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Aus: Ausgabe vom 13.08.2024, Seite 9 / Kapital & Arbeit
US-Wirtschaft

US-Investitionsboom stottert

Subventionen von »Inflation Reduction Act« kommen nur schleppend an. Investitionen im Umfang von 84 Milliarden US-Dollar stehen auf der Kippe
Von Wolfgang Pomrehn
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Chipfrabikant TSMC sollte bei seiner Ansiedlung in der US-Metropole Phoenix ebenfalls von Subventionen profitieren

Jenseits des Atlantiks ziehen schwarze Wolken über der Wirtschaft auf. Offensichtlich drückt im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen am 5. November die Ungewissheit über die künftige Wirtschaftspolitik auf die Stimmung bei vielen Bossen. Nun werden auch noch zahlreiche Investitionen in erneuerbare Energien und in die Halbleiterindustrie hinausgezögert, berichtete die Financial Times am Montag. Mehr als 400 Milliarden US-Dollar (366 Milliarden Euro) in Form von Steuernachlässen, Krediten und Zuwendungen hat die Regierung mit dem »Inflation Reduction Act« zur Förderung etwa der Chipherstellung zur Verfügung gestellt, doch offensichtlich werden die Subventionen nur sehr zögerlich in Anspruch genommen.

Zwei Jahre alt ist die Initiative des scheidenden US-Präsidenten Joseph Biden inzwischen, mit der er dem herstellenden Gewerbe wieder auf die Beine helfen und China Konkurrenz machen wollte. Zugleich sollte der Umbau der US-Wirtschaft, das heißt Digitalisierung und Verminderung der Treibhausgasemissionen, auf den Weg gebracht werden. Eine umfangreiche Recherche der Financial Times hat allerdings ergeben, dass Investitionen im Umfang von 84 Milliarden US-Dollar (77 Milliarden Euro) für Monate, Jahre oder gar auf unbestimmte Zeit verschoben wurden.

Insgesamt waren bisher von diversen Unternehmen neue Chipfabriken, Lithiumraffinerien, Batteriespeicher für das Stromnetz und ähnliches im Wert von 220 Milliarden US-Dollar (201 Milliarden Euro) angekündigt worden. Als Gründe für die Verzögerungen nannten die befragten Manager neben den politischen Unsicherheiten mangelnde Nachfrage und verschlechterte Bedingungen am Markt. Auch unklare Regeln und schleppende Bearbeitung von Anträgen hätten eine Rolle gespielt.

In den USA geht ähnlich wie hierzulande die Nachfrage nach Elektroautos zurück. Ganz anders übrigens in China. Dort haben elektrische und hybrid-elektrische Fahrzeuge einen Marktanteil von etwas über 50 Prozent. Fast 900.000 wurden im vergangenen Monat in der Volksrepublik verkauft, die bereits seit einigen Jahren den weltweit größten Pkw-Markt stellt. Damit vergrößert sich der Vorteil chinesischer Hersteller weiter, die anders als US-amerikanische oder deutsche Hersteller einen kräftigen und wachsenden Heimatmarkt im Rücken haben.

In der EU führen inzwischen die angekündigten höheren Zölle auf E-Autos »made in China« zu einem gesteigerten Absatz. Käufer wollen offensichtlich noch schnell die niedrigeren Preise mitnehmen, bevor Zölle am Markt wirksam werden. Laut dem britischen Guardian legte der Absatz chinesischer E-Autos in der EU und Großbritannien von Mai auf Juni um 72 Prozent zu. Inzwischen komme er auf einen Marktanteil von rund 11 Prozent. Vor diesem Hintergrund ist interessant, dass die US-Regierung drastische Zollerhöhungen auf chinesische Produkte verschoben hat, die eigentlich zum 1. August in Kraft treten sollten.

Unterdessen könnten die Investitionsverzögerungen auch konjunkturelle Gründe haben. Absackende Börsenkurse beiderseits des Atlantiks spiegelten in den vergangenen Wochen erhebliche Sorgen über die US-Wirtschaft wider. Zuletzt sorgte der Fonds der US-Börsenlegende Warren Buffett für Unruhe. Laut Nachrichtenagentur Bloomberg stieß dieser im größeren Stil Beteiligung ab – darunter die Hälfte seiner Apple-Anteile– und hortet inzwischen ein Bargeldvermögen in Höhe von 277 Milliarden US-Dollar (254 Milliarden Euro). Das sei als Warnung vor bevorstehenden Kursverlusten zu sehen.

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