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Aus: Ausgabe vom 24.07.2024, Seite 16 / Sport

Mein Freund, der Korb

Von André Dahlmeyer, La Boca
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Hier wohnt er: Der Club Atlético Boca Juniors, argentinischer Basketballmeister 2024

Einen wunderschönen guten Morgen! Der Club Atlético Boca Juniors ist nach einer Titeldürre von 17 Jahren argentinischer Basketballmeister. Die Panther gewannen das sechste Match der Best-of-Seven-Serie im Stadion La Bombonerita überzeugend mit 79:72 gegen die klar favorisierte »La Gloria« von Instituto de Córdoba. Die ersten beiden Finals waren nach Verlängerung (96:100, 79:86) verloren gegangen, daheim in La Boca folgten zwei knappe Siege (77:68, 70:66). Vergangene Woche gingen die Xeneizes (Genuenser) dann nach einem 80:77 auswärts in Führung und legten so den Grundstein für die vierte Meisterschaft (nach 1997, 2004 und 2007) der Vereinsgeschichte.

Der Titel für die Blau-Goldenen, die lange Zeit einen beruhigenden Vorsprung verwalteten, war hochverdient. Erst als die Halle längst in freudiger Ekstase wogte, ließen sich die Panther noch ein paar Dinger reinwerfen. José »Pepe« Vildoza wurde zum MVP, zum wertvollsten Spieler der Finalserie, gewählt (durchschnittlich 14 Punkte, drei Rebounds und drei Assists). Der 28jährige Point Guard saß anschließend auf dem Ring, Havannas rauchend, eine immense Juan-Román-Riquelme-Fahne schwenkend. Kleiner Exkurs: Riquelme war einmal der beste Fußballer aller Zeiten, derzeit ist er Vereinspräsident von Boca Juniors. Man darf ihn als entschiedenen Gegner der Neoliberalen in Argentinien bezeichnen, also auch als Gegner der anarchokapitalistischen Regierung Javier Mileis. Riquelme steht für das Konzept der Klubs, die in Argentinien heuer allesamt noch ihren Mitgliedern gehören, lehnt jegliche Umwandlung in spekulative Aktiengesellschaften kategorisch ab.

Vildoza war mit 23 Punkten der Schlüsselspieler beim vorentscheidenden 80:77 in Córdoba. Der 37jährige Shooting Guard und Dreierspezialist Leonel Schattmann, der im entscheidenden Match mit 15 Punkten die meisten für den neuen Campeón erzielte, feierte den Titel auf dem Ring stehend, das Korbnetz um den Hals. Der Patagonier war vor einigen Jahren bei einem der besten südamerikanischen Klubs angedockt, bei dem NBB-Team (Novo Basquete Brasil) Franca in Brasilien. Corona beendete das interessante Gastspiel.

Meistertrainer ist der erst 30jährige Gonzalo Pérez, der im April, nach dem Rauswurf von Carlos Duró (dessen Assistenztrainer er bis dato war), den Posten als Interimstrainer bekam. Pérez kam mit acht Jahren zum Klub, als »Mini«. Zum Spieler reichte es nicht. Er trug den Müll raus, machte sich nützlich. Bald zeichnete er verantwortlich für die elektronische Anzeigetafel. Als Boca Juniors die Liga Nacional de Básquet 2007 zum dritten Mal gewann, verdingte er sich noch als Schweißwegschrubber in den Spielunterbrechungen. Als Trainerdebütant einer charakterstarken Mannschaft beendete er die Saison, indem er die letzten drei Meister eliminierte. Unglaubliche Geschichte.

Boca, ein Klub ohne nennenswert viel Geld, tat, was möglich war. Viele Spieler sind älter als der Trainer, etwa Power Forward Leonardo Mainoldi (39), Kapitän und Small Forward Marcos Mata (37), Power Forward Sebastián Vega (36), ein Reboundtier mit Überblick – und der zweite argentinische Sportler nach dem Volleyballer Facundo Imhoff, der sich in seiner aktiven Karriere als schwul outete.

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