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Aus: Ausgabe vom 26.07.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Ungleiche Prämien

Streik und Spiele

Der französische Staat und seine Unternehmen lassen Beschäftigte für Olympia schwitzen. Gewerkschaften spielen nicht mit und machen Druck
Von Susanne Knütter
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Bereits im Vorfeld mussten Arbeiter für Olympiaentschädigungen kämpfen, wie hier die Eisenbahner (Paris, 21.5.2024)

Im Laufe der Woche hatte eine Reihe von Gewerkschaften in Frankreich Arbeitsniederlegungen für die Zeit der olympischen Spiele angekündigt oder frühere Streikaufrufe konkretisiert. Und das zum Teil bereits mit Erfolg. So werden die Tänzerinnen und Tänzer die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele diesen Freitag nun doch nicht platzen lassen, nachdem die Organisatoren »Paris 2024« und »Paname 24« schließlich Zugeständnisse gemacht hatten. Das neue Lohnangebot umfasse eine »Erhöhung der Entschädigung« für die Übertragungsrechte, wie die Gewerkschaft SFA-CGT am Mittwoch mitteilte.

SFA-CGT hatte vergangene Woche »Ungleichbehandlungen« der angeworbenen Tänzer angeprangert. Demnach waren 250 bis 300 Tänzer zu »beschämenden« Bedingungen eingestellt worden, ohne Unterkunfts- und Fahrtkostenzuschüsse und mit Abgeltungen der Bildrechte in Höhe von 40 oder 60 Euro. Das Entgelt für die Bildrechte sei nach der Verhandlungsrunde vom Dienstagabend auf 200 Euro erhöht worden, hinzu kämen die schon zuvor festgelegten 200 Euro brutto an Gage. Nichts erreicht wurde in den Gesprächen dagegen bezüglich der Kostenerstattung für Unterkunft und Transport. Auch wenn der Sieg nicht vollständig sei, so die Gewerkschaft, »gibt uns der Kampf das Bewusstsein, dass unsere prekäre Lage uns nicht dazu zwingt, alles hinzunehmen.«

Dafür droht nun ein Streik, der längst abgewendet schien. Die Gewerkschaft Force Ouvrière (FO) hat Arbeitsniederlegungen an den Pariser Flughäfen für diesen Freitag angekündigt. FO fordert etwa höhere Prämien, als die Vereinbarung zwischen dem staatlichen Flughafenbetreiber ADP und der Mehrheit der Gewerkschaften vorsieht. Am 16. Juli hatten sich die Gewerkschaften der Flughafenarbeiter mit dem Unternehmen auf die Auszahlung einer Prämie von 300 Euro für alle Beschäftigten geeinigt. ADP wollte ursprünglich nur einem Teil der Belegschaft einen Bonus für die arbeitsreiche Zeit während der Spiele vom 26. Juli bis zum 11. August zahlen, die zudem in den Ferien stattfinden. FO fordert 1.000 Euro.

Zu Streiks könnte es auch am Flughafen von Tahiti kommen, wo etwa die olympischen Wettkämpfe im Surfen stattfinden werden. Am Mittwoch wurden zwei Streikanzeigen bei South Pacific Security und Tahiti Sûreté eingereicht, beides Sicherheitsfirmen des Flughafens Tahiti. Laut den Gewerkschaften A Tia I Mua und CSIP gibt es bei den Verhandlungen über das Bewachungsabkommen und spezifische Sicherheitsbestimmungen bereits seit zwei Jahren einen Stillstand. Und bei den jährlichen Tarifverhandlungen sieht es nicht besser aus. Das Management habe vorgeschlagen, Sozialleistungen abzuschaffen beziehungsweise zu kürzen. Kommt es zu keiner Einigung, wird ab 30. Juli gestreikt.

Arbeitsniederlegungen haben auch die Feuerwehr von Lyon und die Beschäftigten der Pariser Verkehrsbetriebe angekündigt. In beiden Fällen geht es um höhere Prämien für die Zeit der Olympischen Spiele – und um Gleichbehandlung. Die Gewerkschaft der Feuerwehrleute im Departement Rhône und in Lyon, wo ab Mittwoch die Fußballturniere stattfinden werden, hat einen Streik für die gesamten Spiele angekündigt. Die Feuerwehrleute wurden angewiesen, in diesem Sommer nur zwei anstatt drei Wochen Urlaub zu nehmen. Dafür fordern sie eine »echte Entschädigung« anstelle der angebotenen 200 Euro. Ihren Kollegen in Paris, die während der Olympischen und Paralympischen Spiele mobilisiert werden, wurde eine Prämie von 1.600 Euro in Aussicht gestellt, den in der Region Île-de-France tätigen Polizisten und Gendarmen bis zu 1.900 Euro. Für die Tramfahrer der Transkéo-Linie T11 in Paris fordern die Gewerkschaften CGT und Sud Rail den gleichen Olympia-Bonus, den die Kollegen beim Eisenbahnkonzern SNCF bekommen – 95 Euro pro Schicht anstatt der angebotenen 40 Euro.

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