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Aus: Ausgabe vom 26.07.2024, Seite 16 / Sport
Beim Fananwalt

Dummer Populismus

Von René Lau
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Was gibt es Schöneres als ein rappelvolles Stadion, das jeden Moment zu explodieren scheint. Wer so etwas erlebt hat, wird es nicht vergessen. Handelt es sich um ein Derby und im Gästeblock brodelt es ebenso, ist es natürlich noch toller. Zwei Spiele im Jahr gegen den größten Konkurrenten. Schlägt man den verhassten Rivalen, ist eine verkorkste Saison zwar nicht gerettet, aber es tut weniger weh. Um so wichtiger, dass der Gästeblock bei einem Derby gut gefüllt ist.

Jetzt aber gibt es eine Innenministerin in Niedersachsen, sie heißt Daniela Behrens, die den Zweitligisten Braunschweig und Hannover in der kommenden Saison untersagen will, Karten für den jeweiligen Gästeblock beim Derby zu verkaufen. Der Minderheit müssten die Grenzen aufgezeigt werden, weil sie sonst die Mehrheit in Geißelhaft nehme, so die lapidare Begründung in Kürze. Das erinnert an Kollektivstrafen. Der Fan fragt sich, weshalb er bitte für potentielle bzw. unterstellte Verfehlungen anderer haften soll. Unserem Strafrechtssystem sind solche Strafen fremd. Wie kommt Behrens auf so einen unverschämten Quatsch? Und wer garantiert ihr überhaupt, dass dann alles ruhig bleibt? Wo werden die Fans stecken, wenn ihnen der Gästeblock verwehrt wird? Vor dem Fernseher? Wohl kaum.

Anders gesagt: Die ministeriale Forderung nach leeren Derbygästeblöcken ist Populismus reinsten Wassers. Stärke zeigen, ohne etwas zu bewirken. Wie wäre es, wenn Behrens mal mit den Fans sprechen würde? Die Vereine sollten sich dem Ansinnen der Ministerin unbedingt widersetzen und ggf. alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, sofern sie ernst machen sollte. Die Unterstützung der Fans wäre ihnen gewiss.

»Sport frei!« vom Fananwalt.

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