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Aus: Ausgabe vom 23.07.2024, Seite 5 / Inland
Batterieindustrie in der BRD

VARTA will Schuldenschnitt

Batteriekonzern versucht Neustart. Aktionäre und Banken sollen auf Ansprüche verzichten
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»Widerstand einzelner Gläubiger« (Elektroschrott, auch von VARTA)

Die Lage beim Batteriekonzern VARTA muss ernst sein. Sogar Gläubiger sollen auf einen Großteil ihres Geldes und ihrer Ansprüche verzichten. Altaktionäre sollen aus dem Konzern gedrängt werden, Investoren an Bord kommen. So will das Unternehmen eine Insolvenz abwenden. Um die Pläne in die Tat umsetzen zu können, hat der Konzern aus Ellwangen beim zuständigen Amtsgericht Stuttgart ein Restrukturierungsvorhaben nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes (StaRUG) angezeigt, wie ein Gerichtssprecher am Montag bestätigte.

Der Batteriekonzern steckt schon länger in der Krise. Die Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, zum Beispiel für Kopfhörer, schwankt stark. Zuletzt klagte die VARTA AG über »Billigkonkurrenz aus China« und anhaltende Probleme in den Lieferketten. Dann, im Februar, attackierten auch noch Hacker VARTAs Rechnersysteme und legten somit die Produktion mehrere Wochen lang lahm. Der Aktienkurs ist auf Talfahrt. Im Juni hatte VARTA seine Umsatzziele kassiert.

Ein früheres Umstrukturierungskonzept reichte offenbar nicht mehr aus, um wie geplant bis Ende 2026 auf einen »profitablen Wachstumskurs« zurückzukehren. Die jüngsten »Restrukturierungspläne« sehen vor, zunächst VARTA-Aktien ohne Kompensationen einzuziehen. In einem zweiten Schritt sollen daraufhin das Grundkapital erhöht und neue Aktien ausgegeben werden. Alle bisherigen Aktionäre sollen von einem Neukauf ausgeschlossen werden. Mögliche neue Investoren nicht.

Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die bestehenden Anteilseigner dem Verlust ihres Aktienpakets und dem kompletten Herausdrängen aus dem Unternehmen mit der nötigen Mehrheit zustimmen. Daher das besondere Verfahren. Dadurch könne der Widerstand einzelner Gläubiger, aber auch der Aktionäre, ausgehebelt werden.

Das Verfahren soll die Grundlage für eine »Neuaufstellung von VARTA« sein. Dafür benötigen die Schwaben Geld: einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Zur Deckung sei die Beteiligung von Finanzgläubigern und Investoren vorgesehen, hieß es. Aktuell wird darüber verhandelt – unter anderem mit Michael Tojner, Mehrheitseigentümer des VARTA-Mehrheitsaktionärs Montana Tech Components, und mit dem Sportwagenbauer Porsche. Erst zu Beginn des Monats war bekanntgeworden, dass die VW-Tochter mit VARTA über eine Übernahme des E-Auto-Batteriegeschäfts verhandelt. Die beiden Unternehmen arbeiten bei Hochleistungsbatteriezellen eng zusammen.

Zudem soll es einen Schuldenschnitt geben. Bei den Verbindlichkeiten, die VARTA großen Kreditgebern wie Banken und Hedgefonds schuldet, geht es dem Vernehmen nach um eine Summe von knapp einer halben Milliarde Euro. (dpa/jW)

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