den wollten etliche damals schon nicht hören, heute erst recht nicht. Mit der Klasse an sich hat sich seither auch nicht viel zur Klasse für sich getan. Dass die bürgerliche »Wirtschaftstheorie« die menschliche Arbeitskraft nur als Kostenfaktor berücksichtigt – damit spielen die Lebensgrundlagen der Menschen keine Rolle, ist ein alter Hut.

Heinrich Hopfmüller, Stadum

Keine Stimme der Vernunft

Zu jW vom 13./14.7.: »Nicht zuletzt gegen China«

Kein einziger von NATO-Ländern bisher geführter Krieg fiel unter das Verteidigungskriterium der NATO. (…) Das zeigt, dass die NATO ein Angriffsbündnis ist, expandiert, angreift und sich einmischt, ohne UN-Mandate und Deckung durch das Völkerrecht, zur Sicherung hegemonialer Interessen, vor allem der USA bzw. westlicher Mitgliedstaaten. Dadurch geht eine immense Kriegsgefahr von diesem Bündnis aus. Es hätte 1990 ebenso aufgelöst werden müssen wie der Warschauer Vertrag. Aber leider hat Gorbatschow das verpasst. Er hatte alle Mittel dazu in der Hand, für die Zustimmung zur Wiedervereinigung, den Rückzug sowjetischer Truppen aus der DDR und die Auflösung des Warschauer Vertrages dasselbe von den USA und der NATO zu verlangen und es vertraglich absichern zu lassen.

Im Prinzip liegen die Ursachen aller dann folgenden Angriffskriege der USA/NATO auf Serbien, den Irak, Afghanistan, Libyen, der Einmischung in Syrien sowie des Einmarsches Russlands in die Ukraine und der Einmischung der NATO mit Waffenlieferungen entgegen ihren Statuten und der UN-Charta in diesen Versäumnissen Gorbatschows begründet sowie in der Hybris der damaligen NATO-Länder, es als »Sieger« der Geschichte nicht nötig zu haben, Gorbatschows edles, großzügiges Verhalten mit gleichem Edelmut und gleicher Großzügigkeit zu ehren.

Die trotz mündlicher Verneinung dennoch durchgeführte NATO-Osterweiterung ist ein nachträglicher Arschtritt für Gorbatschow. Die auf dem NATO-Gipfel abgegebenen Erklärungen bezüglich China und Russland sind Ausdruck weiterer Konfrontationen, die seitens der NATO-Länder bewusst gesucht werden. Nirgendwo eine Stimme der Vernunft, die von Ausgleich und friedlicher Koexistenz spricht. Seit 1990 eskaliert die NATO in kleinen Schritten und stellt die Bevölkerung mit der Boiling-frog-Methode ruhig. Das alles ist äußerst beängstigend.

Ilka Müller, Bremen

Liebknechts Geist

Zu jW vom 11.7.: »Feldjäger des Tages: Bodo Ramelow«

(…) Geht es um die Kriegs- und Rüstungsprofite, dann spielen die eignen Sanktionen und alles Freiheits- und Menschenrechtsgelaber keine Rolle mehr. Die Geschäfte werden selbst mit dem größten Feind und Kriegsgegner gemacht. Liebknecht hatte die Antwort; keinen Mann, keinen Groschen für den Krieg. In der Konsequenz kann uns nur jeder Ukrainer in Deutschland, der nicht gegen Russland in den Krieg zieht, willkommen sein. Die Russen, die sich dem Krieg entziehen, müssen wir konsequenterweise ebenso sehen. Das große Problem an der Sache ist: In Russland wie in der Ukraine ist sich die arbeitende Klasse ihrer Rolle, Solidarität, ihrer Stellung nicht bewusst. Sie ist nicht politisch organisiert in einem Grade, dass sie auch als friedensschaffende Kraft wirksam werden könnte. (…)

Roland Winkler, Aue

In Russland wie in der Ukraine ist sich die arbeitende Klasse ihrer Rolle, Solidarität, ihrer Stellung nicht bewusst. Sie ist nicht politisch organisiert in einem Grade, dass sie auch als friedensschaffende Kraft wirksam werden könnte.

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!