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Aus: Ausgabe vom 24.07.2024, Seite 11 / Feuilleton
Komische Kunst

Dem Kardinal gefällt’s

Vom Fachmann für Kenner: Die 11. Triennale der Karikatur im Sommerpalais Greiz
Von Thomas Behlert
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Birgit Dodenhoff: »Leerling«

Alle drei Jahre gibt es in der besonders mit dem örtlichen Satiricum glänzenden Stadt Greiz extra etwas zu lachen. Dann wird im dortigen Sommerpalais eine Triennale der Karikatur ausgerichtet. Bereits zu DDR-Zeiten pendelten ­viele Liebhaber ins thüringische Vogtland, um Karikaturen, Cartoons und satirische »Bastelarbeiten« zu genießen. Diesmal steht alles unter dem an Descartes angelehnten Motto »Ich denke, also spinn’ ich«.

Zu dieser elften Triennale haben insgesamt 126 Künstler aus Ost und West Arbeiten eingereicht, 300 Werke werden nun ausgestellt. Natürlich sind bekannte Künstler dabei, die seit vielen Jahren ihre Karikaturen beisteuern: Barbara Henniger war in Greiz bereits eine eigene Ausstellung gewidmet, der kürzlich verstorbene große Harald Kretzschmar, Beck, Klaus Stuttmann, Hauck & Bauer, Til Mette, Tetsche und Cleo-Petra Kurze sind vertreten.

Auf einer Zeichnung von Gösta vom Felde sitzt vorn im Bild ein zufriedener, lüstern lächelnder Kardinal, während im Hintergrund ein Abt zum anderen spricht: »Stören Sie ihn jetzt nicht. Der Herr Kardinal denkt über seine Sünden nach.« Ein trockener Kommentar zu den Missbrauchsskandalen der katholischen Kirche. Bei Uwe Krumbiegel hält eine Frau eine Karikatur in die Höhe und spricht zum Künstler: »Da dieser Cartoon lustig ist, verletzt er die Gefühle von Menschen, die keinen Humor verstehen!«

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Uwe Krumbiegel: »Mangelnde Rücksicht«

Leider gibt es neben dem Ableben von Harald Kretzschmar noch den Tod zweier weiterer hervorragender Karikaturisten zu beklagen, die schon so viele Ausstellungen mit ihren Bildern bereichert haben: Rainer Hachfeld aus Berlin und Werner David aus Leipzig, der für die Triennale bereits ein Päckchen fertig hatte und noch an einem Werk arbeitete, als er verstarb. Seine Tochter übergab der Ausstellungsleitung die Cartoons trotzdem.

Die Ausstellung im Greizer Sommerpalais hat diesmal einen Monat länger geöffnet und ist bis zum 3. November zu sehen. »Spinner«, die nach Greiz zum lustige Bilder schauen gehen oder fahren, können danach einen exzellenten Ausstellungskatalog mit nach Hause nehmen und damit andere Kunstbegeisterte nach Greiz locken.

»Ich denke also spinn’ ich. 11. Triennale der Karikatur«, Sommerpalais Greiz, bis 3. November 2024

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