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Aus: Ausgabe vom 09.08.2024, Seite 16 / Sport
Olympia

Die Wände hoch

Surfen zu Land: Schön war’s bei den zweiten olympischen Skate-Park-Wettbewerben
Von Florian Osuch
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»Die Welt liegt uns zu Füßen, denn wir stehen drauf«: Arisa Trew hat einen Lauf (Paris, 6.8.2024)

Im olympischen Skateboarding gibt es zwei Disziplinen. Nach den Skate-Street-Wettbewerben Anfang voriger Woche, bei denen Tricks und Stunts auf Treppen, Geländern und Absätzen gezeigt werden, folgten diesen Dienstag und Mittwoch die Wettkämpfe im Skate-Park. Sie werden in einer Anlage ausgetragen, die wie ein leeres Schwimmbecken aussieht, mit kleinen und großen Schanzen, steilen und flachen Rampen und mit geschwungenen Wänden in verschiedener Höhe. Die besten Skater zeigen Stunts mit hohen Sprüngen und sicheren Landungen. Sie haben eine Minute Zeit für eine anspruchsvolle, flüssige und fehlerfreie Darbietung, für die sie die unterschiedlichen Elemente des Parks nutzen. Bewertet werden Schwierigkeit der Tricks, Präzision, Ausführung, Tempo sowie Kreativität und Stil.

Entscheidend ist die Beherrschung des wackeligen Boards im welligen Park und an den hohen Wänden. Für Topwertungen sind komplexe Sprünge erforderlich, wie der »540«, bei dem der Skater eine anderthalbfache Drehung um die eigene Achse vollführt (540 Grad). Profis fahren vorwärts und rückwärts, kombinieren Board-Spins in der Luft und hohe Sprünge mit halben, vollen oder mehrfachen Drehungen. Spitzenwertungen gibt es für Back- und Frontflips, also Rückwärts- oder Vorwärtssaltos mit dem Board.

Im Finallauf der Frauen am Dienstag dominierten Teenagerinnen das Feld. Die Australierin Arisa Trew überzeugte mit einem schwierigen und gleichzeitig äußerst stilvollen Lauf. Die 14jährige gewann mit 93.18 Punkten. Sie hatte bei den »X-Games« bereits vier Goldmedaillen gewonnen, der weltgrößten Meisterschaft für sogenannte Extremsportarten. Zweite wurde die 15jährige Japanerin Kokona Hiraki, sie erreichte 92.63 Punkte. Bronze ging an die 16jährige Sky Brown aus Großbritannien (92.32 Punkte). Die jüngste Finalteilnehmerin war die 13jährige Heili Sirvio aus Finnland, die Rang fünf erreichte. Die 17jährige Berlinerin Lilly Stoephasius landete auf Platz 14. Im Gegensatz zu anderen Sportarten gibt es beim Skateboarden keine Altersbegrenzung für die Olympiateilnahme.

Bei den Männern siegte ebenfalls ein Australier, der 21jährige Keegan Palmer mit einem Spitzenwert von 93,11 Punkten. Er hatte bereits beim Olympiadebüt in Tokio 2021 die Goldmedaille gewonnen. Silber ging an den 24jährigen Tom Schaar aus den USA (92.23), gefolgt vom 23jährigen Augusto Akio aus Brasilien (91,85). Die Altersspanne bei den Männern war deutlich größer: Der 51jährige Andy Macdonald verpasste jedoch den Einzug ins Finale.

Die Aufnahme des Skateboardens ins Programm der Olympischen Spiele war ein Meilenstein für die Etablierung der Sportart. Die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees von 2016 zielte darauf, mit neuen, dynamischen Disziplinen jüngere Zuschauer anzusprechen. Die Entwicklung des Skateboardings ist eng mit dem Surfen verbunden. In den 1940er Jahren montierten kalifornische Surfer erstmals Rollschuhe unter Bretter, um an Tagen ohne Wellengang das Surfgefühl an Land zu erleben. Von den 60er Jahren an wurden erste Boards kommerziell produziert. Die Einführung von weichen Urethanrollen in den 1970er Jahren revolutionierte das Skateboarding. Diese neuen Rollen boten bessere Haftung und ein sanfteres Fahrgefühl. Erste Skateparks entstanden, und das Skaten entwickelte sich zur eigenen Subkultur. US-Bands wie The Ramones, Black Flag, The Offspring und NOFX prägten ihren Sound, später auch HipHop. Das 1981 gegründete Magazin Thrasher ist das Sprachrohr der Szene. Seit den 80er Jahren inspiriert der Skatepionier Tony Hawk aus Kalifornien Teenager. Kinofilme, Videospiele und Musikclips machten die Trendsportart immer populärer – spätestens, als 2002 Avril Lavigne mit ihrem Hit »Sk8er Boi« auch mehr Mädchen und junge Frauen für die Skatekultur begeisterte, war sie endgültig im popkulturellen Mainstream angekommen.

Schon früh war der Sport zum weltweiten Phänomen geworden, auch in der BRD gab es bald Skateparks, -shops und -veranstaltungen. In der DDR war der Zugang zu westlichen Konsumgütern begrenzt, aber erste Boards fanden durch Westbesuche ins Land. Wie den meisten westlichen Subkulturen stand die Staats- und Parteiführung auch dem Skateboarding zunächst skeptisch gegenüber. Allerdings war der Freizeitsport populär und in der Regel unpolitisch. Die wachsende Beliebtheit führte dazu, dass ein Kombinat in Wernigerode mit dem »Germina Speeder« ein eigenes Board produzierte – welches dem DDR-Heimwerkermagazin Practic 1987 allerdings arg dünn, ungünstig geformt und wegen fehlender Antirutschbeschichtung für den Freizeitgebrauch ungeeignet erschien.

Heutige Skateboards sind hoch elaborierte Spezialprodukte, das Brett selbst, der rutschfeste Belag (»Grip«), die komplexen Achsen, Lenkgummis, Kugellager und Rollen sind präzise gefertigt und auswechselbar, um das Sportgerät dem jeweiligen Bedarf und Fahrstil anzupassen.

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