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Aus: Ausgabe vom 09.08.2024, Seite 16 / Sport
Beim Fananwalt

Ignoranz und Arroganz

Von René Lau
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Der Fußball hat viele Protagonisten. Klar, da sind die Spieler, Trainer und Betreuer, aber auch viele andere, die nicht aktiv gegen den Ball treten, gehören dazu. Zum einen gibt es die Verbände mit ihren Funktionären, die für nichts anderes als die Organisation des Spielbetriebes da sind, zum anderen die Zuschauer, sei es in Form der aktiven Fanszene in der Kurve oder der Fans, die das Erlebnis Fußball in Ruhe zu Hause oder in der Kneipe am Fernseher verfolgen.

Und im Interesse der Sache wäre es auch besser, alle würden gut miteinander auskommen. Doch daraus wird wohl in diesem Leben nichts mehr. Seit der DFB im Jahr 2011 ohne Grund die Gespräche mit den Fans über eine mögliche Legalisierung von Pyrotechnik im Stadion abbrach, ist das Tischtuch zwischen Fans und Verband zerschnitten. Dass aber die Fans in ihrer Auseinandersetzung mit den Funktionären einen längeren Atem haben, wissen wir spätestens seit der Abschaffung der Montagsspiele oder dem geplatzten Investorendeal der DFL. Dennoch beweisen die Funktionäre immer wieder gern ihren Dilettantismus. Eine besondere Funktionärsspezies ist beim Nordostdeutschen Fußballverband, dem NOFV, zu Hause. Dieser schließt Fernsehverträge ab, die jedem Verein 8.000 Euro pro Saison einbringen, und nicht etwa pro Spiel, oder setzt zum Beispiel den thüringischen Fußballklassiker zwischen Jena und Erfurt am Wochenende der Landtagswahl an. Dass auch Team Blau das nicht besonders witzig findet, ist jedem klar. Aber der Gipfel ist dann die Neuansetzung auf den 4. September, 17 Uhr, einen Mittwoch. Den MDR freut es, denn der kann im schwach frequentierten Vorabendprogramm ein Highlight setzen. Offensichtlich haben die Funktionäre des NOFV vergessen, dass Vereine in der Regionalliga auf jeden Eintritts-Euro und die Cateringeinnahmen angewiesen sind. Die Ordner machen den Job zumeist nur als Nebenerwerb und sind um 15 Uhr, wenn dann die Stadiontore öffnen, kaum aufzufinden. Da aber Ansetzungen seit Jahren viel zu kurzfristig und ohne jedes Gespür für Fans und Vereine erfolgen, haben die aktiven Fanszenen aus dem Nordosten einen offenen Brief verfasst, in dem der NOFV aufgefordert wird, für Vereine und Fans da zu sein und nicht dem MDR oder der Polizei als Steigbügelhalter zu dienen.

Der NOFV lässt verlautbaren, dass er sich zu dem Brief nicht äußert, da kein Fan ihn konkret angesprochen habe. Können Ignoranz und Arroganz noch größer sein?

»Sport frei!« vom Fananwalt.

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