75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 19. September 2024, Nr. 219
Die junge Welt wird von 2939 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 01.08.2024, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft
Ausbildungsvergütungen

Mehr Knete gegen Fachkräftemangel

Ausbildungsvergütungen steigen in einigen Branchen und Regionen überdurchschnittlich
imago0391631038h.jpg
Nicht immer nur kleine Brötchen backen: Mehr Lohn für Azubis ist in der anhaltenden Krise dringend nötig

Bei den Ausbildungsvergütungen bestehen je nach Branche, Region und Ausbildungsjahr sehr große Unterschiede. Die Spannbreite reicht von 710 Euro pro Monat im Friseurhandwerk von Nordrhein-Westfalen im ersten Ausbildungsjahr bis zu 1.650 Euro im westdeutschen Bauhauptgewerbe, mit denen Auszubildende im vierten Ausbildungsjahr vergütet werden. Das zeigt eine aktuelle Studie über 20 ausgewählte Tarifbranchen, die das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres 2024 vorgelegt hat.

Wichtigstes Ergebnis ist wahrscheinlich, dass die Ausbildungsvergütungen – jedenfalls diejenigen, die durch Tarifvertrag festgelegt sind – in vielen Tarifbranchen stärker steigen als die Löhne. Was sich seit ein paar Jahren beobachten lasse, setze sich im Ausbildungsjahr 2023/24 fort, erklärte der Leiter des WSI-Archivs, Thorsten Schulten, am Mittwoch. »Tarifbranchen, in denen weniger als 1.000 Euro im Monat gezahlt werden, werden angesichts des bestehenden Fachkräftemangels immer weniger.«

Dem entspreche, dass in Berufen mit einer sehr geringen Vergütung Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, erklärte die wissenschaftliche Leiterin des WSI, Bettina Kohlrausch. Die Klagen der Betriebe über mangelndes Interesse der Jugendlichen an einer Ausbildung seien nicht glaubwürdig, »wenn gleichzeitig nur eine geringe Ausbildungsvergütung bezahlt wird, wie es zum Beispiel häufig im Handwerk der Fall ist.«

Die größten Zuwächse mit je 22,7 Prozent gab es demnach im ostdeutschen Bauhauptgewerbe und in der baden-württembergischen Textilindustrie. Um mehr als 20 Prozent im Vorjahresvergleich wurden die Ausbildungsvergütungen in der ostdeutschen Süßwarenindustrie, im brandenburgischen Einzelhandel und bei der Deutschen Bahn erhöht. In zehn Tarifbereichen stiegen die Vergütungen zwischen zehn und 20 Prozent und in weiteren neun Tarifbereichen zwischen fünf und zehn Prozent, so das WSI.

Die prozentualen Steigerungen sagen am Ende aber noch nichts über die Höhe der Vergütung insgesamt aus. In zwölf der 20 untersuchten Tarifbranchen liegen die Vergütungen im ersten Ausbildungsjahr inzwischen oberhalb von 1.000 Euro pro Monat. Hinzu kommen zwei weitere Branchen, in denen zumindest die westdeutschen Ausbildungsvergütungen die 1.000-Euro-Marke überschritten haben. Am besten kommt weg, wer eine Pflegeausbildung im Tarifbereich des öffentlichen Dienstes macht, bei Versicherungen, der Bahn oder im privaten Bankenwesen. In sechs Tarifbranchen liegen die Vergütungen hingegen nach wie vor unterhalb von 1.000 Euro.

Zu den Tarifbranchen mit niedrigen Ausbildungsvergütungen von unter 900 Euro gehören die Landwirtschaft (Mecklenburg-Vorpommern: 873 Euro, Nordrhein: 830 Euro), das Backhandwerk (860 Euro) und die westdeutsche Floristik (800 Euro). Das Schlusslicht bei den hier untersuchten Tarifbranchen bildet mit einer Ausbildungsvergütung von 710 Euro das Friseurhandwerk von Nordrhein-Westfalen. Letztere liegt dabei jedoch noch deutlich oberhalb der Mindestausbildungsvergütung, die lediglich 649 Euro beträgt. (jW)

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

Ähnliche:

Regio:

Mehr aus: Betrieb & Gewerkschaft