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Aus: Ausgabe vom 15.08.2024, Seite 15 / Betrieb & Gewerkschaft
Union Busting

Deutliches Urteil für Gewerkschafter

Frankreich: Industriebäckerei Neuhauser muss CGT Delegiertem 525.000 Euro Entschädigung zahlen
Von Georges Hallermayer
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CGT-Mitglied Christian Porta erhält nun rund eine halbe Million Euro vom Invivo-Konzern

Ein französisches Gericht hat den Agrarkonzern Invivo abgestraft. Die Arbeitsgerichte von Forbach und Sarreguemines verpflichteten Invivo am vergangenen Freitag, den geschassten Gewerkschafter der französischen CGT, Christian Porta, mit 525.000 Euro zu entschädigen und ihn innerhalb von drei Tagen wiedereinzustellen. Die Entscheidung ist ein weiterer Rückschlag für die Konzernleitung, die nach der Entlassung Portas in den vergangenen sieben Monaten bereits fünfmal vor Gericht verloren hat. Zweimal widersprach auch die französische Arbeitsinspektion dem Vorgehen des Agrarriesen.

Porta war Anfang Februar aus der Großbäckerei Neuhauser, die zur Konzerngruppe gehört, entlassen worden. Der CGT-Delegierte hatte sich in dem Betrieb seit 2015 mit Kolleginnen und Kollegen für Lohnerhöhungen und gegen Standortschließungen in der Gemeinde Folschviller eingesetzt, berichtete die französische Tageszeitung L’Humanité. Seine Anwältin Elsa Marcel bewertete das Urteil als »außergewöhnliche Entscheidung«, die das außergewöhnliche Vorgehen von Invivo gegen Gewerkschaftsrechte sanktioniere. Die hohe Strafe für die Nichtrespektierung eines Gerichtsurteils stelle für alle Beschäftigten der Fabrik einen Sieg dar, erklärte Porta nach dem Urteil. Dieses sei ein Ergebnis der wochenlangen Streiks und Mobilisierungen gegen die gewerkschaftsfeindlichen Methoden des Agrarkonzerns. Der Gewerkschafter habe »die Funktionsweise des Unternehmens, insbesondere durch wiederholte Streiks, beschädigt und mehrere Beschäftigte eingeschüchtert«, erklärte dagegen die Konzernleitung von Invivo.

Das Unternehmen habe »durch diese Hetze zig Millionen Euro verloren«, diffamierte auch der Personalchef des Konzerns die gewerkschaftliche Solidarität der Kolleginnen und Kollegen von Porta. »Es stellt sich das Problem des Fortbestands dieses Unternehmens, da unsere Kunden zunehmend davor zurückschrecken, mit dem Neuhauser-Werk in Folschviller zusammenzuarbeiten«, behauptete er. Der Konzern nahm das Urteil erneut zum Anlass, Werkschließungen in der Region anzudrohen. »Wenn wir unsere Kunden nicht mehr beliefern können, wird es keinen Standort mehr geben«, so der Sprecher in einem Fernsehinterview. Man versuche lediglich, das Unternehmen zu retten.

Das Konglomerat Invivo ist einer der größten Agrarkonzerne Europas, dazu gehören etwa die Gartencenterketten Gamm vert und Jardiland sowie der Getreidegroßhändler Soufflet. Der aus 174 zusammengeschlossenen Genossenschaften heraus entwickelte Konzern betreibt über 90 Agroindustriebetriebe. In 36 Ländern sind mehr als 14.500 Beschäftigte für den Konzern tätig. Konzerntochter Neuhauser produziert mit rund 280 Beschäftigten Brot und Gebäck für große Einzelhandelsketten. Ein Hauptabnehmer der Ware ist die deutsche Supermarktkette Lidl, Tochter der Schwarz-Konzerngruppe.

Bei dem Arbeitskampf von Christian Porta handelt es sich nicht um einen Einzelfall. So musste kürzlich der Gaskonzern GRDF die vor anderthalb Jahren ausgesprochene Kündigung des bekannten Gewerkschafters Jordan Robichon zurücknehmen. Das französische Arbeitsministerium kassierte die Entlassung des CGT-Delegierten, nachdem die Arbeitsinspektion das bereits im November getan hatte. Auch Robichon war »Störung des Betriebsfriedens« vorgeworfen worden, nachdem er gegen das rassistische Mobbing gegen eine Kollegin vorgegangen war.

Mehr als tausend CGT-Kolleginnen und -Kollegen würden wegen ihrer gewerkschaftlichen Aktivitäten von Unternehmen drangsaliert, hatte CGT-Chefin Sophie Binet im Dezember auf dem Kongress der Gewerkschaft berichtet. Neben der täglichen Unterdrückung am Arbeitsplatz werden in ganz Frankreich mehrere hundert Kollegen Jordan Robichons von der Justiz verfolgt. Sie hätten sich an den CGT-Aktionen »Robin de bois« (Robin Hood) beteiligt und während der landesweiten Streiks gegen die Rentenreform Strom und Gas an vielen Zählern »verbilligt«, so der Vorwurf.

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