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Aus: Ausgabe vom 14.08.2024, Seite 16 / Sport

Gold, Silber, Bronze

Von André Dahlmeyer
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Beim BMX-Freestyle sind es die akrobatischen Sprünge, die die gute alte Radbeherrschung erfordern

Einen wunderschönen guten Morgen! Die olympischen Sommerspiele von Paris sind vorbei, und die silberländische Delegation jubelte: Einmal Gold, einmal Silber, einmal Bronze. Diese Ausbeute bedeutete Platz 52 im Medaillenranking. Ein Wunder, bedenkt man die wirtschaftliche Situation des Landes. Ein Vergleich mit den Strukturen und der Sportförderung in europäischen, asiatischen oder ozeanischen Ländern ist unmöglich – da ist nichts, was man vergleichen könnte. So sagte etwa Rocío Sánchez Moccia, Kapitänin der Leonas (Löwinnen), der Frauenhockeyauswahl Argentiniens, nachdem sie zusammen mit ihrer Truppe die Bronzemedaille gewonnen hatte, auf der Pressekonferenz: »Die Struktur, die die Niederlande haben, ist anders, hundertprozentig professionell, wir sind zu hundert Prozent Amateure.« Sofía Toccalino, ebenfalls Teil des Teams der Leonas, bemerkte: »Jede Spielerin, die in diesem Team auflief, gab absolut alles, ohne irgend etwas von irgend jemand zu erwarten. Wir trainieren, als wären wir Profis, aber wir sind Amateure. Die Liebe für dieses Trikot und der historische Zusammenhalt dieses Teams sind stärker als alles.«

Die erste Medaille für Argentinien war gleich Gold. Nicht im Taekwondo oder Judo, nein, im BMX Freestyle. José »Maligno« Torres Gil hieß der Übeltäter. Der in Bolivien geborene (seine Eltern arbeiteten dort) und im zentralargentinischen Córdoba aufgewachsene Torres war selbst überrascht. Vor allem, dass er überhaupt teilnehmen durfte, er kam durch die Hintertür des kryptischen Regelwerks der Union Cycliste Internationale, dem Internationalen Radsport-Verband, zu Olympia, in der Qualiserie hatte er nur den 12. Platz belegt. Sein Ziel war es lediglich, die Finalrunde zu erreichen. Aber da war der in den Amerikas sehr erfolgreiche Fahrer allen haushoch überlegen, das hatte so niemand erwartet. »Maligno« gewann den Wettbewerb in der Einzeldisziplin »Park«, die seit den Tokio-Spielen für beide Geschlechter olympisch ist. Beim BMX-Freestyle steht anders als im BMX-Racing nicht die Geschwindigkeit im Vordergrund, sondern es sind die akrobatischen Sprünge und Tricks, die Mut, Geschick und natürlich vor allem die gute alte Radbeherrschung erfordern.

Eine Bank sind von jeher die argentinischen Segler. Diesmal reichte es für Eugenia Bosco und Mateo Majdalani immerhin für Silber in der Mixed-Crew-Klasse Katamaran Nacra 17, olympisch seit Rio 2016, bei der es den Seglern überlassen bleibt, wer die Vorschot und wer die Pinne übernimmt. So oder so ist ein extrem präzises Bootshandling vonnöten. Sieben Jahre lang hatten die beiden Segler, die als Nachfolger von Cecilia Carranza und Santiago Lange (Gold in Rio; Lange war weit über fünfzig und hatte einen Krebs besiegt) gelten und WM-Neunte wurden, sich auf die Spiele vorbereitet. Über seinen Nachfolger hatte Santiago Lange vor acht Jahren nach dem Olympiatriumph noch im Fernsehen gesagt: »Mateo wird eine Medaille für Argentinien erringen!« Nach zwölf Regatten hatte sich das Duo als zweites für das Medal Race qualifiziert. Zugute kam ihnen beim Medaillengewinn, dass Großbritannien disqualifiziert wurde. Erfolgreicher als im Segeln ist Argentinien historisch nur im Boxen.

Schließlich gewann die sportartenübergreifend erfolgreichste argentinische Nationalmannschaft Bronze im Frauenhockey. Die Geburtsstunde der Leonas war Sydney 2000. Seitdem gewannen sie sechs Medaillen (dreimal Silber, dreimal Bronze) bei sieben Olympischen Spielen. In Paris spielten die Leonas im legendären Stadion Yves-Du-Manoir, wo 1972 die argentinische Linksauslegerlegende Carlos Monzón vor den Augen seines Kumpels Alain Delon gegen Jean Claude Bouttier um den WM-Titel im Mittelgewicht boxte. In Paris war Argentinien erstmals seit 100 Jahren ohne eigene Boxer präsent.

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