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Aus: Ausgabe vom 02.08.2024, Seite 16 / Sport
Olympia

Wie einst Nicole Kidman

Akrobatisches im BMX-Park der Olympischen Spiele zu Paris
Von Florian Osuch
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Fitness, Koordination, Mut: Deng Yawen rockt die Place de la Concorde (Paris, 31.7.2024)

Zum zweiten Mal ist BMX-Freestyle olympisch. Fahrerinnen und Fahrer zeigten am Mittwoch bei über 30 Grad Celsius kreative und atemberaubende Stunts, Sprünge, Drehungen, Schrauben und Salti.

Beim BMX-Freestyle bieten Rampen in verschiedener Höhen und Neigung – sogenannte Halfpipes – zahlreiche Möglichkeiten, Tricks in der Luft oder an den Wänden auszuführen. Feste Regeln gibt es dabei nicht, auch keine Liste anerkannter Stilelemente. Die Sportler entwickeln ständig neue Stunts. Zu den Schwierigsten gehört der »Double Backflip«: eine doppelte Rückwärtsrotation des Fahrers und des Fahrrads in der Luft. Für den »Double Backflip« sind präzise Rotationsgeschwindigkeit und Höhe entscheidend. Ähnlich anspruchsvoll ist der »720 Tailwhip«. Dabei vollführt der Fahrer zwei vollständige Drehungen um die eigene Achse (720 Grad), während sein Fahrrad gleichzeitig eine vollständige Umdrehung um den Lenker – ein sogenannter »Tailwhip« – macht.

Im olympischen Format haben die Athleten zwei Durchläufe mit jeweils einer Minute Zeit, um Punkte zu sammeln, es zählt der bessere Versuch. Wertungen gibt es für Originalität und Anzahl der Tricks, Schwierigkeit, Höhe der Stunts, Stil und Ausführung. Maximal sind 100 Punkte zu erreichen, wobei es hohe Abzüge bereits für kleinste Fahrfehler gibt.

Auf den hohen Rampen und an den steilen Wänden können die Fahrer ordentlich Schwung nehmen für die nächsten Tricks. Es erfordert eine Kombination aus körperlicher Fitness, Koordination, Mut und ausgezeichneter Balance, um die kleinen und wendigen Fahrräder zu kontrollieren. Ein hohes Maß an Kraft und Ausdauer ist nötig, um die Energie für Sprünge und sichere Landungen aufzubringen. Ebenso wichtig sind mentale Stärke, Risikobereitschaft und Mut für die waghalsigen Sprünge. Kreativität und Individualität sind charakteristisch für BMX-Freestyle. Das Fehlen fester Regeln und enger Standards ermöglicht den Fahrerinnen und Fahrern, ihren eigenen Stil zu entwickeln.

Beim Parcours auf dem Place de la Concorde in der Pariser Innenstadt überzeugte bei den Frauen vor allem die Chinesin Deng Yawen. Die erst 18jährige zeigte zwei hochklassige Durchläufe mit halsbrecherischen Stunts und sicherte sich mit 92.60 Punkten die Goldmedaille. Silber gewann Perris Benegas aus den USA (90.70 Punkte), Bronze ging an Natalya Diehm aus Australien (88.80). Die Finalrunde war von teils heftigen Stürzen geprägt. Die dreifache Weltmeisterin und Olympiazweite von Tokio 2021, Hannah Roberts (USA), erreichte wegen einiger Patzer nur Platz acht. Kim Lea Müller vom deutschen Olympiateam hatte den Einzug ins Finale verpasst, sie wurde 12. der Gesamtwertung.

Das Finale der Männer war wegen drohenden Regen vorverlegt worden – bei Nässe wären die Stunts einfach zu gefährlich. Die schwierigste Darbietung zeigte José Torres Gil aus Argentinien, er gewann mit 94,82 Punkten überraschend die Goldmedaille. Der amtierende Welt- und Europameister Kieran Reilly aus Großbritannien wurde mit 93.91 Punkten zweiter, dritter wurde Anthony Jeanjean aus Frankreich (93.76). Die schwierigsten Stunts zeigte Logan Martin aus Australien, darunter den Zweifachsalto »Double Backflip«. Allerdings stürzte der Weltmeister von 2017 und 2021, weswegen er insgesamt nur Platz acht belegte.

Die Integration von BMX-Freestyle in das olympische Programm ist Teil eines Trends. Immer mehr moderne Sportarten werden aufgenommen, um jüngere Zuschauer anzusprechen. »Bicycle Motocross« (BMX) ist allerdings bereits in den 1970er Jahren in den USA entstanden. Damals versuchten Jugendliche die aufregenden Stunts ihrer Motorcrossidole auf Fahrrädern nachzuahmen. Die Kinder bauten ihre eigenen improvisierten Strecken und organisierten Rennen, was auch zur Gründung erster BMX-Klubs und zur Entwicklung der spezifischen BMX-Fahrräder führte. Einem breiten Publikum bekannt wurde der Sport hierzulande durch den Kinofilm »BMX Bandits« (Australien, 1983), mit der jungen Nicole Kidman in einer ihrer ersten großen Rollen. Die Actionkomödie um eine dreiköpfige Kinder­clique auf den kleinen Bikes zog sowohl in der BRD als auch in der DDR Millionen in die Kinos.

Das olympische BMX-Freestyle in Paris war derart sehenswert, dass das Nachschauen der Wettkämpfe z. B. in der Mediathek der ARD sehr zu empfehlen ist. Dort kann man sie noch bis zum 6. August streamen.

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