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Aus: Ausgabe vom 10.08.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Google und Meta

Vereint gegen Jugendschutz

Google und Meta kooperieren, um Minderjährige regelwidrig mit personalisierter Werbung anzulocken
Von Sebastian Edinger
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Freizeitbeschäftigung bei jungen Leuten: Gebannt auf das Display gucken (Stuttgart, 14.12.2016)

Seit Jahren stehen Plattformen wie Youtube oder Instagram wegen der systematischen Vernachlässigung des Jugendschutzes öffentlich in der Kritik. Einsicht: Fehlanzeige. Das zeigte am Donnerstag auch ein Bericht der Financial Times, mit dem die Zeitung einen geheimen Deal der Betreiberfirmen Google und Meta von Anfang 2023 offenlegt. In den entsprechenden Dokumenten geht es um eine Werbekampagne, mit der gezielt Youtube-Nutzer aus der Altersgruppe der 13- bis 17jährigen auf Instagram gelockt werden sollten – und darum, diesen Umstand angesichts seiner Regelwidrigkeit zu verschleiern.

Schließlich ist die personalisierte Anzeigenansprache Jugendlicher nicht nur vielerorts gesetzlich verboten, sie widerspricht auch den hausinternen Google-Richtlinien, die erst 2021 auf öffentlichen Druck hin verschärft worden waren. Meta steht gleichermaßen unter Druck: Erst im Februar dieses Jahres sah sich CEO Mark Zuckerberg vor einem Untersuchungsausschuss des US-Senats gezwungen, sich mit großer Geste bei Eltern zu entschuldigen, deren Kinder durch Plattformen wie Facebook und Instagram Schaden genommen haben. Zweieinhalb Jahre zuvor hatten die Enthüllungen der Whistleblowerin Frances Haugen gezeigt, welch dramatische Auswirkungen die Nutzung der Facebook-App auf die psychische Gesundheit von Kindern hat. Insgesamt muss sich der Konzern in 33 Ländern wegen manipulativer Praktiken gegenüber Minderjährigen gerichtlich verantworten.

Doch die Bosse im Silicon Valley wissen auch um das große Profitversprechen, das mit der Manipulation von zig Millionen Kindern und Jugendlichen einhergeht. Zudem sah Google einen dringenden Bedarf, seine Youtube-Werbeeinnahmen zu erhöhen, und Meta beobachtete mit Sorge, wie immer mehr minderjährige Instagram-Nutzer zum chinesischen Wettbewerber Tik Tok wechselten. Es galt also, Gesetze und hauseigene Regeln zu umgehen, um auf Youtube gezielt Minderjährige für Instagram zu begeistern. Und Google wäre nicht Google, wenn es für dieses Problem keine Lösung finden würde.

Letztlich wurde, wie die Dokumente der Financial Times sowie Aussagen beteiligter Personen bestätigen, bei der Definition der Zielgruppen für die Werbekampagne und der Zuordnung der entsprechenden Daten einfach eine Gruppe »Unbekannt« ergänzt. Zu dieser hieß es, Merkmale wie Alter, Geschlecht, Elternstatus oder Haushaltseinkommen würden nicht identifiziert. Tatsächlich verfügt die Google-Marketingabteilung der Gruppe jedoch über Tausende Datenpunkte, aus denen deutlich erkenntlich wird, dass sie vor allem aus Minderjährigen besteht. Die Gruppe »Unbekannt« wurde zum Hauptziel der Werbekampagne, die Gruppe der 18- bis 24jährigen als sekundäres Ziel erklärt. Alle anderen Gruppen wurden abgeschaltet. So wurde die Grundlage für eine gezielte Werbeansprache Jugendlicher unter Umgehung bestehender Regeln geschaffen.

Wie groß das Interesse Metas an Informationen über das Onlineverhalten von Jugendlichen war, zeigt auch eine E-Mail der für den Konzern tätigen Werbeagentur Spark Foundry von Ende 2023, die der Financial Times ebenfalls vorliegt. Google wird darin aufgefordert, »plattformspezifische Daten und Einblicke in das Verhalten von Teenagern bereitzustellen«. Denn dies würde es ermöglichen, »unsere Medientaktik, Botschaften und kreative Umsetzung anzupassen und zu verfeinern«, hieß es weiter. Und Google rühmte sich bereits in seinem Pitch für die Kampagne mit seiner »wirklich beeindruckenden« Nutzung durch 13- bis 17jährige. Wohl das entscheidende Argument für den Zuschlag – auf den dann die beidseitige Vereinbarung folgte, in der Kommunikation zur Kampagne direkte Verweise auf die Altersgruppe zu unterlassen.

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