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Aus: Ausgabe vom 26.07.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Tesla Gigafactory Mexico

Tesla stoppt »Giga«-Pläne in Monterrey

Firmenchef Elon Musk rudert nach Zollankündigung durch US-Präsidentschaftskandidat Trump zurück
Von Volker Hermsdorf
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Schon ein Vierteljahr vor den US-Präsidentschaftswahlen sorgt Amtsanwärter Donald Trump für Unruhe in Lateinamerika. Nachdem er vergangene Woche auf dem Parteitag seiner Partei in Milwaukee Zölle von 100 bis 200 Prozent auf in Mexiko hergestellte Autos angedroht hatte, stoppte Tesla-Chef Elon Musk am Dienstag den Bau eines Montagewerkes im dortigen Bundesstaat Nueva León. Falls der republikanische Kandidat die Wahl gewinnt, stehe die geplante Fabrik, in der ab 2026 Fahrzeuge montiert werden sollten, ganz zur Disposition, erklärte Trump-Unterstützer Musk.

Tesla hatte den Baubeginn der von der mexikanischen Regierung mit erheblichen Zuschüssen geförderten »Gigafactory Mexiko« in Monterrey ursprünglich für März angekündigt, dann aber Ende vergangenen Jahres – angeblich wegen hoher Zinssätze – erstmals verschoben. »Im Moment sind wir gegen ›Giga Mexico‹«, erklärte Musk nun. Mindestens bis zu den US-Präsidentschaftswahlen am 5. November mache es »keinen Sinn«, dort ein neues Werk zu errichten.

Statt dessen wolle Tesla die Produktion in den bestehenden Fabriken erhöhen. Künftige Produkte, wie das Robotaxi oder ein humanoider Roboter würden in Texas hergestellt werden, kündigte der politisch rechts stehende Milliardär an. Noch im März hatte Musk sich dagegen ausdrücklich zu der Investition von fünf Milliarden US-Dollar in Mexiko bekannt, nachdem er einige Tage zuvor mit Präsident Andrés Manuel López Obrador telefoniert habe, kritisierte die Tageszeitung La Jornada am Dienstag.

Die Zeitung verwies darauf, dass der mexikanische Verband der Automobilindustrie (AMIA) bereits im Juni 2023 vermutet habe, Tesla informiere nicht über den Baufortschritt, weil die Firma nach weiteren Anreizen für die Ansiedelung suche. »Das Unternehmen ist dafür bekannt, dass es sich nur an Orten niederlässt, an denen es Steueranreize oder andere Arten von Vergünstigungen durch Regierungen gibt«, so La Jornada. Auch die künftige Staats- und Regierungschefin Claudia Sheinbaum, die das Amt am 1. Oktober von López Obrador übernehmen wird, zweifelte auf einer Pressekonferenz am Mittwoch daran, ob der Anlass für die Äußerungen von Musk »wirklich die US-Wahl und was Trump sagte« waren.

»Oder könnten auch andere Gründe eine Rolle spielen?«, fragte Sheinbaum. Die Planung habe »seit Ankündigung des Werksbaus bis heute nicht viele Fortschritte« gemacht, erklärte die zukünftige Präsidentin. Dafür spricht, dass Tesla bereits das zweite Quartal in Folge einen Gewinneinbruch hinnehmen musste. Nach Angaben des Unternehmens fiel der Gewinn von April bis Juni um 45 Prozent auf 1,48 Milliarden US-Dollar (1,36 Milliarden Euro). Von Januar bis März hatte er bereits um 55 Prozent abgenommen.

López Obrador hatte Trump Ende vergangener Woche in einem Brief davor gewarnt, dass die Preise für US-Bürger pro Fahrzeug bei einer Einführung von Zöllen für im Ausland produzierte Autos oder Teile, zwischen 15.000 und 20.000 US-Dollar steigen könnten. Später spielte er die Drohungen Trumps etwas herunter. Im Wahlkampf würden oft »schrille Äußerungen gemacht«, die nicht sehr seriös seien, da sie nur darauf abzielen, bestimmte Wählerschichten zu gewinnen, sagte er.

Das Verhalten von Tesla hält López Obrador indes für verdächtig, da seit Ankündigung der Milliardeninvestition nichts passiert sei. »Viele Unternehmen machen Geschäfte nicht damit, dass sie produzieren, sondern spekulieren. Sie geben Nachrichten heraus, die an der Börse gut ankommen, sie steigern ihren Aktienkurs und dann tritt die Produktion in den Hintergrund. Es ist ein Übel, denn Spekulation schafft keinen Wohlstand«, kritisierte der scheidende Staats- und Regierungschef.

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