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Aus: Ausgabe vom 16.08.2024, Seite 1 / Kapital & Arbeit
Devisenmarkt

Auch Norwegen hat Probleme

Vorstoß im Sommerloch: Exminister schlägt Kopplung der schwachen Landeswährung an den Euro vor
Von Alexander Reich
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»Ziemlich dramatische Abwertung der Krone im Laufe der Zeit« (Zentralbank in Oslo)

Norwegen wird gern als das Land gesehen, in dem Milch und Honig fließen. Weil erneuerbare Energien den heimischen Bedarf locker decken, können Erdöl und Erdgas aus schier unerschöpflichen Quellen in den Weltmarkt gepumpt werden. Die Einnahmen werden von den Verwaltern eines riesigen Staatsfonds gewinnbringend angelegt, um soziale Errungenschaften finanziell abzusichern. Vorderhand scheint die Rechnung aufzugehen. Im ersten Halbjahr machte der Fonds ein Plus von 1,475 Billionen norwegischen Kronen, wie die Zentralbank in Oslo am Mittwoch mitteilte. Das entsprach 125 Milliarden Euro. Womit wir bei einem Schatten wären, der das Paradies verdunkelt: die Wechselkurse.

Aktuell notiert die norwegische Krone sowohl gegenüber dem Dollar als auch gegenüber dem Euro nahe der Rekordtiefs, wenn man die Wochen in der Coronakrise außer acht lässt, in der der Ölpreis abstürzte. Im Juli war die Krone so billig zu haben wie seit vier Jahren nicht mehr. Gegenüber dem Dollar verlor sie in den vergangenen drei Jahren 25 Prozent an Wert, gegenüber dem Euro in zwei Jahren mehr als 17 Prozent.

Das macht Importe teurer, und weil die meisten Konsumgüter ins Königreich eingeführt werden müssen, ächzen die Verbraucher unter hohen Preisen. Vor diesem Hintergrund sorgt nun der Vorschlag eines Exministers für Aufsehen: Er will die Krone an den Euro koppeln. »Die ziemlich dramatische Abwertung der Krone im Laufe der Zeit bedeutet, dass wir unsere Optionen für die Zukunft ernsthaft prüfen müssen«, erklärte Sveinung Rotevatn dazu am Donnerstag in der Financial Times.

Der Liberale leitete das Ressort für Umwelt und Klima in der Regierung von Erna Solberg (Konservative), bis diese im Oktober 2021 zurücktrat. Seine damalige Chefin ist heute Oppositionsführerin. Von einer Kopplung an den Euro hält sie so wenig wie die sozialdemokratische Regierung, aber sie sieht »das Problem, dass wir ärmer werden«. Und ist dafür … – eine »Kronen-Kommission« zu gründen. Zur Ergründung der Währungsschwäche.

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