Unerschütterlich für Israel
Von Susann Witt-StahlDer Führer der English Defence League (EDL), »Tommy Robinson«, steht fest an der Seite der Netanjahu-Regierung. »Wenn es einen Krieg gibt, dann werde ich da sein, und ich werde für Israel kämpfen«, hatte er 2020 erklärt. Vier Jahre vorher hatte »Robinson« das von ihm als »strahlenden Stern der Demokratie« gefeierte Land in Begleitung eines israelischen Influencers der extrem rechten Siedlerbewegung bereist. Fotos zeigen ihn im Armee-T-Shirt der Israel Defense Forces (IDF) in Bethlehem im Westjordanland sowie mit Gewehr auf einem »Merkava«-Panzer und Arm in Arm mit Soldaten auf den Golanhöhen – völkerrechtswidrig besetzten Gebieten, die er als »befreit« deklariert. Die militärische Stärke Israels und die drakonische Härte, mit der die IDF gegen die Palästinenser vorgehen, faszinieren ihn.
Vorbild seiner EDL ist die Jewish Defense League (JDL), die 1968 von dem Rabbiner Meir Kahane in New York gegründet worden war und nach dessen Übersiedlung 1971 auch in Israel als Partei »Kach«, in Anlehnung an den Leitspruch der rechtszionistischen Miliz Irgun »Rak Kach!« (Nur so!), Wurzeln schlug. Die JDL hatte sich früh faschisiert und mit bewaffneten Angriffen und Bombenanschlägen gegen die muslimische und afroamerikanische Bürgerrechtsbewegung, Antivietnamkriegsaktivisten sowie Einrichtungen der Sowjetunion Schlagzeilen gemacht.
Als die EDL noch als Organisation existierte, verfügte sie über eine »Jewish Division«. Leiterin war Roberta Moore, eine ehemalige IDF-Soldatin und Kahanistin mit Kontakten zur Siedlerbewegung und extrem rechten Politikern wie Mosche Feiglin, der heute die vollständige Zerstörung des Gazastreifens fordert. Die Bemühungen um gute Beziehungen zu rechten Zionisten trugen Früchte. So konnten sich Moore und EDL-Aktivisten 2010 einer Unterstützeraktion der Zionist Federation für die Operation des israelischen Militärs gegen die Free-Gaza-Flottille (bei der auf dem Schiff »Mavi Marmara« neun propalästinensische Aktivisten getötet wurden) vor der israelischen Botschaft in London anschließen. Rabbi Nachum Schifren, ehemaliger Fahrer von Meir Kahane und IDF-Ausbilder, flog aus den USA ein und lobpreiste die EDL für die »Befreiung« Englands von der »linken fünften Kolonne« und anderem »Bösen«. 2011 schmiedete die JDL Kanada unter der Führung von Meir Weinstein ein Bündnis mit der EDL und hielt in Toronto eine Solidaritätskundgebung für sie ab. Nachdem bekanntgeworden war, dass Moore Verbindungen zu der US-amerikanischen Terrorgruppe Jewish Task Force unterhielt, kam es 2011 zum Bruch zwischen ihr und »Robinson«, danach attackierte sie mit ihrer eigenen Organisation JDL UK propalästinensische Veranstaltungen.
Unter ihrem Nachfolger James Cohen von der International Free Press Society – einer Pressure-Group der »Counter-jihad«-Bewegung mit Kontakten zu Islamhasserprominenz wie Geert Wilders oder Daniel Pipes – setzte die EDL die von ihr propagierte »unerschütterliche Unterstützung für den Staat Israel« fort. Wenn es um die Bekämpfung der Palästina-Solidarität in Großbritannien geht, finden sich Anhänger der English Defence League (EDL) bis heute in der ersten Reihe: mit Überfällen auf Stände der Israel-Boykott-Bewegung BDS, seit Beginn der israelischen Militäroperation »Iron Sword« vor allem mit Angriffen auf linke Demonstrationen gegen die Bombardierung des Gazastreifens.
Als »Robinson« 2021 bei einer proisraelischen Demo in London mit einem »Free Gaza from Hamas!«-Schild mitmarschierte, distanzierte sich der Zentralrat der jüdischen Gemeinden Britanniens. Von Israels Ultrarechten wird die Zuneigung jedoch erwidert: Als der EDL-Führer 2019 einmal wieder wegen einer ordinären Straftat im Gefängnis saß, viktimisierte Benjamin Netanjahus Sohn Jair ihn als »politischen Gefangenen« und forderte »Freiheit für Tommy Robinson«.
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