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Aus: Ausgabe vom 10.08.2024, Seite 1 / Inland
Regelinsolvenzen

Erneut starker Anstieg bei Firmenpleiten

Deutlich mehr Unternehmen melden Insolvenz an, vor allem Industriebetriebe
Von Susanne Knütter
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Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland nahm im Juli wieder deutlich zu. Nach vorläufigen Zahlen wurden im vergangenen Monat 13,5 Prozent mehr Verfahren bei den Gerichten angemeldet als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Freitag berichtete. Firmen, die ohne Insolvenzverfahren aufgeben, sind da noch nicht einmal enthalten.

Im Juni hatte es mit 6,3 Prozent erstmals seit Monaten nur einen einstelligen Zuwachs im Vergleich zum Vorjahresmonat gegeben. Noch unklar ist, ob alle angemeldeten Insolvenzen tatsächlich in ein Verfahren münden, das dann in die offizielle Statistik eingeht. Nach diesen endgültigen Ergebnissen gab es im Mai 1.934 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Das waren 30,9 Prozent mehr als im Mai 2023.

Die Gläubiger bangen dabei um 3,4 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor hatten die Forderungen noch bei knapp vier Milliarden Euro gelegen. Die Verfahren sind im Schnitt also kleiner geworden. Am häufigsten trifft es Unternehmen aus dem Bereich Verkehr und Lagerei. Häufig zeigen auch Leiharbeitsfirmen und Baubetriebe ihre Zahlungsunfähigkeit an.

Laut dem Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) betrifft der aktuelle Anstieg alle Branchen. Besonders betroffen sei aber das verarbeitende Gewerbe. Nach 100 Industrieunternehmen im Juni meldeten im Juli 145 Insolvenz an. Bei den größten zehn Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im Juli gemeldet wurde, waren demnach knapp 10.000 Arbeitsplätze betroffen. Verglichen mit einem durchschnittlichen Juli in den Jahren vor der Pandemie ein konstanter Wert. Das IWH schlussfolgerte, die steigende Zahl an Insolvenzen bei konstanter Zahl betroffener Jobs sei auf das Fehlen von Großinsolvenzen im Juli zurückzuführen.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) wertete den Anstieg der Pleiten als Zeichen für die angespannte wirtschaftliche Situation. »Entlastungen bei Energiekosten, Steuern, Bürokratie und schnellere Genehmigungs- und Planungsverfahren« seien »dringend nötig« als Voraussetzung für »geschäftlichen Erfolg«, erklärte DIHK-Mittelstandsexperte Marc Evers.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (10. August 2024 um 14:26 Uhr)
    Im Frühjahr gab es große Hoffnungen, dass der deutsche Konsument, dessen Lohnzuwachs in einigen Bereichen die Inflation übertraf, zur Rettung der Wirtschaft beitragen würde. Doch stattdessen fließt dieses zusätzliche Einkommen vermehrt in Ersparnisse – vermutlich aus Sorge, dass die guten Zeiten bald vorbei sein könnten. Enttäuschende Unternehmensinvestitionen, insbesondere im Bauwesen, belasten die Konjunktur zusätzlich. Erschwerend kommt hinzu, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen trotz eines leichten Rückgangs weiterhin auf hohem Niveau hält. Auch das abgeschwächte Wachstum in China und Europa hat den deutschen Exporten geschadet. Da zudem keine Aussicht besteht, dass Deutschland vor der Wahl im nächsten Jahr die Schuldenbremse lockert, wird auch die Fiskalpolitik keinen Beitrag zur Stabilisierung leisten. Es besteht ein ernsthaftes Risiko, dass die wirtschaftliche Erholung langsamer verläuft, als viele erwartet haben.
    • Leserbrief von Joachim Seider aus Berlin (12. August 2024 um 15:09 Uhr)
      Istvan Hidy bringt die aktuelle Wirtschaftstheorie auf den Punkt: Der deutsche Konsument ist dazu berufen, den Kapitalismus zu retten. Es scheitert nur daran, dass er nicht mitmacht. Man würde niemals glauben, dass so etwas als schlüssige Wirtschaftstheorie durchgeht, wenn es nicht täglich in den Leitmedien wiederholt würde. Danke Istvan für diese präzise Zusammenfassung eines »genialen« Denkansatzes!

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