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Aus: Ausgabe vom 02.08.2024, Seite 6 / Ausland
Venezuela

US-Putschisten festgenommen

Venezuela: Elitesoldat und venezolanische Komplizin wollten Maduro in die USA verschleppen
Von Volker Hermsdorf
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Verschwörer vor Gericht: Prozess gegen den früheren venezolanischen Armeeoffizier Clíver Alcalá (M.) und Ex-Green-Beret Jordan Goudreau (l., New York, 18.1.2024)

Während Anhänger der rechten Opposition in Venezuela erneut versuchen, die Regierung mit gewaltsamen Aktionen zu stürzen, wurde in New York am Dienstag der ehemalige Green-Beret-Elitesoldat Jordan Goudreau festgenommen. Ihm und seiner gleichzeitig in Florida verhafteten venezolanischen Komplizin Yacsy Alexandra Álvarez werden unter anderem Verstöße gegen US-Waffenkontrollgesetze »im Zusammenhang mit einer Verschwörung zur Durchführung eines bewaffneten Einmarsches nach Venezuela mit dem Ziel, einen amtierenden Präsidenten zu stürzen« vorgeworfen. Im Falle einer Verurteilung durch ein Bundesgericht in Tampa (Florida) drohen beiden für eine Reihe der insgesamt 14 Anklagepunkte zwischen fünf und 20 Jahre Gefängnis.

Laut der Anklageschrift hatten Goudreau – als Eigentümer der Sicherheitsfirma »Silvercorp USA« – und Álvarez Anfang 2020 Dutzende AR-Schnellfeuergewehre, Laserzielgeräte, Nachtsichtgeräte, Munition und andere militärische Ausrüstungsgegenstände ohne US-Ausfuhrgenehmigung nach Kolumbien verschickt. Von dort aus hatten rund 60 militante venezolanische Oppositionelle mit Söldnern aus Kolumbien und den USA am 3. Mai desselben Jahres versucht, nach Venezuela einzumarschieren. Ziel der »Operation Gideon« war unter anderem, Präsident Nicolás Maduro, auf den die US-Regierung 2020 ein Kopfgeld in Höhe von 15 Millionen Dollar ausgesetzt hatte, und andere Regierungsmitglieder in die USA zu verschleppen. Das venezolanische Militär konnte den Umsturzplan jedoch vereiteln und die Beteiligten festnehmen. Die Aktion habe dem »Schutz der Demokratie« in dem südamerikanischen Land dienen sollen und sei nach der Unterzeichnung eines Vertrags mit dem Oppositionspolitiker Juan Guaidó entwickelt worden, erklärte Goudreau später. An den Plänen sei neben Guaidó, der sich Anfang 2019 selbst zum »Interimspräsidenten« ernannt hatte, auch dessen politischer Ziehvater Leopoldo López beteiligt gewesen.

López, der heute Oppositionsführerin María Corina Machado unterstützt, hat sich auf der Flucht vor der Justiz nach Spanien abgesetzt. Im Oktober 2020 verklagte der US-Söldner dann Guaidó und dessen Berater Juan Rendón vor dem Bezirksgericht von Miami-Dade wegen Vertragsbruch auf 1,4 Millionen Dollar. Zur Begründung der Forderung präsentierte er einen von Guaidó und Rendón unterzeichneten Vertrag mit Silvercorp »zur Befreiung Venezuelas«. Er berichtete auch über Kontakte zu Beamten der Trump-Regierung, die das Projekt gefördert haben sollen und kündigte damals an, über die Hintergründe auspacken zu wollen.

Luke Denman und Airan Berry, zwei bei der gescheiterten Invasion gefangene Söldner, bestätigten die Aussagen. Laut Denman bestand der Auftrag darin, einen Flugplatz in der Nähe von Caracas zu überfallen und Maduro von dort aus in die USA zu schaffen. Beide waren zu jeweils 20 Jahren Haft verurteilt worden, wurden aber im Dezember im Rahmen eines Gefangenendeals mit den USA gegen den kolumbianischen Geschäftsmann und Gesandten der venezolanischen Regierung, Alex Saab, ausgetauscht. Anfang dieses Jahres wurde ein weiterer Akteur des Putschversuchs, der ehemalige Generalmajor der venezolanischen Armee, Cliver Alcalá, vor einem Gericht in Manhattan wegen illegaler Drogen- und Waffengeschäfte zu 21 Jahren Haft verurteilt. Auch der Exmilitär, der sich nach Kolumbien abgesetzt hatte und von dort an die USA ausgeliefert worden war, beschuldigte Guaidó, an den Anschlagsplänen beteiligt zu sein.

Nach dem vereitelten Invasionsversuch hatte Venezuelas Generalstaatsanwalt Tarek William Saab im Jahr 2020 vergeblich die Auslieferung von Goudreau und seinen Komplizen beantragt. Auf Anfragen von Reuters nach einer Stellungnahme zu den Verhaftungen hat der Chefankläger nach Angaben der Agentur bis Mittwoch noch nicht reagiert. Goudreaus Anwalt, Gustavo J. Garcia-Montes, erklärte gegenüber AP, sein Mandant sei unschuldig, lehnte aber weitere Kommentare ab. Der Anwalt der venezolanischen Staatsbürgerin Álvarez, Christopher A. Kerr, ergänzte, dass Álvarez in den Vereinigten Staaten Asyl beantragt habe »und hier friedlich mit anderen Familienmitgliedern lebt, von denen mehrere US-Bürger sind«.

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