75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Sa. / So., 07. / 8. September 2024, Nr. 209
Die junge Welt wird von 2927 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 24.07.2024, Seite 8 / Ansichten

Protestcamp des Tages: »Chaostage« auf Sylt

Von Hagen Bonn
8_portrait.jpg
Aber alles schön wieder aufräumen! Am Freitag beginnen die »Chaostage« auf Sylt

Neulich Altstadt Spandau: »Ej Dicka, woll’ma Punks dissen?« – »Wat? Ick fahr doch nich’ nach Sylt!«

Ja, ja, so ändern sich die Zeiten. Schon zum dritten Mal versammelt sich auf der »Insel der Träume« eine selige Punkergemeinschaft. Bis Anfang September darf auf der friesischen Insel in der Nordsee unter Auflagen des Ordnungsamtes gegen den Kapitalismus gefeiert, äh … gekämpft werden. Aber Achtung: Am 6. September, zwölf Uhr, müssen Zelte, Toiletten und vor allem der Müll »komplett entfernt werden«. Also besenrein. So verkündete es jedenfalls der Sprecher des Kreises Nordfriesland, Hans-Martin Slopianka.

Na, dann ist ja alles schick! Typisch Punk, halt. Florian Korte, Sprecher der Gemeinde Sylt, teilte mit: Die Gespräche zwischen der Sylter Polizei, dem Kreis und der Ordnungsbehörde und den Antikapitalisten liefen »sehr konstruktiv« ab. Na, geht doch! Die Punker von heute spielen eben in einer anderen Liga. Was 2022 noch durch einen Gerichtsbeschluss beendet werden musste, weil es Beschwerden über Lärm, Dreck und »Hinterlassenschaften« hagelte, geht nun in eine neue Runde. Die 13.000 Einwohner der »Insel der Gastfreundschaft« mit ihren Gästen (rund eine Million im Jahr) haben jetzt 30 Zelte mehr herumstehen.

In den Zelten gibt man sich indes selbstbewusst als »Protestcamp« aus. Man wolle auf der »Insel der Reichen und Schönen« halt ein paar »Chaostage« veranstalten. Hat da jemand »Chaos« gesagt? »Aktion Sylt« wird programmatisch so umschrieben: »Protestcamp für ein solidarisches Miteinander – klimagerecht und inklusiv in eine gemeinsame Zukunft ohne Gentrifizierung«. Dabei dachte ich immer, Sylt sei die Hauptstadt der Gentrifizierung und die Bierstadt Sternburg die Hauptstadt des Punks. Oder läuft das etwa auf eine Städtepartnerschaft hinaus?

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Michael M. aus Berlin (24. Juli 2024 um 10:29 Uhr)
    Unsere Models wurden ausgestattet von McPunk.

Mehr aus: Ansichten