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Aus: Ausgabe vom 25.07.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
»China-Pakistan Economic Corridor«

Pakistans Seidenstraße wird ausgebaut

China und Pakistan bekräftigen Wirtschaftskorridor CPEC. Angriffe auf einzelne Projekte nehmen zu
Von Thomas Berger
CHINA-BRI-PAKISTAN.JPG
Der zweite Abbottabad-Tunnel in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa ist ein Teil des pakistanisch-chinesischen Wirtschaftskorridors

Es bestehe »völlige Einigkeit über die zweite Phase des chinesisch-pakistanischen Wirtschaftskorridors«, erklärte Pakistans Entwicklungsminister Ahsan Iqbal. Gerade zurückgekehrt von seinem vierten Besuch in China seit seinem Amtsantritt im Frühjahr hatte Iqbal ein Treffen zum 62 Milliarden US-Dollar umfassenden China-Pakistan Economic Corridor (CPEC) einberufen. Das Projekt ist ein zentrales Element der Belt and Road Initiative (BRI), auch Neue Seidenstraße genannt. Die Umsetzung des 2015 mit einem Zeithorizont von anderthalb Jahrzehnten aufgelegten Projekts war auch Thema beim mehrtägigen Staatsbesuch von Premier Shehbaz Sharif im Juni.

Iqbals China-Reise sei eine Fortsetzung von Sharifs Gesprächen mit dem chinesischen Präsidenten und Premierminister gewesen, berichtete Pakistan Today in der vergangenen Woche. Erst einige Tage zuvor hatte sich Pakistan mit dem Internationalen Währungsfonds auf einen sieben Milliarden US-Dollar schweren Kredit über eine Laufzeit von 37 Monaten geeinigt. China hat als wichtigster Finanzpartner und größter Gläubiger mit Umschuldungen und neuen Beihilfen wichtige Vorarbeit dafür geleistet. Neben der Volksrepublik müssen der IWF-Exekutivrat sowie weitere Gläubiger wie Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate zustimmen.

Der Wirtschaftskorridor CPEC beinhaltet insbesondere zentrale Infrastrukturprojekte in Pakistan. So soll der Ausbau und die teilweise Verdoppelung der Haupteisenbahnstrecke (Mainline 1, ML-1) auf mehr als 1.700 Kilometern zwischen der nördlich der Hauptstadt Islamabad gelegenen Stadt Peschawar und der Hafenstadt Karatschi im Süden schließlich die südchinesische Provinz Xinjiang mit dem Hochseehafen Gwadar als Sonderwirtschaftszone verbinden. CPEC schließt zudem den Ausbau von Autobahnstrecken sowie den 21 Projekte umfassenden Ausbau der Energieinfrastruktur mit Kohle-, Wasser- und Windkraftwerken ein.

In den kommenden Wochen sei eine Sitzung des gemeinsamen Finanzierungsausschusses für das ML-1-Projekt anberaumt, hatte Iqbal laut Pakistan Today erklärt. Das Eisenbahnministerium sei demnach aufgerufen, sich auf den Termin vorzubereiten sowie Planung und Dokumentation des Projektes zu beschleunigen. Nachdem der Ausbau von CPEC im Jahr 2018 ins Stocken geraten sei, hätten die Regierungen Chinas und Pakistans nun vereinbart, bald mit der Arbeit am ML1-Projekt zu beginnen. »Dauer und Fertigstellungsphasen werden in der kommenden Sitzung des Gemeinsamen Finanzierungsausschusses festgelegt«, erklärte Iqbal demnach.

Doch die Kooperationen sind verschiedenen Angriffen ausgesetzt. So starben fünf chinesische Ingenieure und ihr pakistanischer Fahrer bei einem Sprengstoffanschlag im März. Die Gruppe war auf dem Weg zum Dasu Dam, dem größten Staudamm in der Provinz Khyber-Pakhtunkhwa. Bei drei in der Provinz im Bau befindlichen Projekten zur Wasserkraftnutzung, dort arbeiten etwa 3.000 Chinesen, wurden nach dem Vorfall vorübergehend die Arbeiten eingestellt. Wenige Tage zuvor hatte es zwei Angriffe in der Umgebung der Hafenstaft Gwadar gegeben, darunter einen auf die Hafenverwaltung. Diese wurden der Balochistan Liberation Army zugeschrieben. Bei einem Angriff auf fünf japanische Arbeiter in Karatschi waren Mitte April drei von ihnen verletzt worden.

Pakistanische Ermittler hatten Ende Mai elf Menschen in Haft genommen, denen sie eine Beteiligung an dem Anschlag vorwerfen. Die chinesische Regierung forderte angesichts der Angriffe auf ihre Staatsangehörigen, die Ermittlungen fortzusetzen. Mao Ning, Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, erklärte, die Volksrepublik lege großen Wert auf die Fortschritte Pakistans. China unterstütze das Land dabei, »die Geschehnisse weiterhin vollständig aufzuklären und alle Täter zu jagen und vor Gericht zu bringen«. Im Juni hatte das pakistanische Außenministerium die afghanische Regierung offiziell aufgefordert, Täter, die sie bei den Tehreek-i-Taliban Pakistan vermutet, auszuliefern.

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