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Aus: Ausgabe vom 24.07.2024, Seite 8 / Ansichten

Von unten nach oben

Vergütung von Dax-Vorständen gestiegen
Von David Maiwald
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Das könnte Ihre Kita sein: Die Ampelkoalition und ihr Finanzminister Christian Lindner haben für »Umverteilungsideen linker Parteien« aber nichts übrig

Bei den Vorstandsgehältern der BRD-Konzerne geht es wieder aufwärts. Während die meisten seit Jahren andauernde Kaufkraftverluste hinnehmen müssen, liegt das Durchschnittssalär der Dax-Bosse erneut bei Faktor 40. Bedeutet: Ein Vorstandsvorsitzender verdient den Daten der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DWS) zufolge 40mal so viel wie ein Beschäftigter des Unternehmens. 2022 betrug der Faktor 39, im Jahr davor 52.

Gewinner sind in Deutschland, gestern wie heute, die Konzerne und ihr Spitzenpersonal. Und das soll auch so bleiben. Anstelle das Leben der Beschäftigten durch eine Vermögenssteuer zu erleichtern, will die Ampelkoalition die Leute lieber verschärft und länger ausbeuten lassen. Es gilt eine Schuldenbremse einzuhalten.

Volkswagen-Chef Oliver Blume knackte laut Jubelmeldung des Aktienschützerklubs eine angebliche »Schallmauer« von zehn Millionen Euro. So manchen klingelt dabei vielleicht noch in den Ohren, dass hierzulande drei Millionen Kinder in Armut leben. Die Preissteigerungen der vergangenen Jahre in Kombination mit mickrigen Lohnerhöhungen der Coronazeit ermöglichten den Konzernen phantastisch hohe Gewinne.

Diese dürften auch der Grund für die nun erneut gestiegenen Vorstandsgehälter sein. Die »Schallmauer« betrifft übrigens lediglich Barauszahlungen an die Konzernchefs: Blumes Vorgänger Herbert Diess kam mit seinem Ausscheiden beim Automobilkonzern im Jahr 2022 auf Einkünfte von insgesamt rund 11,8 Millionen Euro. VW hatte sich im vergangenen Jahr zu einer bescheidenen Obergrenze von zwölf Millionen Euro für Vorstandsgehälter verpflichtet.

Pandemie und Abkehr von direkten Energieimporten aus Russland bescherten den Beschäftigten hierzulande Kaufkraftverluste, die sich mit Einmalzahlungen nicht ausgleichen lassen. Die Ampel hat mit ihrem Haushaltsentwurf nun ein »Dynamisierungspaket« beschlossen, das für Beschäftigte »Anreize« für Überstunden und Schuften im Rentenalter vorsieht. Dafür sollen Firmen Sozialversicherungsbeiträge auszahlen, zu Lasten von Arbeitslosen- und Rentenversicherung, warnte der DGB am Dienstag in einer Mitteilung. Den Ansporn zur verschärften Ausbeutung bezahlen die Beschäftigten also selbst. Einerseits mit ihrer körperlichen Gesundheit, andererseits mit Lücken bei den Sozialleistungen.

Die Ampel feiert sich für fünf Euro mehr Kindergeld und Verbesserungen in Kindertagesstätten, die Kindergrundsicherung ist abgesagt. Bundesmittel für Kitas sollen von den Ländern aber nicht länger zur Senkung der Gebühren aufgewendet werden dürfen: Auf Eltern kommen also weitere Kosten zu. Und wer im Bürgergeldbezug lebt, soll jeden noch so beschissenen Job annehmen müssen. Sonst drohen Sanktionen. Umverteilung geht in der BRD nur in eine Richtung: von unten nach oben.

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