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Aus: Ausgabe vom 16.08.2024, Seite 1 / Titel
Krieg gegen Gaza

40.000 Tote

Israels Krieg gegen Gaza: Opferzahlen erreichen neuen »Rekord«. Vermittler kommen in Doha zusammen, Hamas pocht auf Friedensplan
Von Ina Sembdner
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Trümmer, Müll und Abertausende Tote: So sieht der Gazastreifen nach zehn Monaten Krieg aus (Khan Junis, 11.8.2024)

In den letzten zehn Monaten »ist es Israel gelungen, die Hamas zu stören, einige ihrer Anführer zu töten und die Bedrohung Israels, die vor dem 7. Oktober bestand, weitgehend zu reduzieren«. So lautet die Einschätzung des früheren Leiters des US-Zentralkommandos General Joseph L. Votel in der New -York-Times vom Donnerstag. Faktisch ist es Israel jedoch »gelungen«, mehr als 40.000 Menschen im Gazastreifen – davon 70 Prozent Frauen und Kinder – zu töten, wie die dortige Gesundheitsbehörde gleichentags mitteilte. Die mindestens 10.000 Opfer, die noch unter Trümmern liegen, nicht eingerechnet. Der Krieg »gegen die Hamas« ist damit »einer der blutigsten des 21. Jahrhunderts«, wie Haaretz am Mittwoch titelte.

Zwar treffe das gemäß der Einschätzung des Konfliktforschers Michael Spagat von der University of London nicht auf die absoluten Zahlen zu, die Geschwindigkeit, mit der Israels Armee täglich Menschen tötet, mache die Kampfhandlungen jedoch »zu den tödlichsten« seit der Jahrhundertwende. Laut Israel sollen 14.000 Hamas-Kämpfer getötet worden sein – im Gegensatz zu den von WHO und Experten als verlässlich eingestuften Zahlen aus Gaza entbehre diese Zahl laut Spagat allerdings »jeder Grundlage«.

Der New-York-Times-Bericht erschien gleichzeitig mit der in Doha angesetzten Verhandlungsrunde. Eine der Botschaften, die in der katarischen Hauptstadt von US-Seite überbracht werden sollten, war demnach, dass »Israel nur noch wenig gegen die Hamas ausrichten kann«. Zu dieser Einschätzung war zuvor auch schon Verteidigungsminister Joaw Gallant gekommen, der Berichten zufolge Anfang der Woche Netanjahus Formulierung von einem »totalen Sieg« als »Kauderwelsch« abgetan haben soll. Mit seinem US-Kollegen Lloyd Austin soll er sich einig sein, dass ein Abkommen im besten Interesse Israels sei. Die Hamas hatte schon zuvor unter Berufung auf den von US-Präsident Joseph Biden im Mai vorgestellten Friedensplan angekündigt, dass sie nicht an der Verhandlungsrunde teilnehmen, sich aber informieren lassen werde. Der ranghohe Hamas-Beamte Sami Abu Zuhri betonte am Donnerstag gegenüber Reuters, die Gruppe sei dem Verhandlungsprozess auch weiterhin verpflichtet. Die Vermittler forderte er auf, Israel dazu zu bewegen, sich auf einen Vorschlag einzulassen, dem die Hamas Anfang Juli zugestimmt hatte.

Dieser sieht ein Ende des Krieges und einen vollständigen Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen vor. Aus dem israelischen Verhandlungsteam hieß es laut der Agentur, dass Netanjahu bei einigen der wesentlichen Streitpunkte erheblichen Spielraum eingeräumt habe. Offene Punkte seien die militärische Präsenz im Gazastreifen, die Reihenfolge der Geiselbefreiung und die Beschränkungen des Zugangs zum Norden der Enklave. Israelische Vertreter hätten eine Namensliste von 33 lebenden der insgesamt geschätzt 115 israelischen Gefangenen als Bedingung für eine Einigung genannt, berichtete die Zeitung Jediot Acharonot.

Dreh- und Angelpunkt bleibt die Frage, wer die Enklave nach einem Ende des Krieges kontrollieren wird. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas bekräftigte am Donnerstag bei einer Rede im türkischen Parlament in Ankara, dass in einer möglichen Nachkriegsordnung Gaza und das besetzte Westjordanland einen einheitlichen palästinensischen Staat bilden müssten. Weiter kündigte er an, mit der gesamten palästinensischen Führung in den abgeriegelten Gazastreifen reisen zu wollen, denn eine Lösung sei nicht in Sicht.

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