Bayers schlechte Geschäfte
Von Jan PehrkeTrotz schwach angezogenen Umsatzes ein drastischer Einbruch beim Gewinn. Am Dienstag legte der Leverkusener Chemiemulti Bayer seine Zahlen für das 2. Quartal 2024 vor. Gegenüber dem 2. Quartal 2023 sank der Gewinn vor Sondereinflüssen wie Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 16,5 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro. Der Konzern macht dafür wenig erhellend »einen nachteiligen Produktmix« sowie negative Währungseffekte vor allem im Pharmabereich und höhere Rückstellungen für Managerboni verantwortlich.
Das von der Weltgesundheitsorganisation als »wahrscheinlich krebserregend« eingestufte Herbizid Glyphosat zählt er dabei ausdrücklich nicht zu den Minderleistern im Sortiment, ging doch die kleine Umsatzsteigerung im Agrargeschäft »im wesentlichen« auf dessen Konto.
Bei den Klagen von den Geschädigten des Pestizids, die für die bis heute währende Krise des Global Players sorgten, tut sich unterdessen kaum etwas. Den US-amerikanischen Gerichten liegen immer noch fast 60.000 vor. Um »diesen Rechtskomplex im Sinne unseres Unternehmens und unserer Kunden abzuschließen«, konzentriert sich Bayer offensichtlich im Moment ganz auf »eine intensivere Zusammenarbeit mit anderen Akteuren im Bereich der Politik«. Konkret meint der Vorstandsvorsitzende William Anderson damit die Lancierung neuer Pestizidgesetze in den USA, die die Aktiengesellschaft mit enormem Lobbyeinsatz betreibt. Den Versuch, »bei Politikern für eine bessere Gesetzgebung zu werben«, nennt es die Wirtschaftswoche. Tatsächlich wächst hier die Gefahr, dass Unternehmen ohne demokratische Legitimation allein durch ihre Wirtschaftskraft legislative Macht erhalten.
Auch das Arbeitsplatzvernichtungsprogramm – beziehungsweise »das radikal neue Organisationsmodell Dynamic Shared Ownership (DSO)« – ist den Kursverlusten infolge der Milliardenprozesse in sachen Glyphosat geschuldet. Hier vermeldet die Aktiengesellschaft Fortschritte. 5.481 Stellen fielen dem DSO, das zwei Milliarden Euro an Kosten einsparen soll, schon zum Opfer.
Die Schulden, die Bayer sich größtenteils durch den Monsanto-Kauf einhandelte, verringerten sich binnen der letzten drei Monate etwas auf nunmehr 36,8 Milliarden Euro. »Mittelzuflüsse aus der operativen Geschäftstätigkeit« gibt der Quartalsbericht als Grund dafür an. Die fast komplette Streichung der Dividende hatte das Geld dafür in die Kassen gespült.
Trotz der schlechten Zahlen hält der Agro-Riese an seiner – im Mai allerdings bereits nach unten korrigierten – Prognose fest. 10,2 bis 10,8 Milliarden Euro will der Multi 2024 an Gewinn einfahren, obwohl er die gesamtwirtschaftliche Lage eher düster einschätzt. »Basierend auf den Daten des Internationalen Währungsfonds erwarten wir für das Jahr 2024 weiterhin ein unterdurchschnittliches globales Wachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Die Inflationsrisiken dürften zunehmen, ebenso wie die Handelsspannungen und die politische Unsicherheit, was zu längerfristig höheren Zinssätzen führen könnte«, so das Unternehmen.
Jan Pehrke ist Journalist und Vorstandsmitglied der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG)
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