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Aus: Ausgabe vom 29.07.2024, Seite 16 / Sport
Fußball

Italienische Dusche

Zum 70. Jubiläum des Ostseestadions empfing Hansa Rostock Lazio Rom
Von Sören Bär, Rostock
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70 Jahre und noch gut in Schuss: Das Ostseestadion und die Kogge-Kicker (Rostock, 24.7.2024)

Seine 70 Jahre sieht man ihm nicht an, erhielt das Rostocker Ostseestadion doch schon diverse Faceliftings. In der DDR war es noch eine multifunktionalen Sportstätte mit sechs Laufbahnen, in der neben Fußball auch Leichtathletik-Sportfeste, Feldhandball, Ankünfte der Friedensfahrt und Turnwettkämpfe stattfanden. Nach dem Kauf für eine symbolische D-Mark durch Hansa Ende der 1990er Jahre wurde es von April 2000 bis Juni 2001 zu einem reinen Fußballstadion mit 20.000 Sitz- und 9.000 Stehplätzen sowie 26 Logen transformiert.

Im Sinne der DDR-Leistungssportförderung ging es beim Bau 1953 da­rum, dass sich die neue Arena harmonisch in das Sportforum mit Neptun-Schwimmhalle, Eisstadion, Leichtathletikstadion, dem bereits in den 1920er Jahren entstandenen Volksstadion und den vielen Trainingsplätzen einfügen würde, und natürlich sollte sie das gewaltige Zuschauerinteresse bewältigen. Aufgrund knapper finanzieller Mittel bat das Nationale Aufbauwerk die Bevölkerung um Unterstützung durch freiwillige Arbeit und Spenden. Von 1953 bis 1956 konnten mit 236.071 Arbeitsstunden 928.018,20 DDR-Mark eingespart werden. Ein Kuriosum ist, dass die feierliche Eröffnung am 27. Juni 1954 im noch unfertigen Zustand erfolgte. Nachdem der F. C. Hansa am 28. Dezember 1965 aus dem SC Empor ausgegliedert worden war, bestritt er mit dem Beginn der Rückrunde der DDR-Oberliga 1965/1966 seine Heimspiele im neuen Stadion. Die DDR-Fußballnationalmannschaft trug hier acht Länderspiele aus, von denen nur das erste, am 26. September 1954, gegen Polen verlorenging. Zuletzt erregten zwei ausverkaufte Begegnungen des bundesdeutschen Frauennationalteams im Dezember 2023 und im Mai 2024 Aufsehen.

Hochkarätige internationale Hansa-Gegner hatte die Arena jedoch lange nicht gesehen. Am 2. Oktober 1991 schlug der FCH in der ersten Runde des Europapokals der Landesmeister den FC Barcelona mit 1:0. Gegen italienische Klubs hatte Hansa zuletzt im Europacup vor mehr als einem halben Jahrhundert das Vergnügen: Im November 1968 sahen 20.000 beim Messe-Pokal ein 3:2 gegen den AC Florenz, im November 1969 im selben Wettbewerb bejubelten 30.000 das 2:1 gegen Inter Mailand. Mit der Società Sportiva Lazio Rom, zweifacher italienischer Meister und siebenmaliger Coppa-Italia-Gewinner, gab nun eine Spitzenmannschaft ihre Visitenkarte ab. Sowohl Hansa als auch Lazio werden vom Sportartikelhersteller Mizuno aus Japan ausgerüstet. I Biancocelesti (»Die Weiß-Himmelblauen«) brachten mit Ausnahme des spanischen Europameisters Pedro alle Stars mit an die Küste. Es wurden ein Sondertrikot und ein schickes Jubiläums-T-Shirt »70 Jahre Ostseestadion« angeboten, die viele Fans trugen. Offiziell 21.200 Zuschauer, darunter ca. 150 Tifosi verliehen ihrer Begeisterung mit eindrucksvollen Choreographien und Gesängen Ausdruck. Das Duell auf einem bestens gepflegten Rasen war damit – international sind 25.000 zugelassen – fast ausverkauft.

Lazio betrieb von Beginn an ein aggressives Forechecking am gegnerischen Strafraum. Gleichzeitig stellten die Italiener äußerst geschickt die Räume zu, so dass auch lange Bälle nicht fruchteten. Während Lazio scheinbar mühelos dominierte, musste Hansa viel Kraft aufwenden, um das Passspiel der Gäste zu stören und Torchancen zu verhindern. Das gelang in der ersten Halbzeit recht gut. Doch Hansa konnte nur selten selbst gefährlich werden. Ein Außennetztreffer des 18jährigen Tim Krohn (9. Minute) und ein Versuch von Kapitän Damian Roßbach (14.) sorgten für ein wenig Entlastung. Kurz vor der Pause kam Lazio mit einer Traumkombination zur Führung. Eine Flanke des französischen Nationalspielers ­Mattéo Guendouzi köpfte der Argentinier ­Valentín Castellanos nach innen, wo Kapitän Mattea Zaccagni das aufsetzende Leder unmittelbar über der Grasnarbe im Hechtsprung erwischte und eindrucksvoll per Kopf in die Maschen beförderte (44.) – eine kalte Dusche vor dem Gang in die Kabinen.

Nach dem Seitenwechsel trumpften die Römer noch stärker auf. Erneut glänzten der 25jährige Dirigent Guendouzi und Castellanos, der Guendouzis Vorlage zum 0:2 verwertete (49. Minute). Loum Tchaouna sorgte schließlich mit einem satten Schuss für das 0:3 und die Entscheidung (71. Minute). Nachdem von seiten der Kogge zuvor zwei Freistöße aus aussichtsreichen Positionen kläglich in die Wolken geballert worden waren, bot sich in der 84. Minute noch eine gute Chance zum Ehrentreffer. Doch der freigespielte Louis Köster scheiterte aus Nahdistanz am reaktionsschnellen Ersatztorhüter Christos Mandas. Die verdiente Niederlage tat der Stimmung indes keinen Abbruch, die Fans feierten hinter der Südtribüne weiter.

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