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Aus: Ausgabe vom 26.07.2024, Seite 5 / Inland
Deutsche Bahn

Jobkahlschlag bei Deutsche Bahn

Gewinneinbruch, Nachfrage und Pünktlichkeit rückläufig: 30.000 Stellen vor Streichung
Von David Maiwald
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Pars pro toto: Sanierungsfall Bahnhofsuhr

Die Deutsche Bahn konnte im Juni rund die Hälfte ihrer Züge pünktlich ans Ziel bringen, heißt es in ihrer Halbjahresbilanz. Wichtiger waren bei deren Vorstellung am Mittwoch die Verluste. Sie summierten sich in den ersten sechs Monaten auf mehr als eine Milliarde Euro. Aus den roten Zahlen kommen will der Staatskonzern mit Ausgabenkürzungen und Stellenstreichungen. »Wir müssen mehr Bahn mit weniger Menschen schaffen«, sagte Finanzvorstand Levin Holle am Donnerstag. In den kommenden fünf Jahren sollen 30.000 Stellen gestrichen werden, vor allem in der Verwaltung. Im Laufe dieses Jahres sollen dort 1.500 Arbeitsplätze wegfallen.

Die Deutsche Bahn sei »im Oarsch«, hatten österreichische Fußballfans während der Fußball-EM gesungen. Die Bilanz gibt ihnen recht. Nur 63 Prozent der Fernzüge kamen im ersten Halbjahr 2024 ohne größere Verzögerung an. Die Bahn hat ihr Pünktlichkeitsziel für das laufende Jahr bereits aufgegeben. Der Nettoverlust des Konzerns lag nach Zinsen und Steuern bei 1,2 Milliarden Euro. Das operative Minus wurde mit rund 680 Millionen Euro angegeben. Im Vorjahr standen noch 331 Millionen Euro auf der Habenseite. Neben dem Netzbetrieb rutschten in der ersten Jahreshälfte auch Güterbahn und Fernverkehr weiter ins Minus.

Die Einnahmen des Gesamtkonzerns sanken im Vergleich zum Halbjahr davor von fast 25 auf 22,3 Milliarden Euro. Einzig die vor dem Verkauf stehende Spedition Schenker erzielte noch einen nennenswerten Gewinn. Doch auch hier waren es 100 Millionen Euro weniger als im Vorjahreszeitraum, nämlich 520 Millionen.

Auch die Nachfrage im Fernverkehr hat nachgelassen. Nach Konzernangaben gab es von Januar bis Juni 64,2 Millionen Reisende: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Rückgang von sechs Prozent. Gründe für die schwächere Nachfrage waren für Bahn-Chef Richard Lutz extreme Wetterereignisse, die marode Infrastruktur, Streiks und Unfälle. Auch die Unpünktlichkeit ist für Lutz darauf zurückzuführen.

Die Bahn zeigt sich optimistisch. Für das Gesamtjahr werde ein Gewinn von rund einer Milliarde Euro erreicht, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Auch über die derzeit vollgesperrte Riedbahn-Trasse zwischen Frankfurt am Main und Mannheim gab es nur Gutes zu berichten. Der Einsatz von rund 150 neuen Bussen für »täglich bis zu 16.000 Reisende im Ersatzverkehr« läuft nach Konzernangaben »reibungslos«, der Nah- und Fernverkehr über die Umleitungsstrecken sei »stabil«. Nach dem Aufbau von Lärmschutzwänden seien bereits Oberleitungen abgebaut und die ersten Gleise erneuert worden. Die Sanierung der Strecke sollen planmäßig bis zum Fahrplanwechsel am 15. September abgeschlossen sein.

Bis zum Jahr 2031 hat die Bahn die Sanierung 40 weiterer Abschnitte geplant. Um das lange vernachlässigte Schienennetz zu erneuern, sollen weitere Strecken gesperrt werden. Der ohnehin unzuverlässige Fernverkehr dürfte darunter weiter leiden. Laut Bahn wird er aber durch die Sanierung der Strecke Frankfurt–Mannheim wieder verlässlicher. Wenn das nach einem weiteren Einbruch der Nachfrage überhaupt noch jemand mitbekommt.

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