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Aus: Ausgabe vom 08.08.2024, Seite 2 / Ausland
Gazakrieg

Hamas kürt Hanija-Nachfolger

Jahja Sinwar gilt als Drahtzieher des Angriffs vom 7. Oktober
Von Gerrit Hoekman
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Ismail Hanija (l.) und Jahja Sinwar (r.) bei einer Demonstration in Gaza (13.12.2017)

»Die islamische Widerstandsbewegung Hamas gibt die Wahl von Kommandant Jahja Sinwar zum Leiter des Politbüros der Bewegung bekannt«, teilte die Organisation am Dienstag in einem kurzen Statement mit. Der bisherige Hamas-Chef im Gazastreifen wird Nachfolger des vergangene Woche in der iranischen Hauptstadt Teheran vermutlich von Israel ermordeten Ismail Hanija. Sinwar soll einer der Drahtzieher des Angriffs auf Israel vom 7. Oktober gewesen sein.

Die Wahl sende »der Welt eine klare Botschaft, dass die palästinensische Frage nun vollständig von Iran und Hamas kontrolliert wird«, schrieb der israelische Außenminister Israel Katz am Mittwoch auf X. »Ohne israelisches Eingreifen in Gaza würde das Gebiet vollständig unter die Kontrolle der Hamas fallen.« Am Dienstag hatte Katz bereits an gleicher Stelle geäußert, die Ernennung des Kommandanten sei »ein weiterer zwingender Grund, ihn schnell zu eliminieren«.

Sinwar, der in der Hamas als Abu Ibrahim bekannt ist, stand von Beginn des Gazakriegs an ganz oben auf der israelischen Todesliste. Seit nunmehr zehn Monaten gelingt es ihm, sich zu verstecken – vermutlich im weitverzweigten Tunnelsystem unter dem Gazastreifen. Geboren wurde er in einem Flüchtlingslager in Khan Junis und verbrachte insgesamt 22 Jahre seines Lebens in israelischen Gefängnissen, bis er 2011 mit über 1.000 anderen palästinensischen Inhaftierten gegen den israelischen Soldaten Gilad Schalit ausgetauscht wurde. 2017 wurde Sinwar Hamas-Chef in Gaza. Im Gegensatz zum pragmatischen Hanija gilt er als Hardliner.

Wer auch immer für die Tötung Hanijas verantwortlich ist, dem Frieden wurde damit kein Dienst erwiesen. Sie spielt vielmehr den Falken auf beiden Seiten in die Hände. Sinwar wie auch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und seine mit Faschisten gespickte Regierung können nun das tun, was sie ohnehin wollten: Den Krieg in Gaza weiterführen. Ein Waffenstillstand und die Freilassung der israelischen Gefangenen, die sich noch in der Hand der Hamas befinden, wird jetzt noch weniger wahrscheinlich. Schlechte Nachrichten also für die notleidende Bevölkerung in Gaza und für die Familien der Geiseln. Es werden noch viele Menschen sterben, bis die Waffen schweigen.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (8. August 2024 um 11:53 Uhr)
    Hamas ist wie ein mehrköpfiger Drache: Schneidet man einen Kopf ab, wächst ein neuer nach.

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