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Aus: Ausgabe vom 08.08.2024, Seite 3 / Schwerpunkt
Indien

Gemeinsame Interessen

Das Streben nach Autonomie brachte Indien und Frankreich in eine strategische Partnerschaft
Von Jörg Kronauer
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Partnerschaft im Eigeninteresse: Frankreich will die Autonomie der EU gegenüber den USA stärken, Indien strebt auf dem Weg zur Großmacht Unabhängigkeit von USA, EU und Russland an

Nach wie vor ist Russland Indiens wichtigster Rüstungslieferant. Dem Stockholmer Forschungsinstituts SIPRI zufolge sank sein Anteil an den indischen ­Waffenimporten allerdings in den vergangenen 15 Jahren stark. Zwischen 2009 und 2013 hatte er noch bei 76 Prozent gelegen, zwischen 2019 und 2023 waren es nur noch 36 Prozent. Neu-Delhi hat seine Rüstungskäufe energisch diversifiziert. Davon haben Rüstungskonzerne aus den USA, die zwischen 2019 und 2023 13 Prozent stellten, weniger profitiert, vielmehr vor allem französische, die im selben Zeitraum auf 33 Prozent kamen.

Warum ausgerechnet Frankreich? Beide Staaten hatten bereits 1998 während eines Besuchs des damaligen französischen Präsidenten Jacques Chirac in Neu-Delhi eine strategische Partnerschaft geschlossen. Nun fragt sich bei solchen Bündnissen, wie belastbar sie sind. Tatsächlich beruhen die Beziehungen von Frankreich und Indien auf soliden Interessen. Ende 2023 wies das Washingtoner Wilson Center auf das gemeinsame Streben nach strategischer Autonomie hin. Während Frankreich darauf zielt, die Autonomie der EU gegenüber den USA zu stärken, strebt Indien auf dem Weg zur Großmacht die Unabhängigkeit von USA, EU und Russland an. Daher die Diversifizierung seiner Rüstungskäufe. Waffenlieferungen aus Frankreich lassen sich dabei eher auf Augenhöhe beziehen als solche aus den übermächtigen USA.

Zu den Waffensystemen, die Indien in Frankreich gekauft hat, gehören unter anderem Jagd-U-Boote der Scorpène-Klasse sowie Kampfjets. Neben rund 260 »Su-30MKI« sowie weiteren Kampfjets aus russischer Produktion besitzt die indische Luftwaffe vier Dutzend »Mirage 2000« aus dem Hause Dassault und mittlerweile 36 »Rafale«. Zur Zeit plant Neu-Delhi die Beschaffung weiterer Jets: Die Rede ist von 114 und einem Kaufpreis, der bei 20 Milliarden US-Dollar liegen könnte. Im Rennen sind laut indischen Medienberichten US-Modelle wie die »F/A-18 Super Hornet« von Boeing, die »Gripen« von Saab, der »Eurofighter«, der vor Jahren in einem Bieterwettbewerb der »Rafale« unterlag – und eben erneut die »Rafale«. Die indische Regierung bestehe darauf, dass die Jets in Indien gefertigt werden, also ein umfassender Technologietransfer stattfindet. Wovon Dassault nicht begeistert gewesen sei.

Davon unabhängig haben Frankreich und Indien zu Jahresbeginn ihre Militärbeziehungen intensiviert. Gemeinsame Marinemanöver unter dem Namen »Varuna« reichen bis in die 1980er Jahre zurück. Frankreich verfügt dank seiner Überseegebiete La Réunion und Mayotte über Militärstützpunkte im Indischen Ozean. Seit 2003 gibt es gemeinsame Luftwaffenmanöver mit dem Namen »Garuda«, seit 2011 schließlich gemeinsame Heeresmanöver mit dem Namen »Shakti«. In diesem Jahr folgten in raschem Wechsel Besuche militärischer Spitzen im jeweils anderen Land: Während im April mit Anil Chauhan erstmals ein indischer Generalstabschef nach Paris reiste, trafen die Chefs der französischen Marine und des Heeres zu Gesprächen in Indien ein. Zum Abschluss von »Tarang Shakti« will Frankreichs Luftwaffenchef Stéphane Mille nach Indien kommen. Schon im Januar hatten die Luftstreitkräfte beider Staaten erstmals ein trilaterales Manöver mit den Vereinigten Arabischen ­Emiraten durchgeführt – vor der Küste von Mumbai.

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