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Aus: Ausgabe vom 13.08.2024, Seite 15 / Natur & Wissenschaft
Pyramidenbau

Stärker als Stein

Die Djoser-Pyramide könnte mit Hilfe hydraulischer Systeme erbaut worden sein
Von Felix Bartels
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Von Wasser keine Spur mehr: Sakkara heute

Wer baute die Pyramiden, frug Brecht dereinst. Okay, frug er nicht. Also wörtlich nicht, eher der Sache nach. Es waren ja Sklaven, die es taten, und darauf zielen die »Fragen eines lesenden Arbeiters«. Nach technischen Hilfsmitteln fragt das Gedicht nicht. So wenig wie die Berufsstauner Herodot, Pausanias und Antipatros nach den Sklaven gefragt haben. Die großen Pharaonen bauten ihre größeren Grabmäler. Hatten sie nicht wenigstens ein hydraulisches System dabei?

Kein Scherz das aber. Ein Forschungsteam um Xavier Landreau vom Paläotechnischen Institut in Paris hat Hinweise darauf entdeckt, dass die alten Ägypter ihre Pyramiden Kraft ihrer Wasserpumpen erbaut haben. Allerdings nicht im Fall der berühmten Bauten von Gizeh, sondern in Sakkara, wo das monumentale Grabmal des Pharaos Djoser steht. Erbaut wurde die Stufenpyramide um 2650 vor unserer Zeit, sie ist damit die älteste der sieben großen Pyramiden Ägyptens. Die vom Hohepriester Imhotep geplante Grabanlage ist 63 Meter hoch und aus etwa 2,3 Millionen Kalksteinblöcken errichtet. Die Forschung hat bis heute keine abschließende Erklärung gefunden, wie genau der Bau technisch vonstatten ging. »Bisher existiert kein allgemein akzeptiertes ganzheitliches Modell für den Pyramidenbau«, fassen die Archäologen um Landreau die Forschungslage zusammen. Man ging davon aus, dass die Steine mit Hilfe von Rampen, Rollen oder Flaschenzügen in die Höhe gehievt wurden. Und natürlich vermittels unbezahlter Arbeitskräfte, den damaligen Produktionsverhältnissen gemäß. Aber das hatten wir schon.

In der Tat allerdings könnte Imhotep, so die Forscher, auch hydraulische Technik eingesetzt haben, was verblüffend fortschrittlich wäre für den damaligen Stand der Produktivkräfte. Die Djoser-Pyramide liegt in der Nähe des heute ausgetrockneten Flusses Abusir-Wadi. »Um den Zusammenhang des Abusir-Wadi mit dem Bau der Stufenpyramide zu untersuchen, haben wir auch das Einzugsgebiet westlich von Sakkara erstmals kartiert«, heißt es im Bericht des Teams. Die Kartierung ermittelte mehrere Becken und Kanäle, durch die bei periodischen Regenfällen größere Wassermassen in das Flussbett des Abusir-Wadi geleitet worden sein müssen. Das Kanalsystem mündet in ein 360 mal 630 Meter großes Bauwerk, das sich einige hundert Meter von der Djorser-Pyramide entfernt findet und dessen Funktion bislang unklar war. Lage und Form des Bauwerks deuten darauf hin, dass es Teil des Kanalsystems gewesen ist. »Seine westliche Mauer diente wahrscheinlich als erste Staumauer für den Wasserzustrom aus dem Abusir-Wadi«, erklären die Autoren. Das Wasser sei dort gebremst, gesammelt und schließlich in einen den Pyramidenkomplex umgebenden Graben geleitet worden. Teil des Systems sind auch drei Kavernen, parallel und auf selber Grundhöhe zur Pyramide gelegen. Nach Ansicht der Forscher habe man das Wasser aus dem Abusir-Wadi über die Kanäle und die Kavernen bis in den Unterbau der Pyramide geleitet.

Dort könnte das zugeführte Wasser als Antrieb für ein hydraulisches Hebesystem gedient haben. Dabei ließ sich der Wasserstand in den beiden Hauptschächten durch ein raffiniertes System aus schweren, an Seilwinden hängenden Stöpseln regulieren. Wenn das Wasser im Schacht stieg, transportierte es ein auf dem Wasser schwimmendes Floß mit den für den Bau nötigen Steinen in die Höhe. »Unsere Studie liefert zum ersten Mal eine Erklärung für die Funktion und den Bauprozess gleich mehrerer kolossaler Strukturen dieser Anlage in Sakkara«, konstatieren Landreau und seine Kollegen.

Die Forschenden gehen davon aus, dass die Pyramidenbauer von Sakkara neben dem Hydraulikhebesystem auch gängige Bautechniken wie Rampen, Seilzüge und Rollen nutzten. Rampen, Seilzüge, Rollen und Sklaven.

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