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Aus: Ausgabe vom 08.08.2024, Seite 16 / Sport
Baseball

Dreiköpfiges Monster

Der Stand der Dinge in der MLB zu Beginn des letzten Saisondrittels
Von Bernhard Krebs
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Spektakuläre Neuverpflichtung der Seattle Mariners: Der so geniale wie erratische Randy Arozarena

Mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen gehen die New York Yankees und die Baltimore Orioles in das letzte Drittel der aktuellen Saison im nordamerikanischen Profibaseball. Mit jeweils 67 Siegen sowie 46 Niederlagen für die Yankees und 47 für die Orioles trennt beide Teams (alle Statistiken und Plazierungen Stand 7. August) in der Tabelle der American League (AL) East ein halbes Spiel voneinander. Um für das Saisonfinale aufzurüsten, verpflichteten die Yankees zur »Trade Deadline« am 30. Juli – seither dürfen in der MLB bis Dezember keine Spieler mehr gehandelt werden – mit Jazz Chisholm Jr. von den Miami Marlins einen dringend benötigten »Speedster« und »Base Stealer«.

Derzeit liegen die Yankees mit lediglich 47 gestohlenen Bases MLB-weit nur auf dem vorletzten Platz. Chisholm allein konnte bereits 24mal des Base-Diebstahls überführt werden. Mit dem 26jährigen haben die ­Yankees zudem einen Spieler verpflichtet, der vielseitig sowohl im Infield als auch im Outfield eingesetzt werden kann. Offensiv sollte der Linkshänder im Yankee Stadium mit dem kurzen Rightfield auch für den einen oder anderen Homerun gut sein. Im Gegenzug erhielten die Marlins »Outfield Prospect« Spencer Jones, den das Portal baseballprospectus.com vor der Saison auf Platz 33 seiner Top-101-Liste aller Nachwuchsspieler führte. Zudem päppelten die Marlins ihr Farmsystem – und damit ihre Zukunft – mit Yankees-Nachwuchscatcher Austín Ramírez auf. Der 22jährige aus der Dominikanischen Republik läuft diese Saison in den Minor Leagues mit einem Schlagschnitt von 26,3 Prozent sowie 20 Homeruns zu großer Form auf. Ramírez beweist auch ein durchaus gutes Auge, schlägt selten nach Bällen außerhalb der Strike Zone und gelangt so in 35,1 Prozent seiner Besuche am Schlagmal auf die erste Base (»On-Base Percentage«, OBP).

In der AL West gelang dem derzeitigen Spitzenreiter, Seattle Mariners, mit der Verpflichtung von Randy Arozarena von den Tampa Bay Rays ein aufsehenerregender »Trade«. Arozarena hält mit zehn Homeruns in den Play-offs von 2020 den MLB-Rekord in einer einzelnen »Post Season«. Die Frage ist nur, welche Arozarena-Version Mariners’ General Manager Jerry Dipoto schlussendlich an Deck seiner Mannschaft gezogen hat, sind die Leistungen des 29jährigen doch recht wechselhaft. Hat Dipoto jenen Arozarena verpflichtet, der in der ersten Hälfte der Saison mit einem Schlagschnitt von 20,3 Prozent und einem unterdurchschnittlichen OBP-Wert von 30,9 Prozent eher enttäuschte? Oder hat er jenen Arozarena verpflichtet, der danach einen Schlagschnitt von 30,9 Prozent und eine OBP-Statistik von sagenhaften 41,8 Prozent aufweisen kann? Spekuliert haben dürfte Dipoto womöglich aber auf den Play-off-Magier, der in Arozarena steckt. In 33 Spielen der »Post Seasons« von 2019 bis 2023 mit den St. Louis Cardinals und den Tampa Bay Rays kann Arozarena einen Schlagschnitt von 33,6 Prozent mit elf Homeruns sowie eine schwindelerregend gute OBP von 41,4 Prozent vorweisen. Mit solchen Leistungen könnte Arozarena den Unterschied beim Rennen der Mariners um eine erste World-Series-Teilnahme machen.

Mit der Verpflichtung von MLB-Veteranen Justin Turner (Schlagschnitt 25,8 Prozent; OBP 34,9 Prozent) bewies Dipoto zudem ein gutes Näschen für die Chemie im Team. Dem ansonsten jungen und wilden Haufen um Nachwuchsspieler wie Pitcher-Ass George Kirby oder Ausnahme-Outfielder Julio Rodríguez sollte ein Turner, der nicht erst nach dem Gewinn der World Series 2020 mit den Los Angeles Dodgers mit allen Wassern im Baseball gewaschen ist, Stabilität geben.

Apropos L. A. Dodgers: Die führen derzeit die NL West mit vier Siegen vor ihrem südkalifornischen Erzrivalen San Diego Padres an. Deren General Manager A. J. Preller gilt als einer der umtriebigsten der Liga vor den »Trade Deadlines«, was er auch in diesem Jahr erneut unter Beweis stellte. Dem eh schon furchteinflößenden Bullpen der Padres, um Relief Pitcher wie Jeremiah Estrada (14,54 Strikeouts pro neun Innings) oder den rechtshändigen Closing Pitcher Robert Suárez (0,82 Walks und Hits pro Inning), fügte Preller Rechtshänder Jason Adam und Linkshänder Tanner Scott hinzu. Während Adam damit überzeugen kann, nur schlappe 0,73 Homeruns pro neun Innings zuzulassen, drückt Scott diesen Wert gar auf sensationelle 0,58. Das Triumvirat aus Adam, Scott und Suárez könnte die restliche Saison eine ziemlich brutale Rechts-links-rechts-Kombination im siebten, achten und neunten Inning darstellen, um enge Führungen der Padres zu verteidigen. Gegen dieses »dreiköpfige Bullpen-Monster« dürfte so ziemlich jedes Offensiv-Line-up in der MLB seine liebe Mühe haben, zurück ins Spiel zu kommen.

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