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Aufsteigen oder Zweitjob

Von Gabriele Damtew
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Märchenmodell: Der SV Elversberg macht sich fit für die nächste Runde in Liga zwei (27.7.2024)

BFC Dynamo vs. Carl Zeiss Jena: 2:3 – das war eines der Resultate aus der Regionalliga, Staffel Nordost, vom Wochenende (historisch gesehen war dieses Resultat in der DDR-Oberliga aus bekannten Gründen eher selten). Die Regionalliga als unterste Klasse des professionellen Kickertums hatte als erste ihren Saisonstart. Was heißt professionell – die feine Linie zu den wirklichen Amateuren ist zwar überschritten, aber verdient wird in der Regel nur geringfügig mehr als Bürgergeld, und der eine oder andere Spieler, der noch nicht oder nicht mehr weiter vermittelbar ist, wird es als sogenannter Aufstocker wohl auch beantragen müssen. Tatsächlich sind viele Jüngere noch in der Ausbildung, wenige davon studieren, die meisten haben einen Zweitjob.

Das ist die Realität in der vierten Spielklasse, die sich bundesweit in fünf regionale Staffeln teilt, von denen bei nur vier Aufstiegsplätzen eben auch nur vier von fünf Meistern – die große Ungerechtigkeit: Einer bleibt in den Play-offs auf der Strecke – in die nächsthöhere aufsteigen können. In dieser Saison müssen die Meister der Ligen Nordost und Nord den Aufsteiger unter sich ausmachen. Ein hehres Ziel, da die Verdienstmöglichkeiten für Spieler und Trainer in der dritten Liga wesentlich attraktiver sind und ein Leben jenseits des Prekariats ermöglichen. Das liegt vor allem an den dort üblichen fixen TV-Geldern, die an die Vereine ausgeschüttet werden und fest im Jahresetat eingeplant sind. Wem der Aufstieg gelingt, der bleibt in der Liga der Träume jedoch oft nicht lange, so viel härter sind die sportlichen Herausforderungen sowie die ökonomischen Zwänge und Anforderungen im Ligabetrieb, auch von Seiten des DFB.

Der Dorfklub SV Elversberg aus dem Saarland und der schwäbische Traditionsverein SSV Ulm machten in der Saison 2022/2023 bzw. 2023/2024 vor, was für die meisten derer da unten wie ein Märchen klingt: Sie stiegen nach ihrer ersten Spielzeit in der Drittklassigkeit direkt in die zweite Bundesliga auf, wobei Elversberg seine Saison punktgleich mit Schalke 04 auf einem ehrenwerten 11. Platz beendete. Wie sich die Ulmer in den höheren Gefilden schlagen werden, bleibt abzuwarten. Ohne Sponsoren ging da nichts, aber mehr noch waren kluge Planung und Kontinuität bei Kader und Trainern in beiden Fällen die wichtigsten Faktoren für den Erfolg.

Derweil müssen sich viele viertklassige Traditionsvereine noch immer mit den zweiten Mannschaften der großen Bundesligisten herumschlagen. Die bringen kaum Zuschauereinnahmen in die Kasse, bewegen sich aber finanziell und personell weit über den üblichen Standards der Liga.

Zum Auftakt im Nordosten trennten sich der Hallesche FC (nach zwölf Jahren ununterbrochener Zugehörigkeit aus der dritten Liga abgestiegen) und der Chemnitzer FC (schon im vierten Jahr viertklassig) mit einem müden 0:0. Besser startete Aufsteiger Hertha Zehlendorf mit seinem 5:0 gegen den FSV Zwickau und führt die Tabelle nach Tordifferenz souverän vor Rot-Weiß Erfurt an.

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