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Aus: Ausgabe vom 25.07.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Sudan

Russischer Seitenwechsel

Sudan: Nach anfänglicher Unterstützung von Paramilitärs, konkretisiert Moskau Zusammenarbeit mit De-facto-Regierung
Von Pablo Flock
RUSSIA-AFRICA.JPG
Handshake beim Russland-Afrika-Gipfel in Sotschi: Abdel Fattah Al-Burhan und Wladimir Putin (23.10.2019)

Im Kampf um die Macht in dem strategisch gelegenen Sudan am Horn von Afrika werden beiden Seiten Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen bis hin zum Genozid vorgeworfen. Wer dabei von welcher Seite unterstützt wird, bleibt oft unklar. Während Milizenchef Mohammed Hamdan Daglo, dessen paramilitärische Rapid Support Forces (RSF) seit April 2023 gegen die De-facto-Regierung kämpfen, unmittelbar nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine zu Gast in Moskau war, empfing Generalstabschef Abdel Fattah Al-Burhan erst Anfang Juni eine russische Delegation in Port Sudan. Bei dem Besuch bekräftigte er noch unter dem langjährigen Diktator Omar Al-Baschir geschlossene Verträge über einen russischen Marinehafen am Roten Meer als Gegenleistung für Waffenlieferungen. Manche hofften, dass Russland damit das Zünglein an der Waage für den Sieg gegen die RSF sein könnte.

Die meiste Zeit des Konflikts kämpften Söldner der russischen »Wagner«-Gruppe an der Seite der Paramilitärs, was wiederum dazu führte, dass ukrainische Spezialkräfte auf seiten der sudanesischen Armee im Einsatz waren. Nach Angaben von US-Geheimdiensten sei zwischen Februar 2022 und 2023 Gold im Wert von über 1,6 Milliarden US-Dollar aus Minen in Daglos Privatbesitz nach Russland geschmuggelt worden. Doch schon seit dem Frühjahr scheint Moskau seine Unterstützung zu verschieben. Ende April nannte der russische Vizeaußenminister Michail Bogdanow das von der Armee gestützte Übergangsgremium, den sogenannten Souveränitätsrat, die einzig wahre Vertretung des sudanesischen Volkes. Zuvor schon sei der russische Botschafter im Sudan auf die Armee zugegangen und habe Waffenlieferungen angeboten, wie Middle East Eye (MEE) berichtete.

Mitte Juni folgte die erste explizite Resolution des UN-Sicherheitsrats seit Ausbruch des Kriegs. Russland enthielt sich bei der Abstimmung zu dem Text, der ein Ende der Belagerung durch die RSF und der Kämpfe rund um die westdarfurische Hauptstadt El Fasher fordert. Der Delegierte der Russischen Föderation erklärte, der Text stehe »im Widerspruch zur Realität vor Ort« und ignoriere prinzipielle Äußerungen der Sudanesen. Außerdem enthalte er fragwürdige Entscheidungen im Hinblick auf die Souveränität und Einheit des Landes. »Wir können der vorgeschlagenen Aufforderung an alle sudanesischen Parteien, den freien humanitären Zugang zu gewährleisten, nicht zustimmen«, erklärte er und wies den Rat darauf hin, dass die Frage der nationalen Grenzkontrolle und des Grenzübertritts jeglicher Güter »eine souveräne Angelegenheit der zuständigen Behörden« sei. Auch die »Wagner«-Gruppe gibt an, alle militärischen Aktivitäten im Sudan eingestellt zu haben. Das der US-Rüstungsindustrie nahestehende Institute for the Study of War glaubt, dass Russland die Söldner abziehen könnte, um die Ukraine-Front zu stärken, und der Seitenwechsel eine Harmonisierung mit dem Iran darstellen könnte, der die sudanesischen Streitkräfte schon länger mit Drohnen unterstütze.

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