Blatt der Bewegung
Von Arnold SchölzelAm Montag berichtet die FAZ ausführlich über einen Werbeauftritt ukrainischer Soldaten in Prag. Überschrift: »Wo wir sind, ist Bewegung«, Unterzeile: »Die ukrainische 3. Sturmbrigade
ist im Westen auf Tournee. An der Truppe scheiden sich wegen der Tradition der rechtsextremen ›Asow‹-Bewegung die Geister.« Die einen sagen eben so, die anderen so. Die FAZ unterwirft sich dem Märchen der »Ausgewogenheit«? Bei allem Niedergang, soweit ist es noch nicht.
Bislang durften sich die ukrainischen Mördernazis hierzulande nur mit dem Pöbel von NPD und »Der III. Weg« treffen, waren also unter FAZ-Würde. Aber das Großbürgertum, das laut Brecht von Zeit zu Zeit in SS- und in Panzerdivisionen »verfällt«, hat schließlich genug in die Bandera- und Schuchewitsch-Kopien gesteckt und ein Recht zu erfahren, was in seinem Interesse zum Blühen gebracht wurde.
Die FAZ-Korrespondenten Stephan Löwenstein (Prag) und Robert Putzbach könne also vom PR-Auftritt in Tschechien entwarnend berichten: Es werden Selfies gemacht, und es geht um »Information und gegenseitiges Verständnis«. Die vier abgesandten Soldaten werden nur mit Spitznamen vorgestellt, wehren politische Fragen ab und sie ziert, »wie Thomas Mann einst über eine Figur im ›Zauberberg‹ geschrieben hat, ein Kriegsbart«. Bildungsprotzerei ist FAZ-Pflicht. Nächster Satz: »Die vier erzählen also vom Krieg«: Kameradschaft statt Familie und »Überzahl an Russen«. Das kennen FAZ-Veteranen: Der Russe kam zuletzt 1945 derart zahlreich bis an die Elbe, dass die Deutschen wegen der bloßen Masse, nicht wegen seiner militärischen Fähigkeiten, in den Westen flüchten mussten. Wer blieb, wählt heute Putins fünfte Kolonnen.
Die »Asow«-Marketingbeauftragten konnten aus »Sicherheitsgründen« in Hamburg, Berlin, in Belgien und den Niederlanden nicht auftreten, dafür waren sie in Warschau und »Breslau«, und Vilnius erwartet sie.
Die FAZ-Autoren sinnieren: »Warum scheiden sich die Geister besonders an ihrer Truppe?« Wegen ihrer Verbrechen, die auch Löwenstein und Putzbach erwähnen? Nein, weil die Kommunisten hinter allem stecken. Die Kommunistische Partei Böhmens und Mährens lässt auf einer Gegenkundgebung in Prag sagen: »›Asow‹ ist eine faschistische Organisation.« Dieses überholte Attribut ist in Verfassungsschutzberichten und FAZ-Texten nicht vorgesehen, also erläutern Löwenstein und Putzbach: »Mit dem Faschismusvorwurf gegen die ukrainischen Verteidiger sind prorussische Kreise schnell zur Hand.« Außerdem schwenkten bei den Kommunisten einige »die rote Fahne der vor mehr als 30 Jahren untergegangenen Sowjetunion«. Das sollte genügen. Aber die Autoren fügen hinzu, dass die Brigade »von Andrij Bilezkij kommandiert wird«. Der gelte »als einer der führenden Vertreter des ukrainischen Rechtsextremismus«. So ist es korrekt ausgedrückt, denn: »Schon in der Sowjetzeit stellte man nationale Bestrebungen als faschistisch dar.« Dabei wussten schon Gestapo und Wehrmachtsabwehr, die Banderas OUN päppelten, dass die zwar für Massaker an Juden, Polen und Russen gut, also höchstens »nationalsozialistisch« war. Ihre heutige Popularität hat diese und zusätzliche Gründe. Die FAZ-Autoren schwärmen, die »moderne, hippe Ästhetik« der Brigade bediene sich »aus Elementen populärer Subkulturen«. Wie die Ästhetik aller Faschisten. Daher zum verständnisvollen FAZ-Schluss: »Wo wir sind, da ist Action, könnte man das Selbstverständnis der Brigade auf den Punkt bringen. ›Dwisch‹, das auf ukrainisch soviel wie Bewegung heißt, steht in großen Buchstaben auch als Motto auf der Wand in Prag.«
Die Botschaft: Von »Asow« lernen, heißt Bewegung für Kriegstüchtigkeit lernen. Die »Zeitung für Deutschland« ist auf dem Weg an deren Spitze.
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Leserbrief von N. Schreiber aus München (15. August 2024 um 03:04 Uhr)Eigentlich ist es doch recht simpel: Wer Faschisten direkt oder indirekt supported, ist selber faschistisch. Beim FAZ-Wurstblatt ist diese Gesinnung allerdings ja keine Überraschung: Die waren schon immer als larviert quasi-faschistisch erkennbar, wenn mensch nur genauer hinsehen wollte …
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