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Aus: Ausgabe vom 08.08.2024, Seite 1 / Inland
Radioaktiver Abfall

Endlagersuche schier endlos

Bericht: Standort für hochradioaktiven Abfall könnte erst 2074 gefunden sein
Von Marc Bebenroth
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Im nordrhein-westfälischen Ahaus befindet sich eines der sogenannten Zwischenlager für den Abfall der Atomindustrie (2.5.2023)

Die 27.000 Kubikmeter hochradioaktiver Müll aus über 60 Jahren Atomkraft in Deutschland sollen nicht einfach im Meer oder dem nächsten Erdloch verklappt werden – diese Zeiten sind vorbei. Die Suche nach einem adäquaten Endlager für 1.750 Castor-behälter auf dem Gebiet der Bundesrepublik dauert offenbar mindestens bis ins Jahr 2074. Das geht aus einem Gutachten des Öko-instituts e. V. mit Sitz in Freiburg hervor, das im Auftrag des Bundesamtes für Sicherheit in der nuklearen Entsorgung (BASE) erstellt worden war, wie der Deutschlandfunk am Mittwoch berichtete. Gesetzlich geregelt ist, dass die Festlegung für einen Endlagerstandort bis 2031 erfolgen soll. Der Zeitplan gilt jedoch längst als überholt.

Das Öko-institut komme zu dem Schluss, dass der von der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) angestrebte Zeitraum, bis 2046 einen Standort benennen zu können – schlimmstenfalls 2068 – grundsätzlich plausibel sei. Doch die BGE habe Verfahrensschritte, um die sie sich nicht kümmern muss, ausgeklammert, berichtete der Sender. Die Verfasser des Gutachtens kommen demnach zu dem Schluss: Wenn alles gut läuft, sei man bis 2074 soweit. »Im realen Verfahren ist ein weniger idealer Verlauf zu erwarten«, heiße es in dem Papier, das dem BASE seit Februar vorliege. Auf Nachfrage ließ das Bundesamt dem Bericht zufolge mitteilen, dass die Veröffentlichung des Gutachtens für den bevorstehenden Herbst geplant gewesen sei. Doch infolge der Recherchen veröffentlichte das BASE das Papier am Dienstag, vermutlich um der Berichterstattung zuvorzukommen.

Derweil habe das von Steffi Lemke (Grüne) geleitete Ressort bei der Beschleunigung der Endlagersuche »bereits Fortschritte erzielt, die in der Studie noch nicht berücksichtigt werden konnten«, sagte ein Sprecher am Mittwoch in Berlin. Das Ministerium habe »Optimierungen in dem laufenden Verfahren« gefordert und »mit den Akteuren dazu Gespräche aufgenommen«. Ende 2027 will die Endlagergesellschaft BGE mehrere Standortregionen für eine nähere Auswahl vorschlagen.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (7. August 2024 um 21:35 Uhr)
    Beschleunigung mit welchem Vorzeichen? Bremsen ist auch eine Beschleunigung. Mit Beschleunigung null geht es konstant weiter. Wenn man lange genug fortschreitet, kommt man hinten wieder an. PolitikerInnendeutsch auf die Goldwaage!
    • Leserbrief von Reinhard Hopp aus Berlin (8. August 2024 um 12:39 Uhr)
      »Endlager« soll suggerieren, dass das Problem dann endgültig gelöst sei und die danach folgenden Generationen sich sorglos in ewiger Sicherheit wiegen könnten. - Wieder mal so ein Polit-Euphemismus, mit dem das Volk von Staats wegen manipuliert und in einen gefälligen Tiefschlaf versetzt werden soll. Und bei dem schon seit Jahrzehnten Bild-kontaminierten Plebs scheint das ja offensichtlich auch zu funktionieren.