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Fahrstuhljahre

Von Gabriele Damtew
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Ostdeutsches Gipfeltreffen: Der Cottbuser Tim Campulka (l.) im Kopfballduell mit Dresdens Aljaž Casar (Dresden, 9.8.2024)

Der zweite Spieltag der dritten Liga begann gleich mit einem Kracher: Dynamo Dresden gegen Energie Cottbus. Nostalgiker werden je nach Fanperspektive ins Schmunzeln geraten oder die Stirn runzeln. Über 30.000 hungrige Fußballseelen wollten dabei sein bei diesem Ostduell, das durch die unterschiedlichen Ligazugehörigkeiten der beiden Klubs stolze acht lange Jahre auf sich hatte warten lassen. Letztmalig spielten beide 2016 zusammen in einer Liga, ebenfalls die dritte. Dynamo stieg damals auf, während Cottbus sich erstmals nach 19 Jahren in die Regionalliga Nordost verabschiedete. In den folgenden Fahrstuhljahren bewegte sich Dresden zwischen zweiter und dritter Liga, Cottbus in der jeweiligen Spielklasse drunter, zuletzt in der Regionalliga.

In dieser Saison stimmt das Timing. Cottbus hatte im zweiten Jahr Meisterschaft in Folge diesmal den Aufstieg ohne Play-off in trockenen Tüchern, Dresden seinen schon sicher geglaubten in die zweite Bundesliga im Endspurt noch vermasselt. Die Atmosphäre im ausverkauften Rudolf-Harbig-Stadion war jedenfalls am Kochen, die Choreographien in den Fankurven waren bereit, die Spieler heiß auf das Ostderby. Nur einer fehlte auf der Trainerbank: Pele. So der Spitzname des Cottbuser Erfolgscoachs Claus-Dieter Wollitz, der just am ersten Spieltag der Saison gegen Bielefeld Schirirot gesehen hatte und dem Ballvergnügen fernbleiben musste. Auch ohne ihn sollte es emotional werden. Peles 26 Jahre junger Assistent Tobias Röder konnte sich nach nicht mal einer Viertelstunde schon über zwei Treffer seiner Truppe freuen. Erst nach dem von Kapitän Stefan Kutschke verwandelten Foulelfmeter erinnerte sich Dresden an die eigenen Stärken und traf noch vor der Pause zum Ausgleich. Bei Cottbus ließen am Ende der zweiten Hälfte die Kräfte nach. Die Gastgeber erhöhten zur Freude der Anhänger auf 4:2 und stehen ganz oben in der Tabelle.

Absteiger VfL Osnabrück hatte, wie viele andere vor ihm, nur eine Saison in der zweiten Bundesliga überlebt. Was nach dem Abstieg folgt, ist der sogenannte Umbruch, will sagen: teure Zweitligaspieler müssen verkauft und neue billigere unter Vertrag genommen werden, einige wenige bleiben dem Verein treu. Nicht immer gelingt das Zusammenwachsen. Für Erzgebirge Aue, das sein erstes Match gegen Aufsteiger Hannover 96 II zu Hause gewonnen hatte, hieß es dagegen lediglich auf seine Veilchenleibchen zu verzichten (denn auch Osnabrück liebt lila). Ansonsten gab es nur einige Neuzugänge. Im Tor von Aue stand in seiner strammen 17. Saison die ewige Nummer eins Martin Männel, der zwei wichtige Paraden ablieferte. Aue heimste den ersten Auswärtssieg (2:0) durch ein Tor des jungen Mika Clausen (frisch aus St. Pauli) und eine gut herausgespielte Kombination zwischen Erstsemester Pascal Fallmann und Tutor Borys Tashchy ein.

Akrobatischer Höhepunkt dieses zweiten Spieltages war der perfekte Fallrückzieher von Lex Tyger Lobinger, der u. a. bei Fortuna Düsseldorf sein Handwerk erlernt hat, zum Anschlusstreffer für Viktoria Köln bei Waldhof Mannheim (2:1).

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