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Aus: Ausgabe vom 23.07.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Transatlantikbündnis

NATO wirbt um Mongolei

Das Land bindet sich nicht einseitig
Von Eike Seidel
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US-Vizepräsidentin Kamala Harris mit dem mongolischen Premierminister Luwsannamsrain Ojuun-Erdene (Washington, D. C., 2.8.2023)

Unterhalb der Schwelle der durch die Verfassung der Mongolei verbotenen Stationierung ausländischer Truppen sind die USA und in ihrem Gefolge die NATO bemüht, das Land als Bündnispartner im militärischen Bereich aufzubauen. Anfang August 2023 wurde bei einem USA-Besuch des mongolischen Premierministers eine Vertiefung der strategischen Partnerschaft angekündigt. Im US-Verteidigungsministerium gibt es eine gemeinsame Unterabteilung für diese Region: VR China, Taiwan und eben Mongolei.

Von 2011 bis 2013 hatte die Mongolei den Vorsitz in der durch die USA initiierten »Gemeinschaft der Demokratien«, der auch Deutschland angehörte. Wahlweise heißen diese Initiativen auch »Liga der Demokratien«, »Allianz der Demokratien«, »Konzert der Demokratien«. Allen diesen Ansätzen gemeinsam ist der Versuch, die UNO zu delegitimieren und im Interesse des Westens handlungsfähige und angeblich legitimierte Allianzen bis hin zu militärischen Aktivitäten zu schmieden.

Im Jahr 2013 wurde die Mongolei auch »globaler Partner« der NATO. Dieses Konzept wurde parallel zur Osterweiterung in Europa entwickelt und reicht weit über das anfangs definierte NATO-Gebiet des Nordatlantik hinaus. Globale Partner sind dabei neben der Mongolei: Australien, Irak, Japan, Südkorea, Neuseeland, Pakistan und auch Kolumbien als erstes lateinamerikanisches Land. Afghanistan gehörte bis Sommer 2021 dazu. Dort hatte die Mongolei seit 2009 am Militäreinsatz teilgenommen und u. a. das Bundeswehrlager in Faisabad bewacht. Seit 2019 bildet die Bundeswehr mongolische Gebirgsjäger in der Mongolei aus.

Im Jahr 2003 begann das Indopazifische Kommando der US-Streitkräfte ein Manöver in der Mongolei gemeinsam mit den mongolischen Streitkräften. Im Jahr 2006 wurde daraus das jährliche Manöver »Khaan Quest«, an dem eine Vielzahl von Ländern mit Kontingenten teilnehmen. Offiziell dient es dem Training von »Peacekeeping missions«. Hauptsponsor ist die US-Armee.

Ebenfalls unter der Führung von Pionieren der US Army, aber unterhalb der Schwelle militärischer Trainings, wird seit einigen Jahren eine jährliche Zivil- und Katastrophenschutzübung unter dem Titel »Gobi Wolf« durchgeführt. »Die Mongolei bleibt ein kleiner, aber starker Partner in Nordostasien und unterstützt weiterhin entschlossen die regionalen und globalen politischen Ziele der USA«, so formulierte der US-Admiral und damalige Kommandeur der pazifischen Streitkräfte der USA (damals PACOM, heute ­USINDOPACOM) im Jahr 2018 das Ziel der Zusammenarbeit auf allen militärischen Ebenen.

Demgegenüber finden auch immer wieder Teile des Manövers »Wostok« (Osten) in der Mongolei statt, an dem unter anderem Russland, die VR China, Indien, Belarus, Tadschikistan, Kasachstan, Algerien, und sogar Soldaten aus dem fernen Nicaragua teilgenommen haben. Demonstrativ fuhren im Sommer 2022 – also nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs – russische Militärfahrzeuge durch die Hauptstadt Ulan-Bator.

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