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Aus: Ausgabe vom 01.08.2024, Seite 16 / Sport
Olympia

Mit der Schlusssirene

Rechter Flügel, linker Flügel: Olympia-Gold für Neuseelands Frauen und Frankreichs Männer im Rugbywettbewerb
Von Bernhard Krebs
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Der entscheidende Try: Die Neuseeländerin Stacey Waaka macht die Goldprobe (Paris, 30.7.2024)

Mit einem knappen und hart umkämpften 19:12 hat das neuseeländische Frauenteam im Siebener-Rugby am Dienstag abend gegen Kanada olympisches Gold errungen. Damit verteidigten die »Black Ferns Sevens« ihren Titel aus Tokio und wurden ihrer Favoritenrolle bei Olympia 2024 gerecht. Schlüsselspielerin auf seiten Neuseelands war einmal mehr Sarah Hirini, die vor einer Rekordkulisse von rund 800.000 Zuschauern beinahe zur tragischen Heldin geworden wäre: Am Ende der ersten Halbzeit leistete sich Hirini beim Stand von 7:5 für Neuseeland einen fatalen Abspielfehler, den Alysha Corrigan zur kanadischen 12:7-Halbzeitführung nutzte. Kanada schnupperte an Gold, doch bereits nach einer halben Minute in Halbzeit zwei brach Michaela Blyde mit einem schönen »Cut« durch die kanadische Verteidigungslinie und drehte die Partie auf 14:12 für Neuseeland.

Anschließend drückte Kanada, schnürte die Neuseeländerinnen vor ihrem eigenen Malfeld ein und drang auf die Entscheidung. Ohne Erfolg jedoch: Gegen diszipliniert verteidigende Neuseeländerinnen fanden die Kanadierinnen kein Durchkommen. Nach einer Kollision mit einem kanadischen Knie musste Hirini kurz auf dem Feld behandelt werden, bis ihre Nasenblutung gestoppt war.

Die 31jährige konnte aber weiterspielen – und wie: Mit noch gut einer Minute auf der Uhr gelang Hirini schließlich der entscheidende Ausbruch aus der kanadischen Umklammerung, der rund 40 Meter Raumgewinn einbrachte. Zwar konnten die Kanadierinnen den Konter stoppen, in eine defensive Ordnung kamen sie aber nicht mehr. Statt dessen landete der Ball plötzlich wieder bei Hirini, die schließlich Stacey Waaka auf dem rechten Flügel für den entscheidenden dritten Try zum 19:12 und damit dem Gewinn von Gold in Szene setzte.

In einem hochklassigen kleinen Finale hatten sich zuvor bereits die Frauen aus den USA überraschend Bronze gegen Australien geholt. Anderthalb Minuten vor Spielende sahen die Damen von »Down Under« nach einer herrlichen Kombination der Schwestern Teagan und Maddison Levi zum Zwischenstand von 12:7 schon wie die sicheren Siegerinnen aus. Doch mit nur noch wenigen Sekunden auf der Uhr patzte ausgerechnet Teagan Levi bei einem Tackle gegen Alex Sedrick. Sedrick überrannte Levi und sprintete – während die Schlusssirene erklang – rund 80 Meter bis ins aus­tralische Malfeld zum 12:12. Die fällige Erhöhung zum 14:12 verwandelte ebenfalls Sedrick und machte Bronze für die USA perfekt.

Bereits am Sonnabend hatte Gastgeber Frankreich die Goldmedaille im Siebener-Rugby der Männer gewonnen. Mit 28:7 servierten die »Bleues« sensationell den Olympiasieger von 2016 und 2020 aus Fidschi ab – es war die erste Niederlage überhaupt für die Insulaner bei einem olympischen Rugbyturnier. Frankreich ging zunächst ohne Superstar Antoine Dupont an den Start, der in der abgelaufenen Saison mit seinem Klub Stade Toulousain bereits französischer Meister und Europacup-Sieger im 15er-­Rugby geworden war. Nach umkämpfter und weitgehend ausgeglichener erster Halbzeit stand es 7:7, ehe Dupont in Halbzeit zwei der Partie seinen Stempel aufdrückte: Gleich nach Ankick durch Fidschi landete der Ball bei dem 27jährigen, der sich nicht lange bitten ließ, die linke Außenlinie entlang sprintete und Jerry Tuwai abschüttelte, ehe er mit einem präzisen Pass Aaron Grandidier Nkanang anspielte, der das 12:7 erzielte. Kapitän Paulin Riva verwandelte aus halblinker Postion die äußerst anspruchsvolle Erhöhung per Drop Kick zum 14:7.

Fidschi schien beeindruckt. Die ansonsten so ballsicheren Insulaner leisteten sich plötzlich Fehler über Fehler, spielten schlampig ab oder verursachten Straftritte. Mit noch anderthalb Minuten auf der Uhr nutzte Dupont wenige Meter vor dem Malfeld Fidschis einen Straftritt, um nach schnellem Anspiel mit einer frechen Körpertäuschung seinen ersten Finalversuch zu legen und den Spielstand auf 19:7 zu drehen. Rivas erhöhte per Drop auf 21:7. Nach abgelaufener Spielzeit legte Dupont dann noch seinen zweiten Versuch – und Rivas verwandelte die Erhöhung zum 28:7-Endstand für Frankreich.

Am selben Tag gewann das südafrikanische Männerteam, das sich in einem ebenfalls hochdramatischen Spiel mit 28:19 gegen Australien durchsetzen konnte, Bronze. Dabei musste Australien nach Rot für Kapitän Nick Malouf knapp fünf Minuten in Unterzahl spielen. Bereits in nachteiliger Lage, egalisierten sechs Australier einen Rückstand von zwölf Punkten zum zwischenzeitlichen 19:19 aus, ehe Selvyn Davids und Shaun Williams nach herrlicher Lauf- und Passkombination über den linken Flügel den Endstand von 26:19 herstellten.

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